Dicke Luft bei der Hertha Hoeneß droht mit Rauswürfen
25.09.2003, 11:20 UhrFür die Profis von Hertha BSC Berlin brechen nach dem jüngsten Fall von Arbeitsverweigerung raue Zeiten an. Manager Dieter Hoeneß war stinksauer nach dem 0:0 mit Stolperfußball ohne Herz und Seele gegen den polnischen Europacup-Debütanten Groclin Grodzisk und drohte mit personellen Konsequenzen.
"Es reicht, das Maß ist voll. Wer jetzt nicht mitzieht, muss sich warm anziehen. Notfalls schmeiß' ich einen raus", wetterte der 50-Jährige nach dem missratenen Auftakt in den Uefa-Pokal, der schon am 15. Oktober im Rückspiel in Polen für die Berliner beendet sein könnte.
Das Hertha-Team ließ fast über die gesamte Spielzeit all das vermissen, was gemeinhin als die Grundvoraussetzungen für erfolgreichen Fußball bezeichnet wird. Kein Kampf, keine Laufbereitschaft, kein Wille waren erkennbar. "Unser Gegner hat uns heute vorgemacht, was wir eigentlich hätten zeigen sollen. Es kann nicht sein, dass man nach so einem Spiel den Gegner loben muss. Das ist ja ein Witz", schimpfte Hoeneß.
Geschockter Stevens
Die meisten der Hertha-Fans unter den 23.000 Besuchern hatten schon lange vor dem Ende der Partie "die Schnauze voll" und machten ihrem Unmut über das erneut unsägliche Gekicke ihrer Noch-Lieblinge mit Pfiffen Luft. Auch der Trainer bekam mit "Steven raus"-Rufen sein Fett weg.
Huub Stevens wirkte regelrecht geschockt, dass seine Mannschaft gegen die Namenlosen aus der polnischen Provinz so weit von "Vollpower" entfernt war wie ein Trabi vom Sieg in der Rallye-WM. Der Trainer, der seine Mannschaft häufig in Schutz nimmt, warf seinen Schützlingen vor, nicht von Beginn an zumindest den Willen in die Waagschale geworfen zu haben. "In einer solchen Situation, in der wir uns befinden, musst du noch nicht einmal gut spielen. Aber wenn du keine Leidenschaft bringst, dann bettelst du um Probleme. Und die haben wir bekommen."
Ratlose Spieler
Die Hertha-Spieler selbst offenbarten kollektive Ratlosigkeit. Niko Kovac stellte fest, dass der Wurm drin sei. Arne Friedrich sprach von einer "verflixten Situation" und erkannte insgesamt eine "Verunsicherung". Und Kapitän Dick van Burik, der wegen einer Wadenblessur nach rund einer Stunde das Feld verlassen hatte, fand die Frage nach dem Wieso "viel einfacher als die Antwort".
Quelle: ntv.de