Sport

Amtsmissbrauch nur Lappalie IOC rügt Eishockey-Chef

Die internationale Sportfamilie ist bekannt dafür, mit ihren schwarzen Schafen ähnlich hart ins Gericht zu gehen wie die katholische Kirche mit Kinderschändern. Jüngstes Beispiel: Rene Fasel. Der Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF hat einen Freund persönlich bei Verhandlungen mit der IIHF-Marketingfirma unterstützt und erhielt dafür vom IOC nun - eine Rüge. Man ist schließlich eine Familie.

Rene Fasel hat ein "schwaches Urteilsvermögen" gezeigt, sich sonst aber nichts vorzuwerfen.

Rene Fasel hat ein "schwaches Urteilsvermögen" gezeigt, sich sonst aber nichts vorzuwerfen.

(Foto: REUTERS)

Zwei Wochen vor der Eishockey-WM in Deutschland ist Weltverbandspräsident Rene Fasel aus der größten Krise seiner 16-jährigen Amtszeit mit einem blauen Auge davongekommen. Die Verwarnung durch die IOC-Exekutive wegen Amtsmissbrauchs ist kaum mehr als eine Gelbe Karte, aber der Schweizer wird sich beim WM-Turnier unangenehme Fragen und Blicke gefallen lassen müssen. Fasel, selbst in der Regierung des Internationalen Olympischen Komitees, wurde vorgeworfen, einem Freund bei Vertragsverhandlungen mit Infront, der Marketing-Firma des Weltverbandes IIHF, finanzielle Vorteile verschafft zu haben.

"Ich nehme es zur Kenntnis und akzeptiere es", sagte er in Dubai, "jeder Mensch macht Fehler. Niemand kam dabei zu Schaden". Fasel, seit 1994 IIHF-Boss und seit 1995 IOC-Mitglied, sei "persönlich" an den Verhandlungen beteiligt gewesen. Trotz der Rüge darf er in der Exekutive bleiben.

Den Ruf des IOC beschmutzt

"Rene Fasel hat sich nicht finanziell bereichert, aber er hat den Fehler gemacht, einen persönlichen Freund bei Vertragsverhandlungen zu unterstützen", kommentierte IOC-Präsident Jacques Rogge, "er hat sich nicht finanziell bereichert, aber er hat den Ruf des IOC beschmutzt und wurde deshalb verwarnt."

Am 10. Mai 2009 hatte eine Schweizer Zeitung einen Vertrag zwischen Infront und der Proc AG, die einem Jugendfreund Fasels gehört, veröffentlicht. Fasels langjähriger Bekannter soll durch den Deal knapp zwei Millionen Schweizer Franken verdient haben, berichtete die "SonntagsZeitung". Nur einen Tag, nachdem die Anschuldigungen publik wurden, gab der Spitzenfunktionär eine Verwicklung in den Fall zu, bestritt aber, sich dabei finanziell bereichert zu haben.

Generöses IOC

"Ich habe einem langjährigen Freund geholfen, seine Dienste Infront anzubieten", hatte Fasel erklärt, "heute ist mir klar, dass ich ein schwaches Urteilsvermögen gezeigt habe. Dafür entschuldige ich mich." Die IIHF beauftragte daraufhin die Schweizer Firma Deloitte mit einer Untersuchung des Falls. Im Abschlussbericht, der auch der IOC-Ethik-Kommission übergeben wurde, fanden sich keine Beweise unerlaubter Zahlungen an Fasel. Nachdem der 60-Jährige beim IIHF-Kongress im Herbst vergangenen Jahres die Vertrauensfrage gestellt hatte und per Akklamation im Amt bestätigt worden war, musste er sich der Ethik-Kommission stellen. Auch die IOC-Sittenwächter sahen Fasels Verstrickung in den Fall als erwiesen an und sprachen von einer groben Verletzung des Ethik-Codes.

Trotz Fasels Status' als Vertreter der olympischen Wintersportverbände und Vorsitzender der Koordinierungs-Kommission der Vancouver-Spiele darf er jedoch seine Ämter behalten. Weniger drastische Vergehen anderer IOC-Mitglieder waren in der Vergangenheit mit einer fünfjährigen Suspendierung aus allen IOC-Kommissionen bestraft worden. Sichtlich gefasst über das milde Urteil kommentierte der Zahnarzt nur: "Es ist mein Charakter. Ich helfe immer." Fasel weiß schließlich auch, dass auf die Sportfamilie Verlass ist.

Quelle: ntv.de, dpa

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