Sport

Eishockeycracks erfolgreich wie nie Krupp muss nach WM gehen

Erstmals seit 78 Jahren zieht das deutsche Nationalteam als Gruppensieger in die nächste WM-Runde ein. Der unglaubliche Erfolg von Bundestrainer Uwe Krupp bringt den DEB-Präsidenten Uwe Harnos in Erklärungsnot. Denn nach dem Turnier soll Krupp aufhören, weil er die Kölner Haie trainiert.

"Er ist ein Meister seines Faches": Uwe Krupp.

"Er ist ein Meister seines Faches": Uwe Krupp.

(Foto: REUTERS)

Die Spieler schraubten sofort ihre Ziele hoch, der Bundestrainer schwärmte von seinen Jungs, nur der Präsident kam ins Grübeln: Nach dem sensationellen WM-Start der deutschen Eishockey-Helden ist Verbandsboss Uwe Harnos in Erklärungsnot geraten. "Es ist unglaublich, was sie auf dem Eis leisten", sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes nach dem 4:3 gegen den Gastgeber Slowakei und dem ersten Gruppensieg seit 78 Jahren.

Auch für Chefcoach Uwe Krupp fand Harnos nur positive Worte: "Was er begonnen hat, zahlt sich aus. Er scheint die phänomenale Gabe zu haben, den Spielern immer das Richtige zu sagen." Genau damit tat sich der Präsident in der Stunde des Triumphes selbst aber schwer. Auf die Frage, ob der DEB denn wirklich in Zukunft auf Krupp als Bundestrainer verzichten wolle, antwortete er ausweichend: "Jetzt spielen wir das Turnier erst einmal zu Ende, dann schauen wir weiter."

"Das ist eigentlich eine Katastrophe"

Deutlicher wurde Franz Reindl. "Höchst bedauerlich' nannte der Sportdirektor, der nach der WM seine Aufgaben rund um die Nationalmannschaft abgeben muss, das bevorstehende Ende der Kruppschen Amtszeit, "das ist eigentlich eine Katastrophe." Alle Gedankenspiele, den Erfolgstrainer nach seinem Wechsel zu den Kölner Haien im kommenden Sommer in Doppelfunktion weiter an der Bande der Nationalmannschaft arbeiten zu lassen, hatte Harnos bisher kategorisch abgelehnt. Zudem entmachtete er Reindl, der künftig nur noch Generalsekretär ist und sich vorwiegend um die WM-Bewerbung 2017 kümmern soll. Einen Nachfolger für Krupp hat Harnos bislang noch nicht gefunden. Wunschkandidat Ralph Krueger, bis Februar 2010 Nationaltrainer der Schweiz, steht erst in einem Jahr zur Verfügung.

In Bratislava hielt nicht nur Reindl ein flammendes Plädoyer für Krupp. "Er ist ein Meister seines Faches", sagte der 56-Jährige. Auch auf dem Eis machten die Spieler die beste Werbung für ihren Trainer. Phasenweise wie entfesselt entzauberten sie die slowakischen Altstars um NHL-Profi Marian Hossa, schossen durch Marcel Müller (25.), John Tripp (34.), Frank Hördler (37.) und Felix Schütz (37.) einen 4:0-Vorsprung heraus und retteten sich bei der Aufholjagd der Gastgeber mit letzter Kraft ins Ziel.

"Die Jungs sind Krieger. Sie kämpfen für Deutschland", lobte Krupp seine Spieler, die mit dem ersten Gruppensieg in einer WM-Vorrunde seit 1933 schon wieder Geschichte schrieben. "Dieser Erfolg basiert auf unseren deutschen Tugenden - Arbeit, Fleiß, Ehrgeiz." Seinen eigenen Anteil am deutschen Eishockey-Märchen, das bei der grandiosen Heim-WM mit Platz vier im letzten Jahr begann, erwähnte er nur am Rande: "Wir unterstützen sie, loben sie. Da ist kein Platz für Negativität." Über eine Verlängerung seiner Amtszeit wollte er nicht reden: "Der Verband geht sowieso seinen Weg. Da braucht man sich keine Sorgen zu machen."

"Dann können wir auch jeden anderen schlagen"

Die positive Atmosphäre im Team beflügelt offensichtlich alle. Nach den spektakulären 17 Tagen im Mai 2010, als eine DEB-Auswahl erstmals seit 57 Jahren unter die besten Vier der Eishockey-Welt stürmte, ist das Selbstbewusstsein enorm gewachsen. Auf dem Eis, wo Dinge gelingen, die vorher niemand wagte, und auch jenseits der Bande. "Wenn wir die zwei geschlagen haben", sagte Torschütze Schütz mit Blick auf das historische 2:0 gegen Rekordweltmeister Russland und den Sieg gegen die Slowakei, "dann können wir auch jeden anderen hier im Turnier schlagen."

Und Daniel Kreutzer, der in Bratislava seine neunte A-WM bestreitet, sagte schon kurz nach der Schlusssirene: "Unser erstes Ziel haben wir erreicht, das neue Ziel heißt Viertelfinale." Da wollte Krupp noch nicht zustimmen. "Das nächste Ziel ist Slowenien", sagte er mit Blick auf das letzte Vorrundenspiel am Dienstag ab 16.15 Uhr gegen den Aufsteiger, das allerdings sportlich bedeutungslos ist. Sechs Punkte als Gruppensieger nimmt die DEB-Auswahl auf jeden Fall mit in die Zwischenrunde, die am Freitag ab 16.15 Uhr gegen den Zweiten der Gruppe D, wahrscheinlich Finnland oder Titelverteidiger Tschechien, beginnt. Ein weiterer Punkt könnte schon zum Viertelfinaleinzug reichen.

Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid

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