Sport

Karriereende vor Augen Kölzig verlässt die Capitals

Der einstige Zimmerkollege und jetzige Bundestrainer Uwe Krupp hätte ihn gern bei der Eishockey-Weltmeisterschaft gehabt, doch Olaf Kölzig plant sein Leben neu: Der Nationaltorwart hat nach fast zwei Jahrzehnten in Washington seinen erwarteten Abschied von den Capitals bekanntgegeben und wird womöglich sogar seine Karriere beenden.

Er habe dies noch nicht entschieden, sagte Kölzig der "Washington Post" und bereite sich auf eine weitere Saison in der nordamerikanischen Profiliga NHL vor. "Ich habe immer noch das Gefühl, ein dominanter Torwart in der Liga sein zu können. Wenn es kein Angebot gibt, werde ich mich mit einem Sechser-Pack an den Swimmingpool setzen", sagte Familienvater Kölzig, der enttäuscht über die vergangenen Monate ist und sich nach 756 NHL-Einsätzen für die Capitals nicht gerecht behandelt fühlt.
Der vor kurzem 38 Jahre alt gewordene Schlussmann sieht nach 16 NHL-Spielzeiten in Washington keine Perspektive mehr, seitdem der erst Ende Februar aus Montral verpflichtete Franzose Cristobal Huet die Nummer eins ist. Kölzig, verkauft gerade sein 3,5 Millionen Dollar teures Haus in Washington und sagte Krupp auch deswegen für die WM ab. Huet spielt dagegen für Frankreich und sicherte in Qubec im ersten von maximal drei WM-Abstiegsspielen das 3:2 gegen Italien. In der anderen Playoff-Serie um den Klassenerhalt siegte Ex-Weltmeister Slowakei 5:1 gegen Aufsteiger Slowenien.

Krupp hatte vor der WM erklärt, Kölzig sogar sein eigenes Zimmer zu überlassen, damit der in Kapstadt geborene Keeper kommt. "Er ist einer der besten Torhüter der letzten 16 Jahre", sagte Krupp. "Er war nicht verwöhnt und hat sich aus der Ostküsten-Liga langsam nach oben durchgebissen. Das kann nicht jeder."

Beide teilten bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano das Zimmer, erfuhren aber schon kurz nach der Ankunft in Tokio von der 2:8-Pleite gegen Weißrussland, mit der das DEB-Team das Viertelfinale verpasste. Wenige Monate später führte Kölzig die Capitals in die Endspiele um den Stanley Cup. Mit der riesigen Trophäe durch die Arena in Washington zu laufen, blieb sein unerfüllter Traum. 2000 wurde er zum besten Torwart der Liga gekürt. Auch 2006 in Turin war er Olympia-Teilnehmer, damals bereits unter Krupps Regie.

Diese Saison bei den Washington Capitals, die ihn 1989 verpflichtet hatten, verlief für "Olie the Goalie" enttäuschend. Eine Fangquote von knapp 90 Prozent und 2,9 Gegentore pro Spiel reichten dem neuen Trainer Bruce Boudreau nicht, der nach dem katastrophalen Saisonstart übernahm. "Ich habe nicht so gut gespielt wie in den vergangenen paar Jahren, aber nicht so schlecht, wie es die Zahlen andeuten und einige Leute glauben wollen. Mir ging es nie um Prozente sondern um Siege", sagte Kölzig. Manchen rettete er für das zeitweilig schlechteste der 30 NHL-Teams, das es auch dank seines russischen Torjägers Alexander Owetschkin noch in die Playoffs schaffte.

Eines hat Kölzig seinem Nachfolger Huet immerhin voraus: Während des NHL-Arbeitskampfes 2005 kamen beide Keeper nach Deutschland. Huet erreichte mit Adler Mannheim das Finale, doch den Titel holte sich Kölzig. Er fehlte den Eisbären Berlin zwar verletzt, verteilte in der Kabine aber die Zigarren für die Meisterfeier.

Von Robert Semmler, dpa

Quelle: ntv.de

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