Valverde knallt in Absperrgitter Martins Traum vom "Heim-Gelb" platzt
01.07.2017, 19:18 UhrAcht Sekunden fehlen Tony Martin zum großen Traum: Der Zeitfahrspezialist verpasst zum Auftakt der Tour de France das Gelbe Trikot. Topfavorit Chris Froome hinterlässt einen starken Eindruck - auch wenn ein Teamkollege erstmal die Nummer eins ist.
Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin vom Team Katjuscha-Alpecin hat zum Auftakt der 104. Tour de France in Düsseldorf das Gelbe Trikot verpasst. Der 32-Jährige wurde bei regnerischem Wetter mit acht Sekunden Rückstand auf Sieger Geraint Thomas vom Team Sky Vierter und musste damit den Traum vom Maillot Jaune vor heimischem Publikum begraben. Bei der Zwischenzeit lag der Deutsche noch vier Sekunden vor Thomas, doch im zweiten Teil der Strecke büßte er viel Zeit ein. "Hintenraus ist der Akku leer geworden", sagte Martin.
"Die Enttäuschung ist unendlich groß. Ich hatte die klare Zielstellung zu gewinnen. Es ist sehr schade für mich, ich habe gesagt, dass es eine einmalige Chance ist, in Deutschland in Gelb zu fahren", erklärte der geschlagene Zeitfahr-Weltmeister im Ziel. "Der Regen hat mir das Genick gebrochen. Aber so ist der Sport. Trotzdem bis bin ich ein gutes Zeitfahren gefahren. Ich werde weiterkämpfen, aber jetzt muss ich das erst mal verdauen", so Martin, der sich sein zweites Gelbes Trikot nach 2015 holen wollte.
Überraschungssieger Thomas lag nach 14 Kilometern am Rhein nach 16:04 Minuten fünf Sekunden vor dem Schweizer Stefan Küng (BMC) und übernahm damit das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Der stärkste der Klassementsfahrer war Vorjahressieger und Thomas-Teamkollege Chris Froome. Der Brite, der die Tour zum vierten Mal gewinnen will, fuhr in 16:16 Minuten auf den sechsten Platz und nahm damit seinen Hauptkonkurrenten Richie Porte (BMC, 49./16:51) und Nairo Quintana (Movistar, 53./16:53) und Alberto Contador (Trek, 68./16:58) bereits wertvolle Sekunden ab.
Froome setzt gleich ein Zeichen
Froomes vor allem in den Bergen stärkster Herausforderer, der Kolumbianer Quintana, verlor allerdings seinen wichtigsten Helfer: Altmeister Alejandro Valverde rutschte in einer Linkskurve auf dem nassen Asphalt weg und krachte mit voller Wucht mit den Beinen voran in ein Absperrgitter. Es bestand der Verdacht auf Knochenbrüche. Die Etappe konnte der 37-Jährige nicht beenden. Der Spanier, Vuelta-Sieger von 2009, war vor allem im Hochgebirge als Adjutant Quintanas eingeplant. Auch Valverdes Landsmann Ion Izagirre, Klassement-Fahrer des Teams Bahrain-Merida, kam nach einem Sturz nicht ins Ziel. Damit sind nach dem ersten Tag noch 196 von 198 Fahrern im Rennen.
Die deutschen Profis genossen indes die Atmosphäre beim ersten Tour-Start in Deutschland seit 30 Jahren trotz der äußerlichen Widrigkeiten. "Es war eine supergeile Erfahrung", sagte Rundfahrt-Talent Emanuel Buchmann, der bei der Tour auf das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers spekuliert. "Ich bin auf den nassen Straßen nicht volles Risiko gefahren, die schwierigste Stelle war vielleicht die Kurve vor der ersten Brückenauffahrt. Sonst ging es gut." Er kam als 33. mit einer Zeit von 16:44 Minuten ins Ziel.
Pech hatte dagegen Debütant Rick Zabel. Der 23-Jährige kam bei seiner Tour-Premiere gleich zu Stur. "Ich habe ein bisschen zu viel Risiko genommen und bin weggerutscht. Ärgerlich, aber Schwamm drüber", sagte der Sohn der Sprinter-Legende Erik Zabel. Vor hunderttausenden Fans war Sprintstar Marcel Kittel (Quick Step-Floors) als Zehnter (+0:16) zweitbester Deutscher hinter Martin, nur einen Platz vor Niklas Arndt (Sunweb). Insgesamt sind 16 deutsche Fahrer am Start.
Am Sonntag schließt der Start der zweiten Etappe den Grand Départ in Düsseldorf ab. Das 203,5 km lange Teilstück führt über Neuss, Mönchengladbach und Aachen hinaus aus Deutschland und endet mit besten Aussichten auf einen Massenspurt im belgischen Lüttich. Damit würden die Topsprinter um Marcel Kittel, André Greipel und Peter Sagan erstmals in den Mittelpunkt rücken.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid