Höhenflug bei den French Open Kerber steht im Viertelfinale
03.06.2012, 13:42 Uhr
Kerber freut sich nach dem Sieg gegen Martic.
(Foto: AP)
Erstmals in ihrer Karriere erreicht Angelique Kerber das Viertelfinale der French Open. Auch dort wartet eine lösbare Aufgabe. Julia Görges und Tommy Haas scheiden dagegen aus. Görges hadert dabei mit Dunkelheit und Publikum. Haas dagegen reist zufrieden aus Paris ab.
Angelique Kerbers Tennis-Höhenflug geht auch in Paris weiter: Deutschlands Top-Ten-Spielerin steht erstmals in ihrer Karriere im Viertelfinale der French Open. Die US-Open-Halbfinalistin aus Kiel besiegte die aufstrebende Kroatin Petra Martic mit 6:3, 7:5. Im vorigen Jahr hatte es in der derzeit verletzten Andrea Petkovic ebenfalls eine Deutsche in die Runde der besten Acht geschafft.
Auf die Weltranglisten-Zehnte Kerber wartet mit der Italienerin Sara Errani nun wieder eine lösbare Aufgabe. Die Nummer 21 der Setzliste bezwang Swetlana Kusnezowa etwas überraschend 6:0, 7:5. Die Russin hatte 2009 in Paris triumphiert. Das bisher einzige Duell mit der Italienerin gewann Kerber klar. Kerbers mögliche Halbfinalgegnerin, die Weltranglisten-Erste und Australian-Open-Siegerin Victoria Asarenka, schied aus.
"Gewonnen - egal wie"
Kerber zeigte bei wechselhaftem, nass-kalt-windigem Wetter einen klasse Auftritt. Die eingemummelten deutschen Fans sahen auf dem zweitgrößten Platz Suzanne Lenglen ein ästhetisches Damen-Spiel mit zwei variablen Spielerinnen. Die zierliche 21-jährige Martic erinnerte mit Basecap nicht nur vom Aussehen her an die viermalige Roland-Garros-Siegerin Justine Henin. Die 24-jährige Kerber war etwas abgeklärter, mental stärker und zeigte zweimal bei sogenannten Big Points brillante Rückhand-Cross-Passierbälle. Martic unterliefen dagegen neun Doppelfehler - auch in wichtigen Momenten.
Nach einer verspielten 4:2-Führung in Satz zwei machte es Kerber unnötig spannend. Nach 1:42 Stunden konnte Deutschlands Nummer eins ihren dritten Matchball verwandeln - und ballte beide Fäuste. "Gewonnen - egal wie", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner.
Kerber machte es besser als Tommy Haas und Julia Görges. Für beide kam am Samstag in Runde drei das Aus. Kontaktlinsenträgerin Görges konnte in der Dämmerung über dem Bois de Boulogne die Tennisbälle partout nicht mehr sehen. "Ich habe sechs Dioptrien in meinen Augen", sagte sie genervt nach der 6:7 (5:7), 6:2, 2:6-Pleite gegen die junge Niederländerin Arantxa Rus. Aber eigentlich wusste Görges genau: Am ebenso unnötigen wie verdienten Ausscheiden war sie selbst schuld.
Verletzungspause und Buhrufe
Ganz anders klang Tommy Haas: Nach dem 7:6 (7:3), 3:6, 0:6, 0:6 gegen den starken Franzosen Richard Gasquet sagte der 34 Jahre alte Qualifikant: "Wenn man hier ankommt, um zehn Uhr Quali spielt vor zwanzig Leuten und sich fragt 'Was mache ich hier überhaupt?' - und wenn man dann in der dritten Runde auf dem Court Suzanne Lenglen gegen Gasquet spielt, hat sich das auf jeden Fall gelohnt."
Bei Görges auf Platz 7 im Stade Roland Garros ging es zeitweise hitzig zu: Wie so oft in Holland-Deutschland-Vergleichen hatte Rus ein krakeelendes Publikum hinter sich. Einmal zischte die aufgebrachte Görges etwas Unfeines in die Menge. Sie hatte die Oberschiedsrichterin partout nicht überreden können, wegen Dunkelheit abzubrechen und nahm sich dann urplötzlich beim 1:4 im dritten Satz eine Verletzungspause. Von den Tribünen gab es Buhrufe. Die niederländischen und auch einige neutrale Fans witterten Zicken-Zirkus und einen Zeitschindeversuch.
Später in der Pressekonferenz biss sich Görges auf die Zunge und schilderte, dass sie wirklich eine Knöchelverletzung habe. War es unfair, dass nicht abgebrochen wurde? "Es war dunkel, aber die Schiedsrichterin entscheidet, und das muss ich akzeptieren", sagte die Nummer 25 der Setzliste zerknirscht. Die 23-Jährige hatte sich den K.o. gegen die quirlige, solide Weltranglisten-88. durch viele leichte Fehler und vergebene Chancen selbst zuzuschreiben. Zwei Doppelfehler als Abschluss passten zu ihrem misslichen Auftritt.
Völlig frustriert packte Asarenka ihre Koffer. Die Weißrussin unterlag im Achtelfinale überraschend der an Nummer 15 gesetzten Slowakin Dominika Cibulkova mit 2:6, 6:7 (4:7) und sagte danach mit Tränen in den Augen: "Ungefähr alles ging heute schief, ich finde nichts Positives an meiner Leistung." Auf die Frage eines Reporters, wie sie sich von dieser Enttäuschung erholen wolle, antwortete sie dann barsch und genervt: "Was soll ich tun? Mich umbringen?"
Quelle: ntv.de, dpa