"Noch ist nichts erreicht" HSV schlägt leise Töne an
01.05.2009, 13:13 UhrGesiegt, gefeiert und doch nicht ganz zufrieden: Trotz des verdienten 1:0 (1:0)-Erfolges beim norddeutschen Erzrivalen Werder Bremen war die UEFA-Cup-Welt des Hamburger SV nicht vollständig in Ordnung. "Wenn die Mannschaft etwas abgezockter gewesen wäre, hätten wir dieses Halbfinale diesmal schon entscheiden können", stellte HSV-Trainer Martin Jol fest. Sportchef Dietmar Beiersdorfer merkte mit leicht kritischem Unterton an: "Als nächsten Schritt würde man sich wünschen, dass man auch mal das 2:0 macht. Das wäre eine Vorentscheidung gewesen."
So aber ließen die Gäste dem Vize-Meister für das Rückspiel am 7. Mai noch die Chance, den Spieß umzudrehen und sich beim dritten von vier Hanseatenduellen innerhalb kürzester Zeit für das Endspiel am 20. Mai in Istanbul zu qualifizieren. "Das Finale ist noch längst nicht abgeschrieben. Wenn diese beiden Mannschaften aufeinandertreffen, liegen die Vorteile im Auswärtsspiel", erinnerte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs hoffnungsvoll an den Werder-Sieg in der vergangenen Woche in der Vorschlussrunde des DFB-Pokals.
Deswegen traute man sich beim Sieger nicht so recht, sich wirklich über den Erfolg durch das erste Kopfballtor in der Profikarriere des 1,69 m kleinen Piotr Trochowski ("Plötzlich war ich 2,50 m groß") in der 28. Minute zu freuen. "Ein Resummee werde ich erst nach 180 Minuten abgeben", sagte HSV-Boss Bernd Hoffmann und auch Kapitän David Jarolim ging verbal in die Defensive: "Noch ist nichts erreicht."
Was so wiederum auch nicht stimmte, denn der HSV hatte die Platzherren vor 37.500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion mehr als eine Stunde lang gut im Griff. Erst in der Schlussphase schlichen sich Konzentrationsschwächen in die Aktionen des Bundesliga-Fünften ein, doch die Bremer kamen nicht mehr zum Ausgleich.
Für Werder-Coach Thomas Schaaf war aber fast wichtiger, dass seine Truppe die Lethargie der ersten Halbzeit nach dem Seitenwechsel mehr und mehr ablegen konnte. "Ein Tor Unterschied ist natürlich ein Vorteil für den HSV, aber es ist nicht die große Welt. Wenn uns im Rückspiel ein Sieg gelingt, sind wir im Finale", analysierte der Fußball-Lehrer, der an seinem 48. Geburtstag aber natürlich lieber einen Erfolg der eigenen Mannschaft gesehen hätte.
Den wollen die Grün-Weißen nun in der Hamburger WM-Arena am Volkspark nachholen. "Wir haben auswärts im Europacup immer getroffen und das wird uns auch in Hamburg gelingen", prophezeite Torhüter Tim Wiese, der diesmal zwar keine drei Elfmeter abwehrte, aber mit mehreren guten Paraden hochkarätige Einschussmöglichkeiten der Hamburger vereitelte.
Während die Kicker des Bundesliga-Zehnten weitgehend unbeschadet aus dem hart umkämpften, aber wohltuend fairen Match herauskamen, muss sich Jol mit Personalsorgen in der Offensive herumschlagen. Stürmer Paulo Guerrero sah in Bremen die dritte Gelbe Karte und ist in der kommenden Woche gesperrt, bei Torjäger Mladen Petric ist noch nicht klar, ob die in der vergangenen Woche erlittene Risswunde am Schienbein rechtzeitig heilen wird.
Und im Mittelfeld könnte Alex Silva fehlen, der sich nicht zum ersten Mal in dieser Saison mit einer Oberschenkelzerrung bis auf Weiteres vom Spiel- und Trainingsbetrieb abmelden musste. Entgangen war dem Brasilianer aber nicht, dass sein Landsmann Diego im Trikot von Werder Bremen mit sich und seiner Leistung nicht zufrieden war: "Ich habe ihn ganz schön viel fluchen hören."
Quelle: ntv.de, Von Andreas Frank, sid