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Dieter Zetsche kontert Kritik "Mercedes steigt nicht aus der Formel 1 aus"

Mercedes Chef Dieter Zetsche hat gut lachen. In der Formel 1 läuft es für die Silberpfeile prächtig.

Mercedes Chef Dieter Zetsche hat gut lachen. In der Formel 1 läuft es für die Silberpfeile prächtig.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mercedes hat in der Formel 1 einen Lauf. Die Konkurrenz und die Verantwortlichen tönen laut und sehen in der Übermacht der Silberpfeile den Grund, warum die Zuschauer ausbleiben. Daimler-Chef Dieter Zetsche findet das "wenig intelligent" und stellt im Interview sein Sicht auf die Dinge vor.

n-tv.de: Die Formel 1 steht permanent in der Diskussion. Wie lange wollen Sie noch in der Königsklasse mitfahren?

Dieter Zetsche: Erstaunlicherweise ist der Erfolg der Formel 1 in erster Linie von den Machern der Formel 1 in die Diskussion gebracht worden. Zunächst mal von denen, die dort nicht mehr erfolgreich waren. Wenn man sich die Fakten ansieht, ist die Zuschauerbeteiligung in den meisten Ländern deutlich nach oben gegangen. Allein in Silverstone ist die Sehbeteiligung um 40 Prozent nach oben gegangen. Wenn man es etwas objektiver und nicht immer die Historie überstrahlend betrachtend darstellen möchte, dann kann man Jahre aufzählen, in denen die Autos immer wie an der Perlenschnur aufgereiht hintereinander hergefahren sind. Wenn man sich heute Rennen anguckt, ist da schon was los. Dass man jede Rennserie verbessern kann, ist klar und das gilt natürlich auch für die Formel 1. Dass Red Bull nach anderthalb Jahren darüber redet, wie sehr Erfolglosigkeit der Rennserie schadet, ist akzeptiert. Aber das zu verändern ist deren Sache, nicht unsere.

Aber könnte das ganze Gerede nicht dazu führen, dass Mercedes vorzeitig aus der Formel aussteigt?

Ganz klar: Wir haben keine Bestrebungen, aufzuhören. Zudem sind die Verträge bis zum Ende des Jahrzehnts unterschrieben. Dass wir uns natürlich dafür einsetzen werden, dass die Formel 1 weiterentwickelt wird, steht außer Frage. Dazu gehört auch der Einsatz der digitalen Medien. Wenn man sich überlegt, dass außer Fußball jeder Wettkampf einer x-beliebigen Sportart im Internet abgerufen werden kann und bedenkt, dass Fernsehen immer rückläufiger ist, dann muss sich hier etwas ändern. Das scheint mir ein ebenso wichtiges Thema zu sein, wie über die Reifenbreite zu diskutieren.

Die Diskussion dreht sich ja inzwischen auch darum, dass die Autos wieder lauter werden sollen. Was sagen Sie dazu?

Auch hier sind wir seit Jahren dabei, die Bedingungen weiterzuentwickeln. Manche Wege führen nach vorne, andere zurück. Wenn die Autos breiter werden sollen, dann werden sie eben breiter. Wenn sie lauter werden sollen, dann machen wir sie lauter. Letztlich natürlich immer unter der Maßgabe der technischen Möglichkeiten. Es ist berechtigt, über alles nachzudenken. Aber ich halte nicht so viel von diesen Diskussionen. Ich gehe ja auch nicht nach draußen und sage, unsere S-Klasse taugt nichts, hoffentlich haben wir bald die nächste. Insofern verstehe ich nicht, weshalb man sich an der Spitze der Formel 1 teilweise so verhält.

Wie sehr hat es Sie getroffen, dass es in dieser Saison kein Formel-1-Rennen in Deutschland gab?

Ich finde es einfach wenig intelligent. Man kann darüber diskutieren, wie man die Preise für die Formel 1 auf einer Rennstrecke gestaltet. Man kann sich überlegen, wie die Auswirkungen sind, wenn ich hier oder dort nachgebe. Aber ich kann Märkte nicht mit dem Lichtschalter an- oder ausschalten. Und Deutschland ist mit Sicherheit einer der zentralen Formel-1-Märkte. Wenn ich dann den Zuschauern, die ohnehin ein Jahr auf jedes Rennen warten müssen, ein solches Erlebnis nehme, dann ist das ungefähr so klug wie damals, als wir in den USA mit drei Autos im Kreis gefahren sind, um irgendwelche Prinzipien hochzuhalten. Deswegen hatten wir uns auch, ohne dass das in irgendeiner Form unsere Aufgabe wäre, angeboten, in Teilen einen wirtschaftlichen Beitrag zu leisten, um die Lücke, die dort klaffte, zu überbrücken. Leider hat auch dieses Angebot zu keiner anderen Entscheidung geführt.

Hat das negative Image der Formel 1 nicht auch mit der Person Ecclestone zu tun?

Ich glaube  nicht, dass die Formel 1 ein schlechtes Image hat. Ich würde mir wünschen, dass sich die Vermarktung stärker an den Gegebenheiten der Zeit orientiert, eben an der schon angesprochenen Digitalisierung. Aber dass an einer Person festzumachen, ist glaube ich auch nicht richtig.

Das Gespräch wurde aufgezeichnet von Holger Preiss

Quelle: ntv.de

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