Wahnsinnstor im WM-Halbfinale Granlund lässt Finnland träumen
14.05.2011, 16:35 UhrMit einem der spektakulärsten Tore der WM-Geschichte schießt der 19-jährige Mikael Granlund Finnland ins Finale der Eishockey-Weltmeisterschaft in Bratislava. Gegen den Erzrivalen Schweden soll nun der zweite Titel nach 1995 her. Auch damals hieß der Finalgegner Schweden.
Eishockey-Superstar Sidney Crosby fehlt bei der WM in der Slowakei, doch er hat einen erstklassigen Vertreter. Das spektakulärste Tor des kanadischen Olympia-Helden, das er noch in der Juniorenliga erzielte, hat nun auch die große Eishockey-Bühne erreicht. "Wahnsinn, so was habe ich bisher nur bei Youtube im Internet gesehen", meinte Finnlands Stürmer Juhamatti Aaltonen, nachdem sein Teamkollege Mikael Granlund den Crosby gemacht hatte.
Hinter dem Tor hatte sich der 19-Jährige den Puck auf die Kelle seines Schlägers geschaufelt, war um den Pfosten herum gefahren und hatte dem völlig verdutzten Torwart die Scheibe über die Schulter in den Winkel geschleudert - im WM-Halbfinale gegen Rekordweltmeister Russland. "Er ist ein außergewöhnlicher Spieler", meinte sein Trainer Jukka Jalonen nach dem 3:0-Sieg, "man weiß nie, was er als Nächstes macht. Er kann einfach alles mit dem Puck."
"Es war doch auch nur ein Tor"
Der gefeierte Torschütze, der mit seinem "Crosby-Tor" in der 26. Minute den Grundstein zum Finaleinzug legte, blieb inmitten all der Lobeshymnen bescheiden. "Es war doch auch nur ein Tor, jedes Tor zählt", sagte der Teenager, der vom NHL-Klub Minnesota Wild im vergangenen Jahr als insgesamt neunter Spieler im Junioren-Draft gezogen worden war und in der kommenden Saison sein Debüt in der stärksten Eishockey-Liga der Welt geben soll.
"Er hat das schon mal in Finnland gemacht", berichtete sein Mannschaftskollege Lasse Kukkonen, "aber ich hätte nie gedacht, dass er sich das bei einer WM traut." Sogenannte "Lacrosse-Tore", bei denen der Puck von der Kelle ins Netz geschleudert wird, hat es schon mehrere gegeben. Eines erzielte der Schwede Robin Figren bei der Junioren-WM 2007 gegen Dänemark. Das berühmteste ist aber Crosbys Treffer für sein Juniorenteam Rimouski Oceanic, von der Position und dem Bewegungsablauf fast identisch mit Granlunds Geniestreich.
Finale von 1995 reloaded
Am Sonntag (20.30 Uhr/Sport1) kann Granlund nun auch noch Eishockey-Geschichte für sein Land schreiben. Die Finnen greifen nach ihrem zweiten WM-Gold - wieder gegen den Erzrivalen Schweden, gegen den sie 1995 im Globen in Stockholm triumphierten. "Das wird eine tolle Sache", prophezeite Jarkko Immonen, der im Halbfinale sein achtes Turniertor erzielte: "Wir sind die Mannschaft, gegen die niemand spielen will."
Die Schweden setzen bei ihrem Anlauf auf den neunten WM-Titel ebenfalls auf ihre jungen Wilden. Gleich zehn Spieler unter 23 Jahre halfen mit, Titelverteidiger Tschechien mit Altstar Jaromir Jagr auf beeindruckende Art und Weise mit 5:2 aus dem Weg zu räumen. "Wir haben viele junge, talentierte Leute", sagte Trainer Pär Marts, "wir lassen sie so spielen, wie sie es können." Und es klang ein bisschen wie eine Drohung, als er anfügte: "Wir werden noch besser in den nächsten Jahren."
Jung schlägt Alt
Die Jungen haben schon in Bratislava den Alten die Show gestohlen. Der 39-jährige Jagr, bis zum Halbfinale die dominierende Figur der WM, spielt am Sonntag (16.00 Uhr) nur um Bronze. Gegen ein russisches Team, an dem die Jahre nicht spurlos vorübergegangen sind. Viele haben wie Kapitän Alexej Morosow (34) ihre beste Zeit längst hinter sich, und die Superstars Ilja Kowaltschuk und Alexander Owetschkin waren nur ein Schatten ihrer selbst.
Der 28-jährige Kowaltschuk trug sich lediglich beim 2:1 im Viertelfinale gegen Kanada in die Torschützenliste ein. Der 25-jährige Owetschkin wirkt nach dem überraschend frühen NHL-Aus mit den Washington Capitals mental und körperlich ausgelaugt, in vier Spielen hat er weder ein Tor noch eine Vorlage verbucht.
Quelle: ntv.de, sid