Karriereende schon 2008? Jens Lehmann denkt nach
01.06.2007, 12:30 UhrJens Lehmann blickt mit Stolz auf die vergangene Spielzeit zurück, die kommende bringt ihn aber schon frühzeitig ins Grübeln. "Die nächste Saison wird meine schwierigste", sagt die Nummer eins der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und verweist auf die vielen Unwägbarkeiten, mit denen er in der nächsten Spielzeit rechnen muss.
Dabei zieht der 37-Jährige, der vor gut einem Jahr Oliver Kahn als Stammtorwart in der DFB-Auswahl abgelöst hat, erstmals auch ein Karriereende im kommenden Sommer in Betracht. "Derzeit kann ich nicht genau sagen, was passiert. Aber ich beschäftige mich schon mit dem Gedanken", erklärt der frühere Bundesliga-Keeper von Schalke 04 und Borussia Dortmund.
Dreikampf bei Arsenal
Seine Zukunftsplanung hängt in erster Linie von seiner künftigen Rolle bei seinem englischen Klub Arsenal London ab, die dann auch Auswirkungen auf die Nationalelf hat. "Wenn ich bei Arsenal spiele, brauche ich keine Konkurrenz in der Nationalmannschaft zu fürchten, denn dann spiele ich auf einem anderen Niveau als in der Bundesliga", erklärt Lehmann.
Wenn nicht, könnte seine Karriere in der DFB-Auswahl trotz der Rückendeckung von Bundestrainer Joachim Löw aber ein jähes Ende finden. "Wenn ich bei Arsenal nicht spiele, ergibt sich eine völlig neue Situation", schätzt er ganz realistisch die Lage ein. Und ob er auch in der Spielzeit 2007/08 wieder die Nummer eins bei den Gunners wird, steht derzeit in den Sternen.
Nachdem der Renommierklub aus London den polnischen Nationaltorhüter Lukasz Fabianski verpflichtet hat und Trainer Arsene Wenger für die kommende Saison einen offenen Kampf zwischen Lehmann, der Neuverpflichtung und dem bisherigen Stellvertreter Manuel Almunia um die Nummer eins angekündigt hat, ist sich der DFB-Torwart seiner Sache nicht mehr so sicher.
"Unbedingt noch einen Titel"
"Solche Ankündigungen sind vergleichsweise harmlos. Der Trainer hat mir in einem persönlichen Gespräch Dinge gesagt, da habe ich schon überlegt, ob ich meinen Vertrag verlängern soll. Aber ich möchte mich in diesem Konkurrenzkampf beweisen, deshalb habe ich bis 2008 unterschrieben", berichtet Lehmann, der nicht ausführlicher auf Wengers Äußerungen eingehen will.
Drei Dinge seien für ihn hinsichtlich seiner beruflichen Laufbahn wichtig. Das sind die eigene Fitness, ein positives privates Umfeld und daraus resultierend die eigene Leistung. "Wenn ich fit bleibe, sollte meine eigene Leistung eher noch besser werden", sagt Lehmann, der trotz seines "hohen Alters" das ein oder andere Defizit in seinem Torwartspiel beheben will.
Vorausgesetzt, er bleibt in London und in der Nationalmannschaft die Nummer eins, formuliert Jens Lehmann für die kommende Saison aber auch klare sportliche Ziele. "Ich will unbedingt noch einmal einen Titel gewinnen." Diese Möglichkeit sieht er sowohl mit der Nationalmannschaft als auch mit Arsenal. "Mit dem Verein haben wir in der vergangenen Saison weit unter unseren Möglichkeiten gespielt. Da müssen wir in der nächsten Saison zulegen."
Bundesliga-Rückkehr nicht ausgeschlossen
Sollte das nächste Spieljahr ähnlich positiv wie das zurückliegende für ihn laufen, könne er sich aber auch noch einige Jahre als Aktiver vorstellen. Dann könnte auch wieder eine Rückkehr in die Bundesliga ein Thema werden: "Warum nicht?"
Bis dahin werden viele derzeit offene Fragen beantwortet sein. Um für die "schwierigste Saison" seiner bisherigen Laufbahn gewappnet zu sein, will Lehmann nach den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen San Marino und die Slowakei, seinen Länderspielen 45 und 46, zunächst mal Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht bringen. "Ich habe jetzt fast zwei Jahre durchgespielt. Das macht sich bemerkbar. Ich freue mich deshalb auf viereinhalb Wochen Urlaub. Danach freue ich mich auf die neue Saison."
Jürgen Zelustek / Thomas Niklaus, sid
Quelle: ntv.de