Zehnkämpfer Kaul operiert Krankenbett weist den Weg zum Olympiasieg
10.07.2020, 19:49 Uhr
Kaul krönte sich in Doha zum jüngsten Zehnkampf-Weltmeister der Leichtathletik-Historie.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Olympia-Verschiebung macht's möglich: Niklas Kaul lässt seinen Ellenbogen reparieren, die Dauerprobleme des Zehnkampf-Weltmeisters sollen damit ein Ende finden. Der 22-Jährige weiß, warum er 2021 noch ein bisschen besser sein muss als beim Sensationstitel im vergangenen Oktober.
Am Tag nach seiner Operation konnte Niklas Kaul schon wieder lächeln. Mit dick eingepacktem Arm blickte der jüngste Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte voller Zuversicht aufs kommende Jahr und gab aus dem Krankenbett den Startschuss für seine Olympia-Mission in Tokio.
Die Ellenbogen-Verletzung, die seit drei Jahren in "unregelmäßigen Abständen" für Ärger gesorgt hatte, sei "kein Dauerzustand und es ist suboptimal, wenn das drei Wochen vor den Olympischen Spielen passiert", sagte Kaul. Deshalb nutzte Deutschlands Sportler des Jahres die Corona-Pause, ließ sich vorsorglich operieren und beendete damit seine Saison, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Dabei war von einer Verletzung an seinem Wurfarm im Oktober 2019 nichts zu erkennen, als er den Speer bei seiner Krönung zum König der Athleten so weit wie kein Zehnkämpfer zuvor geworfen hatte.
Scheinbar mühelos beförderte sich der 22-Jährige mit dem Versuch auf 79,05 Meter in die Geschichtsbücher und legte damit den Grundstein für seinen überraschenden WM-Titel. Neun Monate nach dem Triumph in Doha offenbarten sich allerdings die langwierigen Probleme. Zunächst muss Kaul nun in der Reha schuften und sich nach zweiwöchiger Sportpause in den Trainingsalltag zurückkämpfen, aber er freue sich auf die Zeit, versicherte Kaul. Denn die OP markiert für ihn zugleich den Startpunkt zum Angriff auf Gold in Tokio. "Für Niklas hat somit Tag eins der Olympiavorbereitung begonnen", sagte Mehrkampf-Bundestrainer Frank Müller.
Keine Probleme und große Ziele
Klar ist, dass der Weg zum Olympiasieg noch steiniger wird als der zum WM-Titel. In Doha glänzte Kaul, er profitierte allerdings auch von der Verletzung von Weltrekordler Kevin Mayer, der in Führung liegend aufgab. Im kommenden Jahr läuft es wohl auf einen Showdown mit dem französischen Dominator hinaus.
In der Vorbereitung auf das Duell muss Kaul nun erneut umdenken, nachdem die Corona-Pandemie seine Jahresplanung ohnehin über den Haufen geworfen hatte. Eigentlich wollte Kaul bei der Mehrkampf-DM in Vaterstetten im August in die Saison starten, eigentlich wollte er sich im Jahr vor dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere in Stellung bringen. Dass bislang alles anders kam, sei aber "kein Problem, ich werde mich top vorbereiten", sagte Kaul, der die Situation als Verschnaufpause sieht.
Die Verschiebung der Olympischen Spiele könnte dem frisch operierten Kaul womöglich sogar zugutekommen. Die Frage ist: Wird der Newcomer ohne die hartnäckigen Probleme noch besser? Kaul jedenfalls träumt bereits von weiteren Rekorden - und richtet angesichts seiner Ausnahmefähigkeiten im Speerwurf indirekt eine Kampfansage an die Zehnkampf-Konkurrenz: "Ich kann mir vorstellen, dass 79,05 Meter am Ende meiner Karriere nicht als Bestleistung dastehen."
Quelle: ntv.de, Jonas Wagner, sid