Neuseeland im Rugby-WM-Finale "Götter in Schwarz" walzen Argentinien platt
21.10.2023, 14:13 Uhr
Nicht aufzuhalten: Neuseelands Will Jordan.
(Foto: AP)
Früher Rückstand, später keine Probleme: Mit dem höchsten Halbfinal-Sieg seit 1987 zieht Neuseeland ins Finale der Rugby-WM ein. Will Jordan ragt einmal mehr aus einer Mannschaft heraus, die sich seit dem miserablen Start ins Turnier mächtig gesteigert hat.
Nach dem Ende ihrer Machtdemonstration genossen die übermächtigen "Götter in Schwarz" sichtlich die Atmosphäre im Pariser Stade de France. Mit Familie und Freunden feierten die Neuseeländer ihren Triumph, breit grinsend hielten sie mit Erinnerungsfotos den besonderen Moment fest. Die gute Laune, sie war aus mehreren Gründen angebracht: Das Finale der Rugby-WM souverän erreicht, die Dämonen von 2019 besiegt - und dabei auch noch ein dickes Ausrufezeichen an die Konkurrenz geschickt.
Die Anerkennung aus der weit entfernten Heimat folgte prompt. "Die All Blacks - was für ein Team!", schrieb Neuseelands künftiger Premierminister Christopher Luxon auf X nach dem dominanten 44:6 (20:6) im Halbfinale gegen chancenlose Argentinier. Im Stadion jubelte ein "stolzer" Jordie Barrett über den Sieg, der "so süß" sei. Der 26-Jährige muss es wissen, war der Center doch bereits vor vier Jahren Teil des Teams, das in der Vorschlussrunde an England gescheitert war. Doch nach dem Absturz in Japan lebt in diesen Tagen in Frankreich der Mythos der berüchtigten All Blacks wieder.
Nach einem frühen Rückstand drehten die Neuseeländer auf und ließen die Argentinier nicht mehr zur Entfaltung kommen, ein Try gelang den Südamerikanern im gesamten Spiel nicht. Auch nach der Pause änderte sich an der Überlegenheit nichts, ein weiterer Versuch nur 90 Sekunden nach Wiederbeginn bedeutete eine Vorentscheidung. Es war der höchste WM-Halbfinalsieg seit der Erstausgabe 1987, damals siegte Neuseeland gegen Wales 49:6. Das Finale findet am 28. Oktober statt. Gegner ist dann Weltmeister Südafrika oder England, die am Samstagabend das zweite Halbfinale bestreiten.
Titel als alleiniger Rekordchampions greifbar
Die Neuseeländer hatten sich nach ihrem verlorenen Auftaktspiel gegen Gastgeber Frankreich spätestens im Viertelfinale eindrucksvoll zurückgemeldet. Gegen den seit 17 Spielen ungeschlagenen Weltranglistenersten Irland hatten sich die "Götter in Schwarz" in einem packenden Duell die Teilnahme am Halbfinale gesichert, wo eine beeindruckende Leistung die Chance auf den vierten WM-Titel wahrte. "Wir sind hierhergekommen, um ins Finale einzuziehen, und dann wollen wir es natürlich auch gewinnen", sagte Coach Ian Foster mit Nachdruck.
Die Chancen dazu stehen sehr gut. Die Siege gegen den Weltranglistenersten Irland und die Abreibung für Argentinien sind die aktuellen Beweise für die bestechende Verfassung des Teams. Aus diesem ragt vor allem Will Jordan heraus. Gegen die Südamerikaner legte er seine Versuche sechs, sieben und acht im laufenden Turnier. Ein weiterer im Endspiel, und er würde eine neue Bestmarke bei einer Endrunde aufstellen. "Die Jungs sind gut drauf, sie sind heiß auf die nächste Woche", so der Flügelspieler.
Persönliche Erfolge werden aber am kommenden Samstag (21 Uhr/ProSieben MAXX und ran.de) dem großen Ziel einer ganzen Nation untergeordnet: Mit dem vierten Titel würde Neuseeland zum alleinigen WM-Rekordchampion aufsteigen. Welchen Gegner Foster auf diesem Weg bevorzuge? "Es ist mir egal", lautete die kurze Antwort. Titelverteidiger Südafrika und England bestreiten noch am Samstagabend das zweite Halbfinale.
Den Zuspruch aus der Heimat haben die All Blacks auf jeden Fall schon sicher. "Sie haben die Experten eines Besseren belehrt", schrieb Premier Luxon, der schnell die Marschroute für das Finale vorgab: "Ein weiterer Berg muss noch erklommen werden." Nach 1987, 2011 und 2015 greifen die All Blacks am Samstag in einer Woche nach Titel Nummer vier.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa