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Hoffenheimer Aufschwung Ibisevic, Knipser im System

Aufsteiger werden häufig unterschätzt. So auch in der vergangenen Saison, als Hoffenheim nach sieben Spielen auf Rang zwei stand. Ein Jahr später zeigt die Tabelle der Fußball-Bundesliga ein ähnliches Bild: Die TSG unter den ersten Drei, dahinter Schalke, Bremen, Meister Wolfsburg und die großen Bayern. Wie kommt das?

Vedad Ibisevic und Chinedu Obasi, seit drei Jahren gemeinsam.

Vedad Ibisevic und Chinedu Obasi, seit drei Jahren gemeinsam.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Sieben Spiele hat Vedad Ibisevic gebraucht, um dorthin zu kommen, wo er vor einem Jahr bereits war: im Zentrum des Interesses. Der Hoffenheimer Stürmer knipst wieder. Das Spiel gegen die momentan indisponierte Hertha war noch nicht 120 Sekunden alt, da schlug der erste Ball des Bosniers im Gehäuse der Berliner ein. Wenig später, der Jubel in der Rhein-Neckar-Arena war noch nicht vorbei, erhöhte Ibisevic nach Vorlage von Carlos Eduardo per Kopf auf 2:0.

Es waren nur vier Minuten, aber sie ließen vieles vergessen. Der Kreuzbandriss des Torjägers im Januar, der Absturz der TSG nach der Winterpause von Rang eins auf sieben, der Zwist Rangnicks mit Patron Dietmar Hopp – und die Stimmen, die immer lauter an der Qualität Ibisevics gezweifelt hatten. In der 21. Minute kam sogar ein weiteres Tor des Hoffenheimer Stürmers hinzu. Sein persönlicher Triumph, er war nun per Hattrick auf die Anzeigentafel gemeißelt. Am Ende hieß es gegen indisponierte Berliner sogar 5:1.

Rangnick mit Ruhe

Lauthals dagegen feierten die Heimfans während des Spiels ihren wieder erstarkten Torjäger. Noch lauter wurde es im Stadion, als TSG-Trainer Ralf Rangnick seinen Schützling Ibisevic in der 67. Minute vom Feld und danach in den Arm nahm. "Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, arbeite weiter für die Mannschaft, dann machst du auch wieder deine Tore", so Rangnick. Der Coach konnte und kann sich diese Ruhe leisten. Ein Blick auf die bisherige Saisonbilanz zeigt, wohin die Reise des ehemaligen Dorfklubs geht: nach oben.

Ibisevic, vorne: Den Ball fest im Blick

Ibisevic, vorne: Den Ball fest im Blick

(Foto: REUTERS)

Jetzt, nach dem 7. Spieltag, steht die TSG auf dem dritten Platz der Bundesliga-Tabelle. Der würde der Mannschaft am Ende der Saison das Tor zur Champions League aufstoßen, wenn auch über die Qualifikation. Bislang verlor der Klub nur gegen Leverkusen, die folgerichtig auch einen Rang über den Hoffenheimern stehen. Doch die letzten fünf Partien wurden allesamt gewonnen, teilweise mit begeisterndem Offensiv-Fußball. Zwangsläufig erinnern die Auftritte an die erfrischende Hinrunde der vergangenen Saison, als der Aufsteiger die Bundesliga aufmischte.

Drei Jahre, eine Offensive

Und Ibisevic? Der Formanstieg des Bosniers ist lediglich die logische Fortsetzung dieses Aufwärtstrends, dessen Ursache in der Kaderzusammenstellung liegt. Abgesehen von Offensiv-Alternative Maicosuel, der für 4,5 Millionen im Sommer von Botafogo Rio de Janeiro aus Brasilien kam, wirbeln Mittelfeld und Offensive bereits im dritten Jahr in identischer Besetzung. Schon in der zweiten Liga fütterten Carlos Eduardo und Sejad Salihovic die Spitzen Demba Ba, Chinedu Obasi und eben Vedad Ibisevic mit Bällen.

Profitierte die TSG in der Hinrunde der vergangenen Spielzeit noch vom Überraschungsmoment des unbekannten Aufsteigers, offenbarte die Abwehr in der zweiten Saisonhälfte einige Schwächen. Bis auf Rechtsverteidiger und Neu-Nationalspieler Andreas Beck organisierte Trainer Ralf Rangnick deshalb seine Hintermannschaft in der Sommerpause komplett um, unter anderen mit dem Ex-Herthaner Josip Simunic. Der Kroate ist mit seinen 31 Jahren ein erfahrener Abwehrchef, der den jungen Wilden aus dem Kraichgau offensichtlich gut tut. Nur fünf Gegentore musste Torhüter Timo Hildebrand bislang hinnehmen. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison waren es bereits mehr als doppelt so viele.

Zur neuen alten Stärke der Treffsicherheit kommt also eine stabile Defensive, die die Hoffenheimern variabler macht -   und damit auch unabhängiger von der Taktik des Gegners. Der Aufsteigerbonus und das Überraschungsmoment sind zwar nicht mehr auf der Seite der TSG. Doch die Truppe von Ralf Rangnick kann in dieser Saison mehr als nur stürmen. Genau das zeigt auch die Tabelle.

Quelle: ntv.de

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