Gidsel feiert deutschen Handball Handball-Superstar "ist ja kein Idiot": Kurioser Weg führt zum Coup
11.02.2025, 10:48 Uhr
Mathias Gidsel bleibt noch lange bei den Füchsen Berlin.
(Foto: picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS)
Die Füchse Berlin jubilieren, auch die Handball-Fans in Deutschland dürfen sich freuen: Mit Mathias Gidsel bleibt der beste Spieler der Welt in der besten Liga der Welt. Der Coup konnte gelingen, weil sich der dänische Ausnahmespieler seinen Ausnahmestatus nicht entsprechend bezahlen lassen will.
Mathias Gidsel ist der beste Handballspieler der Welt: Bei den letzten vier internationalen Großereignissen wird der Däne zum besten Spieler des Turniers gewählt, manche sagen, der Linkshänder hätte den Sport in eine neue Ära geführt. In seiner Heimat ist er ein Superstar von einem Rang, in den es hierzulande nur Fußballprofis schaffen können. Erst vor wenigen Tagen führte er seine Dänen zum vierten WM-Titel in Serie. Gidsel, daran gibt es keinen Zweifel, ist die größte Attraktion, die der Handball zu bieten hat. All das muss man wissen, um zu ermessen, welcher Coup den Füchsen Berlin 2022 geglückt ist, als sie den damals 23-Jährigen aus der dänischen Provinz von GOG Handbold in die Bundesliga geholt haben.
Und wie bedeutend die neueste Entwicklung um den gefragtesten Handballer des Planeten ist: "Die ganze Welt wollte ihn", verkündete Füchse-Boss Bob Hanning beim jüngsten Heimspiel des Vizemeisters gegen Potsdam den 8000 Zuschauern, "aber nur bei uns spielt er. Bis 2029!" Der Rest war Jubel und Gidsel grinste ins Publikum. Der Welthandballer hat seinen ohnehin schon bis 2028 laufenden Vertrag beim Bundesligazweiten noch einmal verlängert.
"Immer fair und der Sache zugewandt"
Wenige Minuten später gab Hanning am Dyn-Mikrofon Einblick in die Verhandlungen mit seinem Spieler. Sehr teuer sei die vorzeitige Verlängerung "tatsächlich nicht" gewesen. Natürlich ließ sich Gidsel das Treuebekenntnis bezahlen, doch die neue Summe sei "weit weg von dem, was andere Klubs hätten bezahlen müssen". Schon bei der ersten Verlängerung noch während seines ersten Jahres in Berlin "durfte er den Betrag selbst eintragen. Das durfte er diesmal wieder."
Auf Summen, die seinem Ausnahmestatus in der Handballwelt gerecht geworden wären oder die er bei den staatlich gepamperten Großklubs aus Paris oder Veszprem wohl hätte verdienen können, verzichtete der Däne: "Er ist ein unfassbarer Sportler", lobte Hanning seinen Rückraumspieler, der im vergangenen Jahr mit 260 Feldtoren einen Bundesligarekord aufstellte und auch in dieser Saison die Torschützenliste wieder deutlich anführt. "Wir haben ihm wirklich jeden bezahlbaren Wunsch erfüllt. Er ist ja kein Idiot, natürlich hätte er in Flensburg, Veszprem oder Paris mehr verdienen können. Aber genau das ist es, was ihn als Mensch auszeichnet. Sehr realistisch."
Man muss wissen - und das weiß auch Gidsel: Die Berliner sind selbst in der Bundesliga lange nicht der Krösus, Klubs wie Tabellenführer MT Melsungen oder Branchenprimus THW Kiel sind finanziell deutlich besser aufgestellt. Das neue Gehalt soll sich Schätzungen zufolge im Bereich von 50.000 Euro bewegen. Eine Dimension, in der auch die Topverdiener unter den deutschen Nationalspielern unterwegs sind.
"Überragende Handball-Kultur"
Gidsel, der einst aus dem dänischen 8000-Einwöhner-Städtchen Skjern nach Berlin gewechselt war, ist in der Millionenmetropole längst heimisch geworden. Gemeinsam mit Freundin Katrine hat er eine Dachgeschosswohnung in Prenzlauer Berg gekauft und renoviert. "Ich fühle mich wirklich sehr wohl in Berlin, meine kleine Familie auch, meine Freundin und mein Hund. Wenn du als Spieler die Möglichkeit hast zu wechseln, dann überlegt man immer, was man braucht", sagte der Superstar der "Sport Bild". "Bei mir war es: Ich will in der Bundesliga bleiben, ich will gern wohnen und leben in Deutschland, die Handball-Kultur in Deutschland ist überragend, unfassbar toll und das macht es einfach, jeden Morgen zu spielen. Und am Ende wusste ich, meine Zukunft ist hier in Berlin." Nun geht das Perfect Match in die nächste Runde.
"Es ist nach wie vor mein Ziel, mit den Füchsen Deutscher Meister zu werden. Ich weiß, wir sind auf einem guten Weg und wir haben hier die Möglichkeiten, wie nicht jeder Verein", verkündete Gidsel noch. "Viele andere Spieler hat es vielleicht nervös gemacht, weil sie nicht wussten, wo ich in Zukunft spielen werde, jetzt wissen sie es. Wir haben einen Vertrag gemacht, der zu mir passt zu meinen Leistungen und zu meinem Niveau. Das ist ein Statement - ja."
Mit den Füchsen gewann Gidsel bislang die European League und zu Beginn der Saison den deutschen Supercup. Titel, die bei Weitem nicht den Stellenwert einer deutschen Meisterschaft haben. Entsprechend sei die Situation "natürlich auch eine Herausforderung für uns, noch mal an den Kader heranzugehen und etwas zu tun, um ihm auch die Möglichkeiten zu geben, den ganz großen Traum einer Meisterschaft in Berlin zu verwirklichen", sagte Hanning bei Dyn.
Auf Tabellenführer Melsungen haben die Füchse derzeit vier Punkte Rückstand. Der Gewinn der Champions League ist für die Berliner in der laufenden Saison wohl utopisch, auch wenn sie noch im Wettbewerb vertreten sind. Für die kommende Saison haben die Füchse Berlin bereits den spanischen Welt- und Europameister Aitor Ariño für die Linksaußenposition verpflichtet.
Quelle: ntv.de, ter