WM 2007 ist "kaum zu toppen" Kaiser Brand genießt Handball-Rente
26.07.2017, 11:15 Uhr
Heiner Brand mit seinem Markenzeichen - der legendäre Walross-Schnauzer.
(Foto: dpa)
Heiner Brand sorgt 2007 für den ultimativen Handball-Freudentaumel: Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt mit ihm als Trainer den WM-Titel. Zuvor war ihm das bereits als Spieler geglückt. Mittlerweile ist der Handball in seinem Leben aber eine Randnotiz.
Keine ausschweifende Sause, kein Getöse, nur ein gemütliches Beisammensein im engsten Familienkreis: Auch an seinem Ehrentag bleibt Heiner Brand seiner ihm eigenen, bodenständigen Art treu. Heute feiert der deutsche "Handball-Kaiser" seinen 65. Geburtstag. Doch der Gummersbacher blickt ohne Dankesreden und viel Tamtam auf eine der großen Karrieren des deutschen Sports zurück.
Sechs Jahre nach seinem Rücktritt als Bundestrainer und dem endgültigen, holprigen Abschied vom Deutschen Handballbund (DHB) vor zwei Jahren haben sich die Prioritäten verschoben. Dem Profi-Handball ist der Mann mit dem legendären Walross-Schnauzer nur noch als TV-Experte verbunden, den Kontakt zum DHB bezeichnet er als "nicht existent". Als Nebenbeschäftigung informiert Brand in Vorträgen über Aspekte des Teambuildungs oder der Motivation. Handball ist dabei nur ein Randthema.
"Ich lebe nicht so sehr in der Vergangenheit"
"Ich bin sehr zufrieden und schätze es, dass die Zeit ein bisschen ruhiger geworden ist. Ich genieße, dass ich noch aktiv sein kann, ein bisschen von den Enkelkindern mitbekomme", sagte Brand. Mit seiner Frau Christel unternimmt er Fahrradtouren, gemeinsam besuchen sie die fünf Enkelkinder, mit Freunden fährt er Rennrad, oder er spielt mit alten Weggefährten Golf. "Es ist schön, wenn ich mit ehemaligen Mitspielern oder Spielern, die unter mir trainiert haben, zusammen sein kann", sagte Brand: "Aber ich lebe nicht so sehr in der Vergangenheit."
Diese ist für Brand untrennbar mit den Handball verbunden - als Spieler und Trainer. Unvergessen sind die magischen Momente im Februar 2007, als Handball-Deutschland nach dem WM-Titel im eigenen Land im kollektiven Freudentaumel versank. "Das war für unsere Sportart ein ganz außergewöhnliches Erlebnis, dass kaum zu toppen ist", sagte Brand.
Gebannt saß die ganze Nation damals am Fernsehschirm, als die deutsche Mannschaft das Wintermärchen verwirklichte und Brand als erster Handballer nach dem WM-Titel als Spieler auch als Trainer triumphierte.
Brand kam durch seine Brüder zum VfL Gummersbach
Mit einer Rückkehr auf die Bank hat sich Brand nach seinem Rücktritt im Juni 2011 aber nie befasst. "Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt, auf die Bank zurückkehren zu müssen", sagte er. Die Trainer-Karriere war Brands zweite Laufbahn im Handball, eine, die auch von Enttäuschungen begleitet war. Als Bundestrainer (1997 bis 2011) scheiterte er sowohl im EM-Endspiel 2002 als auch im Finale der WM 2003, bevor er bei der EM 2004 seinen ersten Titel einfuhr.
Die ersten Schritte als Spieler machte er in Gummersbach. Weil auch seine beiden älteren Brüder für den VfL auf Torejagd gingen, blieb dem jungen Heiner keine Wahl. Bereits mit sieben Jahren trat er dem Klub bei. Als er Jahre später in der Bundesliga-Mannschaft des VfL debütierte, bekam er zunächst kein Gehalt, sondern einen Kredit für ein Auto in Höhe von 1500 Mark. Den musste er mit den monatlich 100 Mark Fahrgeld abstottern. Es war eine gute Investition des Vereins: Brand holte mit "seinem" VfL als Spieler sechsmal die deutsche Meisterschaft, viermal den DHB-Pokal und auch auf internationaler Ebene zahlreiche Titel.
Dem VfL gehört bis heute sein Herz. In der vergangenen Saison, als seiner alten Liebe lange der Abstieg drohte, sagte er: "Der VfL Gummersbach nicht in der Bundesliga - das kann und will ich mir einfach nicht vorstellen." Es gibt wohl kaum einen Fan, der dasselbe nicht auch über Brand und den Handball sagen würde.
Quelle: ntv.de, Emanuel Reinke, sid