EM-Qualifikation gegen San Marino Mit Klose soll es rappeln
30.05.2007, 16:25 UhrFür "Jogi" Löw steht der Sieg gegen den Fußballzwerg San Marino schon fest - über die Höhe aber duldet der Bundestrainer keine Diskussionen. "Es geht nicht um einen Rekord, es geht um ein schnelles, gutes Spiel. Wir möchten den Zuschauern einfach Freude bereiten", erklärte der Bundestrainer drei Tage vor dem EM-Qualifikationsspiel am Samstag in Nürnberg.
Die harmlosen Amateure aus San Marino liegen in der Tabelle der Gruppe D weit abgeschlagen mit null Punkten und 1:30 Toren auf dem letzten Tabellenplatz. "Darüber, dass wir das Spiel gewinnen, brauchen wir nicht zu diskutieren", betonte der 47-jährige Löw.
Vorbereitung umgestellt
Angesichts der deutlichen Überlegenheit des WM-Dritten gegen den 195. der 207 Länder umfassenden FIFA-Weltrangliste - das Hinspiel gewann Deutschland mit 13:0 - weicht Löw in Herzogenaurach sogar von der sonst üblichen Wettkampfvorbereitung ab. "Dass wir uns detailliert mit dem Gegner beschäftigen, fällt dieses Mal aus", verriet der DFB-Chefcoach, der sich vielmehr mit jedem einzelnen seiner Akteure schon mit Blickrichtung Europameisterschaft 2008 auseinander setzt. Am Anreisetag begannen die Einzelgespräche, nach der überraschenden Wetterwende hin zu Sonnenschein und Schäfchenwolken stellte Löw auch sein Trainingsprogramm um.
So ließ der Bundestrainer seinen nach neun Ausfällen stark veränderten Kader am Mittwoch gleich zwei Mal freudvoll trainieren, am Morgen mehr im athletisch-koordinativen Bereich, am Nachmittag mit vielen Spielformen. Nur die wie andere Nationalspieler in den vergangenen Monaten arg beanspruchten Per Mertesacker (Infekt) und Torsten Frings (Rückenprobleme) bekamen eine Ruhepause verordnet. Für ihren Einsatz am Samstag im Frankenstadion, das nach dem jüngsten DFB-Pokalsieg des 1. FC Nürnberg bei jedem Tor besonders kochen wird, bestehe aber laut medizinischer Abteilung des DFB keine Gefahr.
Wer ersetzt Ballack?
Als Kandidaten für die Mittelfeld-Rolle des verletzten Kapitäns Michael Ballack, der sich nach seiner Knöcheloperation noch bis zum zweiten Spiel am kommenden Mittwoch in Hamburg gegen die Slowakei von den DFB-Ärzten behandeln lassen will, brachte Löw überraschend den Hamburger Reservisten Piotr Trochowski ins Spiel, "der hinter den Spitzen seine Qualitäten hat". Als weitere Ballack-Alternative beim Tabellenführer sieht er den Leverkusener Bernd Schneider. "San Marino wird sich einigeln", prophezeite der Cheftrainer und setzt deshalb auf schnelles, direktes Spiel aus dem Mittelfeld heraus.
Wer als Angriffs-Partner des schwächelnden Miroslav Klose, dem Löw am Mittwoch erneut eine Einsatz-Garantie in der Startelf gab, auf Torejagd gehen wird, ist noch unklar. Auf jeden Fall erwartet der Bundestrainer von all seinen Spielern "einen gewissen Torhunger", den besonders das Bremer Sorgenkind gegen die "Schießbude" San Marino stillen soll. "Es wurde ja viel diskutiert. Aber wir wissen, was Miro für Qualitäten hat, was er für eine herausragende WM gespielt hat und was für eine sehr gute Vorrunde", erklärte Löw und hofft für den 28 Jahre alten Ausnahme-Stürmer in dessen 68. Länderspiel wieder auf viele Erfolgserlebnisse. Klose hatte schon in San Marino doppelt getroffen, der dieses Mal verletzte Lukas Podolski war in Serravalle gleich vier Mal erfolgreich gewesen.
16:0 ist Rekord
Das 13:0 vom vergangenen September war als zweithöchster Sieg aller Zeiten in die Geschichte der DFB-Elf eingegangen. Das höchste Resultat hatte die deutsche Nationalmannschaft 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm gegen Russland mit 16:0 erreicht. Als höchster Heimsieg steht bisher ein 13:0 gegen Finnland aus dem Jahr 1940 zu Buche.
Angesichts des erneuten vermeintlichen Spaziergangs stufte Löw die schon von Fußball-"Kaiser" Franz Beckenbauer ins Spiel gebrachte Vor-Qualifikation für kleine Länder durchaus als diskussionswürdige Idee ein. "Eine Verknappung der Spiele würde die Qualität wieder heben", meinte der Bundestrainer und wies vor allem auf eine mögliche kleine Entspannung des Wettkampf-Kalenders durch eine solche Vor-Qualifikation hin.
Ablenken lassen aber wollen sich die deutschen Spieler von all den Diskussionen und auch Aussichten auf die "unorthodoxe Spielweise" des Amateur-Gegners, wie es Christoph Metzelder beschrieb, nicht. "Es wird keine Probleme geben, unsere Konzentration hochzufahren. Es sind Qualifikations-Spiele -und wir wollen unbedingt zur EM", betonte der Abwehrchef.
Quelle: ntv.de