"Völlig harmlos und legal" Mosley schreibt dem ADAC
05.04.2008, 15:50 UhrDer in einer Sex-Affäre unter Druck geratene FIA-Chef Max Mosley will sich dem wachsenden Rücktritts-Druck nicht beugen und setzt sich in einem Brief an die Mitglieder des Weltverbands gegen Vorwürfe zur Wehr.
"Ich habe nichts falsch gemacht", erklärte der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA in dem Schreiben, das an den Chef des deutschen Automobilclubs ADAC, Peter Meyer, adressiert ist und auch allen anderen 221 FIA-Mitgliedern zugesandt wurde. Allerdings räumte der 67-Jährige auch deutlicher als bisher sein Mitwirken bei den in einem Video gezeigten sexuellen Rollenspielen mit fünf Prostituierten ein.
Bilder illegal erworben
Abermals bekräftigte Mosley jedoch, nicht zurücktreten zu wollen, wie es unter anderem der ADAC indirekt, aber auch offen der niederländische und der amerikanische Verband gefordert haben. "Wenn ich dabei erwischt worden wäre, zu schnell gefahren zu sein oder über der Promillegrenze (...), wäre ich am selben Tag zurückgetreten. In diesem Fall aber hat eine Skandalzeitung auf illegalem Weg Bilder von etwas erworben, das ich privat tat, und das, obwohl unakzeptabel für einige Leute, völlig harmlos und legal war", schrieb Mosley.
Opfer einer Verschwörung
Seine Beteiligung an dem brisanten Video, das nach Angaben der Zeitung rund fünf Stunden dauert, hatte Mosley schon in den vergangenen Tagen nicht abgestritten. In einem ersten Brief an die hohen FIA-Gremien hatte er stattdessen bereits am Dienstag seine Position verteidigt. Er sehe sich als Opfer einer "ekligen Verschwörung", versicherte Mosley nun in dem Schreiben an die FIA-Mitglieder. Das Vergehen scheine nicht die Tat an sich zu sein, sondern dass sie öffentlich wurde.
Und dass sie publik gemacht wurden, rief neben den beiden deutschen in der Formel 1 engagierten Autobauern BMW und Mercedes sowie Toyota und Honda auch den ADAC auf den Plan. Dieser legte Mosley in einem Brief nahe, sorgfältig über seine Rolle in der Organisation nachzudenken. Die königlich-niederländische Automobilvereinigung KNAF stellte sich offen gegen Mosley.
AAA wendet sich gegen Mosley
In der Nacht zum Samstag legte mit dem amerikanischen Automobilclub der größte Mitgliedsverband der FIA nach. "Es wäre im besten Interesse aller Betroffenen, wenn er abtreten würde", zitierte der britische Sender BBC eine Sprecherin des mehr als 50 Millionen Mitglieder zählenden AAA. "Die jüngsten Ereignisse um die Führung der FIA waren sehr verstörend und peinlich", sagte AAA-Sprecherin Yolanda Clarke Cade der BBC.
Eine Reihe früherer Formel-1-Piloten, darunter die Weltmeister Jackie Stewart und Jody Scheckter, halten einen Rücktritt des FIA-Chefs ebenfalls für unausweichlich. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hingegen stellte sich vor dem dritten Saison-Rennen, das am Sonntag in Bahrain ausgetragen wird, hinter Mosley. "Ich habe überhaupt kein Problem mit Max", wurde Ecclestone in britischen Medien zitiert. Mosley selbst hatte die geplante Reise zum Wüstenrennen abgesagt. Der Kronprinz Bahrains soll ihn aufgefordert haben, nicht nach Sachir zu kommen.
Max Mosley, Sohn des früheren britischen Faschistenführers Sir Oswald Mosley, will bei einer außerordentlichen Generalversammlung der FIA die seiner Meinung nach entstandenen Missverständnisse klären. Laut Statuten des Verbandes kann die Sitzung aber vor Mitte bis Ende Mai nicht stattfinden.
Quelle: ntv.de