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Scuderia tröstet Tifosi Hamilton kaum noch titelfähig

Sogar ein kaputter Ferrari ist schneller als die Konkurrenz. Nach ihrem souveränen Doppelerfolg beim Großen Preis von Frankreich trotz des Auspuffschadens am Wagen von Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen rasen die "Roten" mit Vollgas auf WM-Kurs. Dagegen werden Erzrivale McLaren-Mercedes und sein Jungstar Lewis Hamilton immer wieder durch eigene Fehler und umstrittene Entscheidungen der Regelhüter des Automobil-Weltverbandes FIA ausgebremst. "Wenn wir die möglichen Punkte zusammenzählen, fehlt einiges", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Das BMW-Sauber-Team ist nach dem Höhenflug von Kanada wieder in der harten Realität angekommen und präsentierte sich in der französischen Provinz kaum wie ein ernsthafter Titelkandidat.

Scuderia tröstet Tifosi

Während in der Ferrari-Heimat Italien das EM-Aus der "Squadra Azzurra" große Trauer auslöste, sorgte die Scuderia mit dem ersten Triumph nach den Niederlagen in Monaco und Montreal für Trost. Vor allem auf Felipe Massa, der mit dem Frankreich-Sieg als erster Brasilianer seit Legende Ayrton Senna die WM-Wertung anführt, sangen die Blätter Lobeshymnen. "Aber die Formel 1 in Frankreich schenkt uns ein Lächeln: Doppelerfolg Ferrari. Massa triumphiert und fliegt an die Spitze der Weltmeisterschaft", schrieb der "Corriere dello Sport". "La Gazzetta dello Sport" jubelte: "Massa fliegt, Kimi Zweiter, Ferrari-Show."

Massa auf Platz eins

Den beeindruckenden Doppelerfolg der Scuderia hatte selbst das abgebrochene Auspuff-Endrohr an Räikkönens Ferrari nicht verhindern können. Zwar musste der Finne seinen Teamgefährten Massa passieren lassen und stand mehrfach vor dem technischen K.o., fuhr aber schließlich Rang zwei nach Hause. "Es tut mir leid für Kimi, aber Felipe ist majestätisch gefahren", sagte Teamchef Stefano Domenicali. Massas dritter Saisonsieg beförderte ihn mit 48 Punkten auf Rang eins der Fahrerwertung, zwei Zähler vor dem von der Spitze verdrängten BMW-Sauber-Piloten Robert Kubica.

"Es ist ein großes Vergnügen, vorn zu sein, aber im Moment haben wir noch nichts gewonnen", sagte Massa. Auch Kollege Räikkönen sah Magny-Cours nur als Durchgangsstation auf dem Weg zum erneuten WM-Titel. "Natürlich bin ich enttäuscht, weil ich gewinnen wollte. Aber ich bin jetzt in einer besseren Position in der WM als im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit", sagte der 28-Jährige, der mit fünf Punkten Rückstand auf Massa Dritter ist.

Hamilton unter Druck

Genau das Gegenteil gilt für Vize-Weltmeister Hamilton. Der Brite hatte im Vorjahr nach acht Rennen bereits 64 Punkte gesammelt und lag klar an der WM-Spitze. In diesem Jahr fuhr er 26 Zähler weniger ein und rangiert auf Platz vier. "Es gibt keinen Grund, entmutigt zu sein", versicherte der 23-Jährige dennoch.

Doch das Unheil der vergangenen beiden Rennen hat Hamiltons WM-Ambitionen einen Dämpfer verpasst: Aus nach dem peinlichen Boxengassen-Unfall in Kanada, darauffolgende Strafversetzung in Magny-Cours, Fehler in der Qualifikation zum Frankreich-Grand-Prix und im Rennen eine umstrittene Durchfahrtstrafe wegen angeblicher Behinderung von Toro-Rosso-Mann Sebastian Vettel. Mehr als Platz zehn war nicht drin, der zweite "Punkte-Nuller" nacheinander. Zwei Wochen vor seinem Heimrennen hat sich der Druck auf Hamilton erhöht.

Keine Vorentscheidung im Titelkampf

An eine Vorentscheidung glaubt Haug nicht. "Viele denken, der Zug ist abgefahren. Gar nichts ist abgefahren", sagte der Mercedes- Motorsportchef. Mit zehn Punkten Rückstand für Hamilton in der Fahrer- und 33 Zählern auf Ferrari (91) in der Team-Wertung hat sich jedoch eine sichtbare Lücke aufgetan. Nicht zuletzt, weil der ebenfalls mit einer Startplatz-Strafe belegte Heikki Kovalainen im zweiten Silberpfeil trotz starker Leistung nur noch Rang vier retten konnte.

In zwei Wochen in Silverstone will auch BMW-Sauber wieder zurück in die Erfolgsspur. Im Rennen nach dem Premieren-Sieg von Kanada lief bei den Weiß-Blauen fast nichts zusammen. "Unser Paket war nicht stark genug", erklärte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, dessen Team nun 17 Punkte hinter Ferrari auf Platz zwei liegt. Der Pole Kubica konnte als Fünfter hinter Toyota-Fahrer Jarno Trulli und Kovalainen den Schaden noch begrenzen, doch Teamkollege Nick Heidfeld stürzte als 13. abermals ab. "So schlecht war ich ewig nicht mehr", klagte der Mönchengladbacher.

Von Christian Hollmann, dpa

Quelle: ntv.de

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