Sport

Aufklären und bestrafen Kampf gegen Doping

Forschen, aufklären, vorbeugen, bestrafen - die Diskussion um die beste Strategie und Taktik beim Kampf gegen Doping geht weiter. "Wir müssen eine Kombination von Prävention und Sanktion für immer und ewig aufrechterhalten", forderte Richard Pound, der zum Jahresende scheidende Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. "Eine Wunderwaffe gibt es nicht", sagte der Kanadier, alles müsse sich auf die Aufklärung der Athleten konzentrieren. "Den Kampf gegen Doping gewinnst du, wenn 99,9 Prozent der Sportler gar nicht erst betrügen", meinte Pound.

Auch Diplomsportlehrer Armin Baumert, seit zehn Monaten an der Spitze der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA, schwört auf die Macht der Aufklärung. "Auf Dauer ist die Prävention die schärfere Waffe", sagte der frühere Weitspringer auf einem Anti-Doping-Forum in Berlin. "Wir brauchen einen unheimlich langen Atem und die Unterstützung der Gesellschaft. Schulterklopfer sind zu wenig", erklärte Baumert. "Sport, Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen", forderte er. Die NADA könne diese Last nicht auf ihre Schultern nehmen, dann müsste sie "den gesamten Globus allein tragen".

"Härtere Strafen bringen nichts"

"Immer härtere Strafen bringen nichts", sagte Radprofi Jörg Jaksche, der als geständiger Dopingsünder noch bis Mitte 2008 gesperrt und derzeit auf der Suche nach einem neuen Rennstall ist. Die Kronzeugen-Regelung könne einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leisten. "Wir müssen offen über die Vergangenheit reden und die Athleten in den Anti-Doping-Kampf mehr einbeziehen", forderte Jaksche, für den die Radprofis in einer "Parallelwelt" leben, wo es einzig und allein um Leistung geht.

"Ein Patrik Sinkewitz hat den Dopingkarren nicht in den Matsch gefahren - der stand da schon jahrelang drin", meinte Jaksche, der sein Outing - ohne positiven Dopingtest - bisher nicht bereut: "Dass jetzt einige Köpfe rollen mussten, ist eine Chance für einen Neubeginn."

"Flächendeckendes Phänomen"

"Wir müssen die Abschreckung erhöhen", forderte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). "Jeder Dopingfall ist ein Rückschritt", meinte der Jurist und verwies auf eine Studie, wonach etwa ein Viertel der deutschen Kaderathleten schon einmal gedopt hat. Da trotz der Anonymität der Erhebung mit unehrlichen Antworten gerechnet werden muss, müsse man sogar von "maximal 48 Prozent" Dopingsünder (2005) ausgehen. Eine aktualisierte Erhebung weist für 2007 eine maximale "Doperquote" von 38 Prozent aus. Prokop drehte den Spieß um: "Wir müssen uns auch fragen: Warum dopen so viele Sportler nicht?" Hier liege ein "Ansatz für Prävention".

Für Peter Danckert, Sportausschuss-Vorsitzender im Deutschen Bundestag, sind die Ergebnisse der Doping-Studie des Sportwissenschaftlers Prof. Eike Emrich (Saarbrücken), auch DLV- Vizepräsident Leistungssport, alarmierend. "Dass ein Drittel der Sportler schon mit Doping zu tun hatte, ist eine erschreckend hohe Zahl. Das finde ich unerträglich", sagte der SPD-Politiker. Danckert plädierte erneut für eine "Generalamnestie" für geständige Dopingsünder, die "dann mal unbelastet auspacken können und ihr Insiderwissen preisgeben" müssen. "Der organisierte Sport muss zugeben, dass wir ein flächendeckendes Phänomen haben und keine Einzelfälle wie Jaksche oder Sinkewitz", betonte der Sportpolitiker.

Von Ralf Jarkowski, dpa

Quelle: ntv.de

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