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Kanadas Gold, Frankreichs Trauma Holzdeppe gewinnt Hochsprung-Silber

Raphael Holzdeppe übersprang in Pekng 5,90 Meter.

Raphael Holzdeppe übersprang in Pekng 5,90 Meter.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Titel verloren, trotzdem gewonnen: Hochspringer Raphael Holzdeppe nimmt von der Leichtathletik-WM in Peking die Silbermedaille mit nach Hause. Gold geht überraschend nach Kanada. Auch, weil sich das WM-Trauma des Topfavoriten fortsetzt.

Raphael Holzdeppe schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, schnappte sich eine Deutschland-Flagge und startete seine ausgelassene Silber-Party. Der beste deutsche Stabhochspringer verpasste zwar einen erneuten WM-Coup, freute sich im Vogelnest von Peking aber auch über Platz zwei. Der 25-Jährige meisterte 5,90 Meter und musste sich nur dem kanadischen Überraschungssieger Shawn Barber geschlagen geben, weil dieser seine Siegeshöhe bereits im ersten Versuch übersprungen hatte. Holzdeppe holte mit Silber die dritte Medaille für das deutsche Team in Peking, der erst 21 Jahre alte Barber sicherte Kanada erst das fünfte WM-Gold überhaupt.

Renaud Lavillenie ist der erfolgreichste Hochspringer der letzten Jahre. Auf seinen ersten WM-Titel muss er weiter warten.

Renaud Lavillenie ist der erfolgreichste Hochspringer der letzten Jahre. Auf seinen ersten WM-Titel muss er weiter warten.

(Foto: REUTERS)

"Air France" Renaud Lavillenie stürzte bei einer WM schon wieder ab. Der haushohe Favorit konnte sein Trauma nicht besiegen und musste sich nach 5,80 Meter mit dem geteilten dritten Platz zufrieden geben. Der 28 Jahre alte Olympiasieger und Weltrekordler war restlos bedient, schließlich wollte er endlich den Titel gewinnen, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Der dreimalige Europameister hatte schon 2013 mit Silber und zuvor zwei Mal Bronze bittere Pleiten eingesteckt.

Tobias Scherbarth landete mit 5,65 Meter auf dem geteilten siebten Platz, Carlo Paech (beide Leverkusen) war in der Qualifikation gescheitert. Neben Lavillenie holten die höhengleichen Pawel Wojciechowski und Piotr Lisek (beide Polen) ebenfalls Bronze.

Resetknopf vor der Saison

Nach seinem Wackler in der Qualifikation, als er seine Anfangshöhe erst im dritten Versuch meisterte, begann Holzdeppe im Finale hellwach. 5,65 Meter meisterte der Hobby-Basketballer souverän, die nächste Höhe 5,80 Meter im zweiten Versuch. Dann bewies er absolute Nervenstärke: Vor dem Aus stehend, meisterte Holzdeppe die 5,90 Meter sauber im dritten Durchgang. Die sechs Meter für Gold lagen an diesem Abend dann aber zu hoch.

Nach einem wahren Seuchenjahr 2014 hatte Holzdeppe vor der Saison den Resetknopf gedrückt und sich in der alten Heimat eine neue Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Aus München kehrte er nach Zweibrücken zu seinem alten Trainer Andrej Tiwontschik zurück, zog mit seiner Freundin, der Weitspringerin Sosthene Moguenara, zusammen und hat auch wieder seine alten Kumpels um sich. "Das spielt eine große Rolle, ich fühle mich einfach wohl und bin nicht mehr so viel auf der Autobahn unterwegs", hatte Holzdeppe vor der WM gesagt: "Und diese Kraft, die ich dadurch spare, kann ich ins Training stecken."

In diesem Jahr war Holzdeppe von Verletzungen verschont geblieben und sprang so hoch und konstant gut wie nie zuvor. Zuletzt steigerte er seine Bestleistung bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg auf 5,94 Meter. Die hätte in Peking zu Gold gereicht. Holzdeppe war aber auch mit Silber glücklich.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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