"Ich denke an Dich" Im Krieg zeigt Djokovic seine weiche Seite
06.03.2022, 19:00 Uhr
Novak Djokovic ist ein Mensch mit zwei Gesichtern. Seine Einreise zu den Australian Open ist ein früher unrühmlicher Höhepunkt des Sportjahres, doch nun zeigt er inmitten des Angriffs auf die Ukraine seine andere Seite. Er bietet einem ehemaligen Kollegen seine finanzielle Unterstützung an.
Der umstrittene Tennis-Superstar Novak Djokovic hat dem ehemaligen Tennis-Spieler Sergiy Stakhovsky seine finanzielle Unterstützung angeboten. Der 36-jährige Ukrainer hatte erst im Januar nach seinem Aus bei den Australian Open seine Karriere beendet und sich dem Angriff Russlands auf sein Heimatland zum Wehrdienst gemeldet. Dafür hatte er seine Frau und seine drei Kinder in seiner ungarischen Wahlheimat verlassen.
"Bitte lass mich wissen, an welche Adresse ich am besten Hilfe schicken kann. Finanzielle Hilfe, aber auch jede andere Hilfe...", schrieb Djokovic in einer von Stakhovsky auf Instagram veröffentlichten WhatsApp-Konversation.: "Ich denke an Dich… hoffe, dass sich alles bald beruhigt."
Stakhovsky, der einst auf Platz 31 der ATP-Weltrangliste notierte wurde und 2013 Roger Federer in Wimbledon besiegte, sprach Anfang März mit CNN über seinen Drang, in die Ukraine zu gehen. "Ich wurde hier geboren, meine Großeltern sind hier begraben und ich möchte meinen Kindern eine Geschichte erzählen können", hatte er gesagt: "Niemand hier will von Russland befreit werden. Hier gibt es Freiheit und Demokratie und Russland will ihnen Verzweiflung und Armut bringen."
Den Kindern nichts erzählt
Der 36-jährige, der ohne Militärerfahrung in den Krieg zieht, hatte mit CNN auch über die Entscheidung seine Familie zu verlassen gesprochen. "Natürlich denkt man darüber nach", hatte er gesagt: "Ich habe eine Frau und drei Kinder. Wenn ich zu Hause bliebe, hätte ich Schuldgefühl, weil ich nicht in die Ukraine zurückgekommen bin. Und jetzt, da dich da bin, fühle ich mich schuldig, weil ich sie zu Hause gelassen habe."
Den Kindern, ergänzt er, hätten sie nichts erzählt. "Meine Frau hat es ihnen nicht gesagt und ich habe ihnen nicht gesagt ... wohin ich gehe", hatte er gesagt: "Ich denke, sie werden es bald herausfinden."
Die Ukraine hat auch die im Ausland lebenden ukrainischen Männer zwischen 18 und 60 dazu aufgerufen, das Land gegen die russischen Invasoren zu verteidigen. Zahlreiche Sport-Stars sind diesem Appell bereits gefolgt. So haben die Box-Stars Oleksandr Usyk und Vasiliy Lomachenko bereits ihre Militäruniform übergestreift und auch der Trainer des moldawischen Fußball-Klubs FC Sheriff Tiraspol, Yuriy Vernydub, steht nun nicht mehr an der Seitenlinie, sondern in der Verteidigungslinie.
"Ich habe kein Problem damit, Feuerwaffen zu benutzen. Ich weiß, wie das geht", hatte Vernydub in einem Beitrag für die BBC geschrieben und über den Krieg gesagt: "Ich kann an nichts anderes denken. Frieden wird es nur geben, wenn wir gewinnen."
Auch Schwergewichts-Box-Weltmeister Usyk hatte sich ähnlich geäußert, aber gegenüber CNN betont, dass er gerne auf den Einsatz seiner Waffe verzichten würde. "Ich will nicht schießen, ich will niemanden töten. Aber wenn sie mich töten wollen, dann habe ich keine Wahl", hatte er dem US-Sender gesagt.
Quelle: ntv.de, sue