Kracher im WM-Achtelfinale Irres Darts-Spektakel von "MvG" und Cullen
30.12.2020, 09:05 Uhr
Michael van Gerwen ist nach einem Spektakel im Achtelfinale der Darts-WM oben auf.
(Foto: Lawrence Lustig/PDC)
Michael van Gerwen und Joe Cullen liefern sich ein irres Match im Achtelfinale der Darts-WM. "MvG" übersteht zwei Matchdarts, gewinnt trotz 1:3-Rückstand. Dabei macht Cullen das Spiel seines Lebens und kratzt sogar an einem Weltrekord.
Russ Bray, der Caller mit der markanten Reibeisenstimme, hat unzählige Partien auf der großen Bühne der Darts-WM als Schiedsrichter begleitet. Doch selten zuvor musste er so oft in einem einzigen Spiel zu seinem legendären "One Hundred and Eighty"-Ruf ausholen. Joe Cullen, der "Rockstar", macht seinem Spitznamen im WM-Achtelfinale gegen Michael van Gerwen alle Ehre. Unfassbare 19 Mal in den sieben Sätzen gelingt Cullen die perfekte Aufnahme: Triple 20, Triple 20, Triple 20. "One Hundred and Eighty".
Nur knapp verpasst der Engländer den ewigen Rekord in der Geschichte des Dartsports. Gary Anderson hatte im WM-Finale 2017 22 Mal die 180 geworfen. Hatte dafür aber auch zehn Sätze Zeit, Cullen kommt der magischen Zahl in gerade mal sieben Sätzen erstaunlich nah.
Und doch kann sich der Weltranglisten-16. davon nichts kaufen. Ausgerechnet im entscheidenden Leg im letzten Satz verlässt Cullen die Präzision. Nach 15 Darts steht der "Rockstar" immer noch bei 247 Punkten Rest, liegt damit meilenweit hinter Überspieler van Gerwen. Der Niederländer nutzt seinen zweiten Matchdart zum Sieg. "Die 180 zu Beginn des letzten Legs war sehr wichtig", sagt die Nummer eins der Welt nach dem Spiel. "Das war ein brillantes Match, das Adrenalin ist durch meinen Körper gepumpt. Joe hat unfassbar gut gescored, das war phänomenal."
"Noch nie so enttäuscht"
Nach einem mühsamen Auftakt (Cullen gewinnt Satz eins mit 3:2), meldet sich van Gerwen im zweiten Satz an. Cullen lässt einen Dart zur 2:0-Satzführung liegen, stattdessen gleicht der Weltranglisten-Erste aus. Satz drei und vier gehen jedoch wieder an den 31-jährigen Engländer. Cullen fehlt nur noch ein Satz zum Sieg. Und doch ist der Weg noch lang, weil van Gerwen nicht nachlässt und den fünften Satz souverän mit 3:1 gewinnt.
Der sechste Satz ist umkämpfter, die Darts beider Spieler landen reihenweise im Triplefeld. Cullen kann das hohe Tempo und exzellente Scoring seines Gegners weiterhin mitgehen. Folgerichtig bekommt der Außenseiter seinen ersten Matchdart aufs Bulls' Eye. Doch Cullen verpasst um wenige Millimeter. Van Gerwen gibt sich keine Blöße, schickt das Match in den siebten entscheidenden Satz.
Beide schenken sich nichts, Cullen vergibt im vierten Leg einen weiteren Matchdart aufs Bull's Eye in der Mitte des Dartboards. Davon erholt sich der Engländer nicht mehr. Zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt geht ihm die Luft aus. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Noch nie in meinem Leben war ich so enttäuscht nach einem verlorenen Spiel", schrieb Cullen in der Nacht bei Twitter. "Joe hatte die Chance, mich zu besiegen. Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin. Für Joe ist das natürlich der Horror, aber das wird ihn stärker machen. Ich kenne solche Situationen", äußerte sich "MvG".
Van Gerwen gegen Van den Bergh?
In der Runde der letzten Acht trifft der dreifache Weltmeister am Neujahrstag entweder auf Dave Chisnall oder Dimitri Van den Bergh. Das Duell zwischen der Nummer acht und neun der Welt findet heute Abend statt. Vor allem gegen Van den Bergh dürfte es Topfavorit van Gerwen schwer haben. Der "Dreammaker" aus Belgien hat als einziger verbliebener Spieler im Turnier noch keinen einzigen Satz verloren.
Am heutigen 13. WM-Tag im "Ally Pally" in London trifft zudem Mitfavorit Gerwyn Price auf den Mann der Stunde, Mervyn King. Der 54-Jährige hatte in Runde zwei den Deutschen Max Hopp besiegt, zuletzt dann überraschend klar mit 4:0 gegen Grand-Slam-Sieger José de Sousa gewonnen und anschließend ein Statement gesetzt: "Es gibt keinen Grund, warum ich das Turnier hier nicht gewinnen kann."
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Quelle: ntv.de