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Turn-EM in Birmingham Gold für deutsches Quintett

Die deutschen Kunstturner gewinnen erstmals bei den europäischen Titelkämpfen Gold in der Mannschaftsentscheidung. Angeführt von Ausnahmeturner Fabian Hambüchen werden die Schützlinge von Chefcoach Andreas Hirsch ihrer Favoritenrolle nach der Absage von Titelverteidiger Russland äußerst souverän gerecht.

Die Team-Europameister (v.l.): Fabian Hambüchen, Marcel Nguyen, Philipp Boy, Matthias Fahrig und Eugeni Spiridonov.

Die Team-Europameister (v.l.): Fabian Hambüchen, Marcel Nguyen, Philipp Boy, Matthias Fahrig und Eugeni Spiridonov.

(Foto: REUTERS)

Philipp Boy ballte beide Fäuste, Matthias Fahrig verneigte sich vor dem Publikum, Fabian Hambüchen bildete mit den Beiden ein Jubel-Knäuel: Erstmals in der 55-jährigen Geschichte von Europameisterschaften haben die deutschen Turner die Team-Entscheidung gewonnen. Das Quintett brillierte im Mannschafts-Finale von Birmingham mit beeindruckender Sicherheit, höchsten Schwierigkeiten und gewann mit 266,150 Punkten souverän vor Gastgeber Großbritannien (263,025) und Frankreich (260,100).

Es war überhaupt erst der zweite Mannschaftserfolg deutscher Turner: Den bislang einzigen Triumph hatten die Deutschen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin gefeiert. "Supergeil. Was morgen passiert, ist jetzt egal. Wichtig ist nur das Heute", meinte Fabian Hambüchen in einer ersten Reaktion nach seinem insgesamt sechsten Titel begeistert. Am Sonntag hat er noch die Chance, zum vierten Mal EM-Gold am Reck zu holen.

Deutsche konstant überragend

Die Deutschen mussten im Team-Finale vor nur rund 1000 Zuschauern in der National Indoor Arena an den Ringen beginnen, meisterten diese Aufgabe mit Bravour und punkteten wie bei den folgenden Geräten Sprung und Barren sogar noch weit höher als in der Qualifikation am Vortag, als sie hinter Frankreich auf Platz zwei ihre Möglichkeiten bereits angedeutet hatten. Kein Wunder, dass das Team von Cheftrainer Andreas Hirsch bereits nach dem zweiten Gerät die Spitzenposition übernahm.

Hambüchen hat am Reck noch die Chance, seine vierte Goldmedaille zu gewinnen.

Hambüchen hat am Reck noch die Chance, seine vierte Goldmedaille zu gewinnen.

(Foto: REUTERS)

Mit Glanzleistungen bauten die 22-Jährigen Philipp Boy, Marcel Nguyen und Hambüchen am deutschen Lieblingsgerät Reck den Vorsprung auf die Konkurrenz weiter aus und verteidigten die Top-Position schließlich auch am "Zittergerät" Pauschenpferd, in das die Mannschaft mit einem beruhigenden Vorsprung von 4,725 Punkten gegangen war.

Konkurrenz patzt

Als Beispiel für den enormen Teamgeist der immer stärker werdenden Truppe sprach, dass Marcel Nguyen am Barren sogar seinen Tsukahara-Abgang riskierte, um die Mannschaft in eine noch bessere Position zu bringen. Mit der Note 14,975 wurde dieses Risiko voll belohnt. Hingegen scheute Leitwolf Hambüchen angesichts des Team-Vorsprungs das letzte Risiko am Boden und am "Königsgerät", an dem er tags zuvor noch für den Spitzenwert gesorgt hatte. "Siehst Du, man muss richtig pokern können", meinte Nguyens Trainer Waleri Belenki nach dem historischen Triumph zu Chefcoach Hirsch, nachdem alle Pläne für die Deutschen aufgegangen waren.

Deutschland profitierte beim "Lotterie-Modus" ohne Streichwert auch von Patzern der härtesten Konkurrenten. So musste Pauschenpferd-Spezialist Daniel Keatings ausgerechnet sein Top-Gerät unfreiwillig verlassen, der Franzose Cyrill Tommasone erlebte einen Einbruch am Barren. Titelverteidiger und Mitfavorit Russland hatte wegen des Flugverbots wegen der Vulkanasche sowie Visa-Problemen auf die Teilnahme verzichten müssen.

Quelle: ntv.de, dpa

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