Sport

Skandal in Südkorea Missbrauchte Athletin wird erst tot erhört

Choi Suk Hyeon wurde während ihrer Karriere mutmaßlich Opfer von körperlichem und verbalem Missbrauch.

Choi Suk Hyeon wurde während ihrer Karriere mutmaßlich Opfer von körperlichem und verbalem Missbrauch.

(Foto: International Triathlon Union)

Eine südkoreanische Triathletin will Missbrauchsfälle in ihrem Team öffentlich machen, von den Verbänden erhält sie dabei offenbar keine Unterstützung. Wenige Monate später bringt sich die Sportlerin um. Nun kommt, auch unterstützt durch die Aussagen einstiger Kolleginnen, eine Untersuchung in Gang.

Ein Skandal um mutmaßliche Misshandlung von jungen Triathletinnen erschüttert derzeit viele Menschen in Südkorea. Zwei Triathletinnen unterstützten am Montag bei einer Pressekonferenz im Parlamentsgebäude in Seoul entsprechende Vorwürfe ihrer ehemaligen Teamgefährtin Choi Suk Hyeon aus Gyeongju. Die 22 Jahre alte Choi hatte sich Ende Juni nach jahrelangem körperlichen und verbalen Missbrauch durch ihren Trainerstab, einen Mannschaftsarzt und älteren Sportlern das Leben genommen. Ihr Tod hatte im Land einen Aufschrei ausgelöst. In ihrem Tagebuch schrieb sie unter anderem, dass sie im Training geschlagen worden sei.

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Die "South China Morning Post" berichtete von Tonbändern, die Chois Vorwürfe bestätigen. "Du! Komm her. Klammere deine Kiefer zusammen", sei eine Männerstimme auf einer Aufnahme zu hören, gefolgt von wiederholten Schlägen. "Ich werde dir eine Lektion erteilen, wenn du morgen schmollst. OK?", habe die Stimme danach gesagt. "Du darfst drei Tage lang nichts mehr essen", habe einer ihrer Trainer geschrien, nachdem Choi an Gewicht zugelegt hatte. Dann verpasste er der Athletin angeblich eine Ohrfeige. In einem Tagebuch dokumentierte die junge Frau, wie sie "jeden Tag Tränen vergießt", dass sie beim Schreiben "lieber sterben würde", nachdem sie wiederholt "wie ein Hund geschlagen" wurde.

Choi hatte im April beim koreanischen Triathlonverband und beim Nationalen Olympischen Komitee Beschwerde eingelegt und ihren Trainer, einen Physiotherapeuten sowie zwei Athleten ihres semiprofessionellen Vereins der südöstlichen Stadt Gyeongju der Misshandlung beschuldigt. Die Verbände wurden jedoch nicht tätig. "Sie hat Hilfe bei vielen Institutionen gesucht", sagt eine Bekannte der Toten gegenüber der Nachrichtenagentur "Yonhap". "Aber sämtliche Beschwerden wurden ignoriert."

Südkoreas Sportminister Park Yang Woo kündigte jetzt an, die Staatsanwaltschaft zu bitten, den Fall zu untersuchen. Dabei sollte auch wegen möglicher Vertuschungsversuche ermittelt werden. Das südkoreanische Sport- und Olympia-Komitee (KSOC) hatte Berichten zufolge ihre Beschwerden ignoriert. Das KSOC streitet diese Vorwürfe ab und kündigte in einer Pressemitteilung "scharfe Maßnahmen" gegen die Beschuldigten an. "Das Komitee findet es sehr bedauerlich, dass sich ein solcher Vorfall wiederholt, obwohl wir uns bemüht haben, Gewalt und sexuelle Übergriffe zu verhindern und die Menschenrechte der Athleten zu schützen", heißt es in der Erklärung.

"Reich für den Coach und ausgewählte Athleten"

Der Triathlon-Weltverband ITU sei "tief traurig und schockiert" gewesen, als man von dem Fall erfahren habe. Laut einer Mitteilung habe man den nationalen Verband sowie das KSOC bereits kontaktiert, um Informationen zu bekommen und sicherzustellen, dass die Athleten während der Ermittlungen geschützt seien. Choi war seit 2015 Mitglied des nationalen Triathlon-Teams.

Die Triathlon-Mannschaft sei ein "Reich für den Coach und ausgewählte Athleten" gewesen, sagte ein ehemaliges Teammitglied vor Journalisten in Seoul. Körperliche und verbale Misshandlung seien häufig vorgekommen, wurde sie vom südkoreanischen Sender KBS zitiert. Die beschuldigten Triathleten und der Trainer hätten bei einer Anhörung des Sportunterausschusses im Parlament sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Der Trainer habe aber dabei den Physiotherapeuten belastet.

Es ist der zweite Missbrauchs-Skandal, der den südkoreanischen Sport innerhalb kurzer Zeit erschüttert: 2019 hatten mehrere international startende Eisschnellläuferinnen ihre Trainer des sexuellen Missbrauchs bezichtigt. Der Verband, so die Sportlerinnen, habe dies vertuscht.

Quelle: ntv.de, ter

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