Sport

Wachstumshormone, Blutaustausch Hütthaler packt aus

Im österreichischen Doping-Skandal hat die überführte Triathletin Lisa Hütthaler ausgepackt und tiefe Einblicke in die kriminellen Doping-Praktiken gegeben. Dabei belastete sie sowohl den früheren Manager des gesperrten Radprofis Bernhard Kohl, Stefan Matschiner, als auch den Kinderarzt Andreas Zoubek schwer. Sie habe von beiden Personen sowohl das Blutdopingmittel Epo als auch Wachstumshormone bezogen, sagte Hütthaler im Interview mit dem Wiener Kurier.

Es klingt wie eine Folge aus "Tatort", wenn Hütthaler über den Doping-Sumpf spricht. "Matschiner hat gefragt, welche Vorstellungen, welche Ziele ich habe. Danach habe ich gleich einmal die Ware bei ihm gekauft. Auf einem abgelegenen Parkplatz in Linz. Man parkt nebeneinander, steigt ins Auto und nimmt ein Sackerl mit", sagte die 25-Jährige.

"Bis zu meiner positiven Dopingprobe 2008 habe ich von Matschiner etwa fünf weitere Male Epo gekauft", erklärte die frühere U23-Europameisterin: "Da stand natürlich nicht Epo-Doping drauf, sondern Trainingsplan' oder so was." Als Gegenleistung habe Matschiner, der als Freund des in Untersuchungshaft sitzenden Ski-Trainers Walter Mayer gilt, etwa 15.000 Euro von ihr bekommen.

Aus dem Umfeld des ehemaligen Mittelstreckenläufer Matschiners, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, waren in den vergangenen Monaten immer wieder Dopingsünder überführt worden, unter anderen Kohl.

Matschiner habe laut Hütthaler gewusst, "wie man Epo für den Tag X richtig einsetzt, wie viele Einheiten man nehmen muss" und ihr erklärt, "wie man Epo richtig spritzt". Matschiner soll sie auch mit dem Wachstumshormon Testosteron versorgt und zudem ihr Blut manipuliert haben. Zur Tarnung soll sie bei ihm unter dem Decknamen Cinderella geführt worden sein. "Er hat Cindy auf den Blutbeutel geschrieben", sagte Hütthaler.

Pröll distanziert sich

Als Folge der Doping-Enthüllungen ging der österreichische Leichtathlet Martin Pröll auf Distanz zu Matschiner und beendete mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit seinem schwer belasteten Sportmanager. "Ich bin immer zu Stefan gestanden, weil es keine Beweise gegen ihn gegeben hat. Die jetzigen Aussagen sind für mich aber der Anlass, die Zusammenarbeit zu beenden", erklärte der Olympiateilnehmer von 2004 und U23-Europameister im Hindernislauf. Der 28-Jährige erklärte zugleich, dass Matschiner ihm nie etwas angeboten und "auch keine Chance bei mir gehabt hätte.

Hütthaler belastete unterdessen auch Kinderarzt Zoubek. "Er hat mir einmal Epo im St. Anna-Kinderspital gespritzt. In seinem Büro. Ich bin einfach zu ihm raufgegangen. Er hat dann die Tür zugesperrt", erklärte Hütthaler. Zudem habe Zoubek den Kontakt zu Matschiner hergestellt.

Hütthaler geriet durch ihren damaligen Freund und Ex-Trainer in die Dopingszene. "Du sitzt das wie der ärgste Junkie und haust dir die Spritze rein", sagte Hütthaler: "Und wenn man da mal richtig drin ist, muss man immer lügen. Man muss das Lügen systematisieren. Man lügt sich so sehr an, dass man irgendwann selber nicht mehr weiß, was die Wahrheit ist."

Hütthaler will mit Österreichs Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA) kooperieren, um die Hintermänner aufzudecken. "Ich werde alles, was ich weiß, bei der NADA offen legen", sagte Hütthaler. Zugleich macht sie aus ihrer Angst keinen Hehl: "Ich überlege, ob ich übersiedle."

von Holger Luhmann , sid

Quelle: ntv.de

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