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Segeldrama beim Volvo Ocean Race Fishers Tod verlangt Crews alles ab

Hat John Fisher kurz vor dem Sturz von Bord seine Sicherheitsleine gelöst?

Hat John Fisher kurz vor dem Sturz von Bord seine Sicherheitsleine gelöst?

(Foto: AP)

Der britische Segler John Fisher wird weiter vermisst. Sein Tod beim Volvo Ocean Race gilt aber mittlerweile als sicher: Ihm wurde offenbar eine gelöste Sicherheitsleine zum Verhängnis. Auch die anderen Crews müssen nun einen schwierigen Spagat meistern.

Noch immer wird der Segler John Fisher vermisst, Hoffnung auf Rettung des 47-Jährigen gibt es kaum noch. Der Tod des Briten, der beim Volvo Ocean Race über Bord gegangen war, gilt als wahrscheinlich. Wie aber konnte es dazu kommen, dass Fisher auf der siebten Etappe von einer Welle erfasst und von Bord gespült werden konnte? Ein Bericht seiner Crew listet den Ablauf des Unglücks nun detailliert auf. Fisher hatte demnach seine Sicherheitsleine gelöst, um ein Segel am vorderen Teil des Schiffs zu entwirren. Das sei, darauf weist Team Sun Hung Kai/Scallywag ausdrücklich hin, gängige Praxis beim Bewegen zwischen zwei Positionen. Dabei wurde er dann von einer wuchtigen Welle - und offenbar auch vom Hauptsegelsystem - bei heftigstem Seegang erfasst und stürzte vermutlich bewusstlos in den Pazifik.

Das Segel-Drama hatte sich am Montag auf dem Weg von Auckland (Neuseeland) nach Itajai (Brasilien) ereignet - der Königsetappe des Rennens, das als gefährlichste Hochseeregatta der Welt gilt. Am Dienstag erklärte die Rennleitung, dass keine Hoffnung mehr auf eine lebende Bergung besteht. Das Unglück war rund 1400 Seemeilen (ca. 2600 Kilometer) westlich von Kap Hoorn passiert. Die schnelle, verzweifelte Suche seines Teams hatte ihn nicht mehr retten können. Die 13. Ausgabe der Regatta war am 22. Oktober im spanischen Alicante gestartet. Nach insgesamt 45.000 Seemeilen um den Globus und rund acht Monaten ist der Zielhafen im Juni Den Haag.

"Angst, ein Teammitglied zu verlieren"

Nach dem tragischen Verlust von John Fisher müssen die Crews einen schwierigen Spagat meistern. "Es ist nicht ein Moment vergangen, in dem ich nicht an ihn gedacht habe", sagte Skipper Bouwe Bekking vom führenden Team Brunel. Bekking, eine 54 Jahre alte Segelikone aus den Niederlanden, nimmt bereits zum achten Mal an der Regatta teil. Doch auch ihn belastet der emotionale Ausnahmezustand auf hoher See enorm. "Meine Angst, ein Teammitglied zu verlieren, ist größer geworden", berichtete Bekking von Bord: "Wir gehen hier an unsere Grenzen." Körperlich und mental.

Auch Steuerfrau Denise Caffari von "Turn the Tide on Plastic" erlebte extrem schwierige Momente mit ihrer Crew. "Viele Tränen sind geflossen, sowohl gemeinsam als auch im Stillen", sagte die 45-Jährige, die weiter konzentriert arbeiten muss. Denn auf der 7.600 Seemeilen langen Etappe gilt es weiterhin sehr knifflige Wetterverhältnisse zu meistern. "Wir segeln in Bedingungen, bei denen ich Zuhause Angst hätte, dass die Dachziegel wegfliegen", sagte Bekking. Am Dienstagnachmittag habe eine schwarze Wolke sein Boot mit Böen von 65 Knoten durchgerüttelt - das entspricht Orkanstärke. "Zum Glück waren alle angeleint", sagte der Skipper, der wie die weiteren fünf im Wettbewerb verbliebenen Jachten noch das berüchtigte Kap Hoorn passieren muss - die Südspitze Südamerikas.

"Manchmal musst Du das Rennen vergessen und nur auf dein Boot und die Crew achten", hatte Skipper Charles Caudrelier vom Dongfeng Race Team bereits vor dem Start in Auckland gesagt.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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