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"Die würfeln oder was mit Lotto" Handballriese Lichtlein knackt Ligarekord

"Klar ist es eine Ehre, wenn man den Rekord wirklich bricht": Carsten Lichtlein.

"Klar ist es eine Ehre, wenn man den Rekord wirklich bricht": Carsten Lichtlein.

(Foto: dpa)

Auf dem Feld wie ein Vulkan, privat der Ruhepol: Carsten Lichtlein spielt seit fast zwei Jahrzehnten Handball auf höchstem Niveau. Während seiner Profizeit ist er nun sogar Teil eines Trainerteams. Und, nicht zu vergessen: Jetzt knackt er auch noch eine beeindruckende Bestmarke in der Bundesliga.

Mit einem großen Schlüsselbund in der Hand bittet Carsten Lichtlein in den Analyseraum der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle in Erlangen. "Jetzt wird's ein bisschen wie in der Schule", sagt er und sperrt ein dunkles Zimmer auf. Dort steht neben einem Beamer zum Studium der Videobilder auch ein Overhead-Projektor. Lichtlein ist 39 Jahre alt, 2,02 Meter groß und 100 Kilogramm schwer. Aber er wirkt nicht wie jemand, der sich für etwas Besonderes hält.

"Ich war immer da, habe alles mitgemacht und durchgezogen."

"Ich war immer da, habe alles mitgemacht und durchgezogen."

(Foto: dpa)

Und er fühlt sich auch nicht so. Dabei wird der Handballtorhüter an diesem Sonntag einen Rekord einstellen. Die Partie bei GWD Minden wird sein 625. Spiel in der Bundesliga sein."Klar ist es eine Ehre, wenn man den Rekord wirklich bricht. Ich würde aber sagen, dass es nicht das Wichtigste im Leben ist, dass man Rekorde hat. Es ist ja immer auch noch ein Spiel an dem Tag", sagt Lichtlein. Er zieht damit mit dem ehemaligen Torwart Jan Holpert gleich. Lichtlein absolviert beim HC Erlangen seine insgesamt 20. Spielzeit, krank oder verletzt war er nie.

"Ich war immer da, habe alles mitgemacht und durchgezogen. Dass der Körper das mitmacht, davor muss man den Hut ziehen." Seit Sommer ist Lichtlein seiner Frau und den beiden Söhnen ein Stück näher, Erlangen ist 80 Kilometer von seiner Heimatstadt Würzburg entfernt. Seit Jahren musste der Weltmeister von 2007 und zweifache Europameister im Alltag ohne seine Familie auskommen. Lichtlein war alleine im Lemgo, alleine in Gummersbach und ist nun alleine in Erlangen - aber mit kurzen Wegen. Nach Würzburg, wo auch seine Eltern wohnen, braucht er eine Stunde, an der Trainingshalle ist er zu Fuß in ein paar Minuten.

"Und ein bisschen durchgeknallt"

Mit 39 Jahren hält sich Lichtlein noch lange nicht für alt. Er ist bereit für neue Aufgaben und hat neben seinem Job als Bundesligaspieler einen Posten beim Deutschen Handballbund angenommen, wo er Teil eines Torhüter-Kompetenz-Teams ist. "Solange man brennt, möchte ich auf jeden Fall spielen. Dieser unbedingte Wille treibt mich immer wieder an." An einen Rücktritt denke er erst, wenn die Leistung nicht mehr stimmen sollte. Dieser Moment kann noch einige Jahre in der Zukunft liegen. Lichtlein hat mehrere Generationen erlebt, gewann Titel unter Heiner Brand und als Routinier die EM 2016 mit Dagur Sigurdsson.

Weltmeister 2007: Lichtlein mit seinen Torwartkollegen Johannes Bitter, links, und Henning Fritz.

Weltmeister 2007: Lichtlein mit seinen Torwartkollegen Johannes Bitter, links, und Henning Fritz.

Sich selbst beschreibt er über die Emotionen. "Auf dem Spielfeld bin ich total ausgeflippt und ein bisschen durchgeknallt. Leidenschaft, Emotionalität und der Wille charakterisieren mich." Obwohl er schon längere Zeit nicht mehr für das DHB-Team nominiert wurde, nehmen ihn die Spiele mit. "Das lässt einen nicht los. Wir machen es ja ab und zu spannender, das kann ich nicht angucken. Das ist Selbstschutz."

Die Kontroversen um seine Liga-Rekordmarke, die über Monate immer wieder verschoben wurde, verfolgte er eher belustigt. "Die haben mir dann irgendwann das Spiel gesagt und dann freut man sich", sagte Lichtlein mit einem Schuss Gleichgültigkeit, nachdem die Angaben über die Anzahl der Spiele von Vorgänger Holpert immer wieder korrigiert worden waren. "Ich sage langsam: Die würfeln oder irgendwas mit Lottogewinn und Super 6."

Quelle: ntv.de, Patrick Reichardt, dpa

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