Sport

Gründe für verpatzte Eishockey-WM Goc schwach, Abwehr mies

20 Mal landete der Puck in den letzten beiden WM-Spielen im deutschen Tor. Für Olympia kann man sich so nicht qualifizieren.

20 Mal landete der Puck in den letzten beiden WM-Spielen im deutschen Tor. Für Olympia kann man sich so nicht qualifizieren.

(Foto: REUTERS)

Die direkte Olympia-Qualifikation ist verspielt, die Weltmeisterschaft verpatzt. Zwei Jahre nach dem sensationellen WM-Halbfinale ist das deutsche Eishockey zurück in der Realität. Die Schuld allein beim neuen Bundestrainer Jakob Kölliker zu suchen, wäre zu einfach. Es gibt viele Gründe.

Das WM-Ende war ein Debakel: Das deutsche Eishockey-Nationalteam verabschiedete sich mit 20 Gegentoren in zwei Spielen. Zwei angestrebte Ziele sind verspielt: Das dritte WM-Viertelfinale in Serie und die direkte Qualifikation für Olympia. Das WM-Fazit von Bundestrainer Jakob Kölliker lautet: "vernichtend". Dafür gibt es Gründe:

DER KADER: Die Mannschaft war einfach zu schlecht für das Viertelfinale. Dafür kann Kölliker wenig. "Wir haben hier sicher die bestmögliche Aufstellung gehabt", sagte der Schweizer, dem fast ein Dutzend Spieler fehlte, mit denen das Team ein anderes Niveau gehabt hätte. Verbandschef Uwe Harnos verteidigte Kölliker: Vorgänger Uwe Krupp habe für das Halbfinale 2010 und das Viertelfinale 2011 "in der Breite und Tiefe eine andere Mannschaft gehabt". Das stimmt.

Nikolai Goc machte in der DEB-Abwehr keine wirklich gute Figur.

Nikolai Goc machte in der DEB-Abwehr keine wirklich gute Figur.

(Foto: REUTERS)

DIE ABWEHR: Die größte Problemzone. Ohne die NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff, Dennis Seidenberg und Alex Sulzer sowie die Berliner Meisterspieler Frank Hördler und Constantin Braun war die deutsche Verteidigung nicht WM-reif. Wer das Duo Nikolai Goc und Denis Reul auf dem Eis sah, mochte kaum glauben, dass beide Mannheimer beinahe deutscher Meister geworden wären. Auch WM-Neuling Sinan Akdag kam nur sporadisch zum Zug. Einzig Christoph Schubert und Justin Krueger hatten WM-Format. Das war zu wenig.

DIE ABSCHLUSSSCHWÄCHE: Ohne Torjäger Michael Wolf fehlte zu oft die Durchschlagskraft. Auch beste Chancen wurden vergeben. DEL-Torjäger Evan Kaufmann und NHL-Star Marcel Goc blieben blass und ohne Wirkung. Als einzige Sturmreihe überzeugten Patrik Reimer, Philip Gogulla und Christoph Ullmann.

DAS NEUE DEFENSIVSYSTEM: Hauptkritikpunkt des Teams. "Wenn man in zwei Spielen 20 Gegentore bekommt, dann ist klar, dass das nicht funktioniert", sagte Kölns Gogulla. Kölliker ließ seine Spieler in der Verteidigung Eins gegen Eins spielen. Dies gilt gegen technisch bessere, spielstarke Teams als riskant und anstrengend. Gegen Norwegen (4:12) und Tschechien (1:8) war es verheerend. "Das Eins gegen Eins spielen praktisch alle Mannschaften hier. Das ist eine Ausführungssache und eine Frage, wie man sich auf dem Eis bemüht", verteidigte Kölliker sein System.

DIE FEHLENDE INTEGRATION VON MARCEL GOC: Null Punkte in sieben Spielen. Das sagt alles über die Leistung des NHL-Stars. Der Kapitän wirkte wie ein Fremdkörper im deutschen Team. Angeblich sei alles in Ordnung gewesen, die Chemie mit Mannschaft und Trainer habe gestimmt. Auf dem Eis sah es anders aus. Gegen Norwegen und Tschechien ging der Käpt'n mit unter. "Ich weiß auch nicht, wie ich mich als Kapitän hätte verhalten sollen", sagte Goc nach dem ersten Debakel. Trotz des Fiaskos kündigte der Stürmer aus Florida an, weiter für Deutschland spielen zu wollen. "Ich habe schon 2001 bei meiner ersten WM gesagt: Wenn ich kann, spiele ich für mein Land", bekräftigte Goc.

WENIG TYPEN IM TEAM: Keine Emotion, kein Aufbäumen. Das Team ergab sich bei den Pleiten zum Abschluss scheinbar teilnahmslos in sein Schicksal. Nur Schubert teilte einige harte Checks aus. Torhüter Dennis Endras schmiss gegen Norwegen entnervt über so viel Gleichgültigkeit seinen Schläger auf die Bank. Sonst sah man nur ratlose Stille. Auch auf der Bank. Kölliker versuchte es gegen Norwegen noch mit einem flammenden Appell während einer Auszeit, danach stand auch ihm die Fassungs- und Ratlosigkeit ins ruhige Gesicht geschrieben. "Er ist eher der sachliche Typ", sagte Kapitän Goc zu Köllikers Auftreten auch in der Kabine.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen