"Nicht dieses Logengehabe" Koch als "Vater der Kompanie"
05.12.2007, 16:42 UhrEs scheint, als habe Georg Koch auf seine "alten Tage" noch einmal sein Glück gefunden. Der 35 Jahre alte Torwart hat im Sommer bei Dinamo Zagreb angeheuert und lässt seitdem keine Gelegenheit aus zu betonen, wie gut es ihm beim kroatischen Fußball-Rekordmeister geht. "Es macht hier großen Spaß, die Anhänger sind ehrlicher und begeisterter als in Deutschland", sagt der Keeper, "hier gibt es im Stadion nicht dieses Logengehabe."
Koch bemüht sich, die kroatische Sprache zu lernen, seine Tochter besucht in Zagreb einen Kindergarten. Die kroatische Hauptstadt mit ihren Prachtbauten aus der Gründerzeit blüht zudem immer mehr auf. Und der Deutsche fühlt sich absolut wohl: "Ich bin hier wirklich sehr herzlich aufgenommen worden. Im Verein aber auch außerhalb. Die Leute kümmern sich, fragen, ob sie helfen können und viele sprechen auch Deutsch."
Dinamo war in der Qualifikation zur Champions League an Werder Bremen gescheitert. Für Koch trotzdem ein Erfolg. "Da haben wir zwei tolle Spiele geboten", sagt Koch, "und nachdem wir durch den 3:2-Erfolg bei Ajax Amsterdam in die Gruppenphase des UEFA-Cups eingezogen sind, haben uns nachts 10.000 Fans auf dem Flughafen empfangen."
Diese Hingabe an den Fußball gefällt Koch ganz besonders. "Die Stimmung in unserem Stadion ist sensationell, wir sind noch nie enttäuscht worden", berichtet der deutsche Keeper. Dass das 38.000 Zuschauer fassende Stadion eine große Baustelle ohne Dach ist, in der alte Betontribünen bröckeln und Neubauten steil in den Himmel ragen, stört ihn keineswegs: "Es ist richtige Fußballatmosphäre, man riecht die Toiletten und den Zigarettenrauch des Zeugwarts."
213 Spiele in der Bundesliga für Düsseldorf, Bielefeld, Kaiserslautern und den MSV Duisburg hat Koch bestritten. In seiner besten Zeit um 2000 mit den Pfälzern galt er auch als Kandidat für die Nationalmannschaft. Berufen aber wurde er nie. "Da wollen sie nur Spieler, die ruhig sind und keine eigene Meinung haben", sagt Koch, "das ist nicht mehr pur, sondern dreimal chemisch gereinigt."
Bei einer Weihnachtsfeier des MSV Duisburg vor einem Jahr war Koch anscheinend auch "pur". Was genau dort vorgefallen ist, bleibt unklar. Klar ist aber, dass er als Kapitän des Aufstiegsaspiranten abgesetzt wurde und sein Vertrag aufgelöst wurde. Im Sommer kam der Anruf von Dinamos Sportdirektor Zoran Mamic, Ex-Bundesligaprofi des VfL Bochum und von Bayer Leverkusen, und damit eine neue Herausforderung: "Dinamo ist das Bayern München Kroatiens", sagt Koch, "der Verein ist absolut professionell geführt."
Als erfahrener Spieler soll der deutsche Torwart quasi als "Vater der Kompanie" seine sehr jungen Vorderleute führen, eine Aufgabe, die er bislang zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt. Der Meistertitel ist dem Team kaum noch zu nehmen. "Koch ist sehr wichtig für die Mannschaft", urteilt der ehemalige HSV-Spieler Andrej Panadic, der wieder in Zagreb lebt: "Ohne ihn, mit seiner Erfahrung, wäre Dinamo nicht da, wo sie sind."
Von Andreas Hardt, sid
Quelle: ntv.de