"Kasperltheater hoch drei" Hickhack in Österreichs Fußball
30.03.2007, 17:00 UhrÖsterreichs Fußball droht ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land ein zäher Rechtsstreit um den Erstligisten Grazer AK. Per Einstweiliger Verfügung erwirkte der Klub nun die Rückgabe der von der Bundesliga aberkannten 28 Punkte und sorgte damit für eine überraschende Wende. Dem Grazer AK waren die Zähler als Folge der Insolvenz und wegen Verstößen gegen das Lizenzierungsverfahren aberkannt worden. Dadurch war der GAK mit zwischenzeitlich -1 Punkt abgeschlagen auf den letzten Platz der Bundesliga gerutscht.
Bundesliga-Vorstand Georg Pangl kündigte allerdings schon Widerstand gegen die Entscheidung an. "Die Punkte-Rückerstattung ist Fakt, aber nur ein Zwischenstand. Interessant ist, dass die Liga in diesem Verfahren gar nicht gehört wurde", sagte Pangl.
"Kasperltheater"
Deutlich weniger moderat fielen die Reaktionen bei der Grazer Konkurrenz aus. Franco Foda, ehemaliger deutscher Bundesliga-Profi und Trainer des weiter mit einem Abzug von 13 Punkten belegten Lokalrivalen Sturm Graz, machte seinem Unmut Luft. "Das ist ein Kasperltheater hoch drei. Wir brauchen uns nicht wundern, wenn Österreichs Fußball international nicht anerkannt wird", sagte Foda. Sein Vereinspräsident Hans Rinner kündigte an, nun ebenfalls um die Rückerstattung der Punkte kämpfen zu wollen.
Selbst GAK-Trainer Lars Söndergaard sieht große Missstände im Fußballsport der Alpenrepublik: "Eine Supersache für uns, aber eigentlich ein Wahnsinn. Ich glaube aber, dass diese Chaos noch lange nicht vorbei ist. Die Ursache ist für mich, dass es keine klare Regelung bezüglich der Lizenzierung gibt", sagte der Däne. Durch die Anerkennung der Punkte kletterte der Grazer AK mit nun 27 Punkten vom zehnten und letzten Rang auf Platz acht. Sturm Graz ist mit 19 Zählern neues Schlusslicht.
Österreichs Verband droht Ärger
Dem Grazer AK waren Mitte März zunächst sechs Punkte aberkannt worden. Damit wurde eine Anweisung des Weltverbandes FIFA wegen offener Gehaltsforderung des ehemaligen Spielers Daniel Kimoni umgesetzt. In dieser Woche folgte der Abzug von weiteren 22 Zählern wegen Lizenzverstößen und Insolvenz.
Da vom Landgericht für Zivilrechtssachen in Graz alle 28 Punkte - inklusive der ersten sechs Zähler - wieder zurückerstattet wurden, könnte dem österreichischen Verband auch Ungemach durch die internationalen Verbände FIFA und UEFA drohen, die eine Einmischung nationaler Gerichte untersagen. Zudem könnte die Abstiegs-Frage in der Bundesliga erst nach Saisonende am Grünen Tisch entschieden werden.
Quelle: ntv.de