Millionenstrafe und Bewährung? Hoeneß verhandelt über Deal
05.05.2013, 15:58 Uhr
Hoeneß würde gern noch beim CL-Finale im Amt sein.
(Foto: dpa)
Für Bayern-Präsident Hoeneß läuft es sportlich super, dafür wird die Lage in der Streueraffäre immer brenzliger. Offenbar bemüht sich Hoeneß, die strafrechtlichen Konsequenzen in Grenzen zu halten. Die Staatsanwaltschaft spielt allerdings bisher nicht mit. Und auch bei seinem Verein verliert Hoeneß zunehmend an Rückhalt.
In der Steueraffäre um den Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß, streben seine Anwälte offenbar einen Deal mit der Staatsanwaltschaft an. So wollen sie dem Bayern-Boss eine Hauptverhandlung und eine mögliche Gefängnisstrafe ersparen.
Wie die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf Kreise der bayerischen Staatsregierung und Justiz berichtet, würde der 61-Jährige dafür neben der Geldstrafe in Millionenhöhe eine Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung akzeptieren. Allerdings ist die Staatsanwaltschaft München II bisher den Informationen zufolge dazu nicht bereit.
Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. "Zu Inhalten des Ermittlungsverfahrens äußern wir uns nicht, dazu gehören auch Gespräche mit den Verteidigern", sagte er dem Blatt. Die Anwälte von Hoeneß äußerten sich nicht.
Mit der Ablehnung des Deals steht noch keineswegs fest, dass Hoeneß auf der Anklagebank Platz nehmen muss. Theoretisch könnte die Staatsanwaltschaft seine strafbefreiende Selbstanzeige immer noch anerkennen. Wahrscheinlich ist das aber nicht. Hoeneß selbst hat offenbar Angst vor einer drohenden Gefängnisstrafe:"Ich kann diesen Gedanken nicht zulassen", sagte er der "Zeit".
Hoeneß wird zur Last
Medienberichten zufolge drängen die einflussreichen Aufsichtsräte des FC Bayern München Hoeneß zu einem Rücktritt nach dem Champions-League-Finale. Wie der "Spiegel" berichtet, zeigen die großen Sponsoren des FC Bayern München Einigkeit darüber, dass Hoeneß nach dem 25. Mai, dem Tag des Champions-League-Finales gegen Borussia Dortmund, sein Amt bis zur Klärung der Steueraffäre ruhen lassen soll. Diese Entscheidung soll Hoeneß bereits an diesem Montag auf der Aufsichtsratssitzung bekanntgeben.
Dem Magazin zufolge hatten sich die Konzernchefs von Adidas, Audi, Volkswagen und der Deutschen Telekom zunächst auf einen schnelleren Rückzug des Bayern-Bosses verständigt, diesen aber nach dem grandiosen 3:0 gegen den FC Barcelona aufgeschoben. Nach der Euphorie über den Einzug ins Finale wollten sie den Steuerhinterzieher aber nicht zum sofortigen Rückzug drängen, da dieser für Unmut unter den Fans sorgen könnte, heißt es zur Begründung. Da Adidas und Audi in der FC Bayern München AG nur 18,2 Prozent des Kapitals halten, können sie Hoeneß zudem nicht zwingen, sich selbst auszuwechseln. Die Aufsichtsräte wollen Hoeneß laut "Spiegel" jedoch die Möglichkeit geben, sein Amt bei einer reibungslosen Bewältigung der Steueraffäre wieder zu übernehmen.
Wie die "Welt" berichtet setzt der Aufsichtsrat darauf, dass Hoeneß freiwillig Konsequenzen aus seiner Steueraffäre zieht. Ein Rücktritt sei zwar im Moment kein Thema, heißt es demnach aus dem Umfeld des Gremiums. "Aber wenn er vernünftig ist, lässt er sein Amt ruhen."
"Mehr als großen Mist gebaut"
Kritik wegen des Umgangs mit seiner Steueraffäre kommt derweil von Wolfgang Schäuble (CDU). Der Bundesfinanzminister sagte der "Bild am Sonntag": "Er hat mehr als großen Mist gebaut. Steuerhinterziehung ist grundsätzlich eine Straftat." Hoeneß hatte vor einigen Tagen der "Zeit" gesagt, er habe mit seiner jahrelangen Hinterziehung von Steuern "Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch".
Im Fall Hoeneß sei die Enttäuschung wegen seiner herausgehobenen Rolle und vor dem Hintergrund seines sozialen Engagements besonders groß, so Schäuble. "Er muss jetzt mehr Kritik ertragen als andere. Und darüber kann Uli Hoeneß sich kaum beklagen. Denn er ist ja jemand, der die Gesetze der Medienwelt kennt und sich in der Vergangenheit auch nicht durch große Zurückhaltung in der Öffentlichkeit ausgezeichnet hat." Zur Klage von Hoeneß, er schlafe schlecht, sagte der Minister: "Ich empfände es als schwierig, wenn Uli Hoeneß sagen würde: Mir geht es prima, ich schlafe bestens."
Hoeneß schadet Union
Die Steueraffäre um Hoeneß und die Beschäftigung von Familienmitgliedern durch Politiker in Bayern schaden der Union offenbar massiv in der Wählergunst, wie die "Bild am Sonntag" berichtet. In der aktuellen Emnid-Umfrage sackte die Union auf 37 Prozent und damit den schlechtesten Wert seit gut einem halben Jahr ab. CDU/CSU verlieren damit zur Vorwoche drei Punkte, wie die Umfrage im Auftrag der Zeitung ergab. "Es hat in letzter Zeit eine Reihe von Ereignissen gegeben, die das Vertrauen der Bürger in wirtschaftliche Eliten erschüttert hat", sagte Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner dem Blatt. "Dazu gehört in gewissem Maße sicherlich der Fall Hoeneß und der Umgang mit Steuersündern, aber auch die Amigo-Affäre in Bayern. Weil die Union als besonders wirtschaftnah gilt bekommt sie den Unmut direkt zu spüren."
Die SPD verharrt in der Umfrage bei 27 Prozent, während es je einen Punkt aufwärts geht mit den Grünen auf 15, der FDP auf fünf und der Piratenpartei auf vier Prozent. Die Linkspartei liegt unverändert bei sieben Prozent, die Sonstigen Parteien bei fünf Prozent - davon zwei Prozent für die "Alternative für Deutschland".
Quelle: ntv.de, sba/dpa