Finale Erlösung gegen Djokovic Murray bricht britischen Wimbledon-Fluch
07.07.2013, 18:30 Uhr
Kleiner Pokal, ganz großer Sieg: Andy Murray mit der Trophäe, die ihn in Großbritannien unsterblich macht.
(Foto: dpa)
Großbritannien ist selig, Andy Murray am Ziel: Als erster Brite seit Fred Perry 1936 gewinnt der Schotte den Rasen-Grand-Slam in Wimbledon. Im Endspiel schreibt er gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic in nur drei Sätzen Tennis-Geschichte.
Großbritannien hat wieder einen Wimbledon-König! 77 Jahre nach dem legendären Fred Perry setzte sich Andy Murray im Endspiel seines Heim-Grand-Slams gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic mit 6:4, 7:5, 6:4 durch. Der 26 Jahre alte Schotte gewann als erster Brite seit 1936 das älteste und bedeutendste Tennisturnier der Welt und feierte nach den US Open 2012 seinen zweiten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier.
Die Zuschauer auf dem Centre Court erhoben sich von ihren Sitzen, die Fans auf dem überfüllten Henman Hill auf dem Clubgelände brachen in Jubelstürme aus, als Murray seinen vierten Matchball nutzte und das Vereinigte Königreich in einen kollektiven Freudentaumel versetzte. "Murray, Murray"-Sprechchöre schallten schon beim packenden Herzschlag-Finale über den Platz.
Zu den Gratulanten zählte auch Queen Elizabeth II. "Ich kann bestätigen, dass die Queen an Andy Murray nach seinem Wimbledon-Sieg eine private Botschaft geschickt hat", teilte eine Sprecherin der Königin mit. Über den genauen Inhalt der königlichen Nachricht wurde nichts bekannt.
Etwas besseres Gefühl als letztes Jahr
"Es fühlt sich ein kleines bisschen anders an als letztes Jahr", scherzte Murray. Vor einem Jahr stand er schon einmal in diesem Endspiel und musste sich dem Schweizer Roger Federer geschlagen geben. Diesmal aber erhoben sich die Zuschauer auf dem Centre Court von ihren Sitzen, die Fans auf dem überfüllten Henman Hill auf dem Clubgelände brachen in Jubelstürme aus, als Murray nach 3:09 Stunden seinen vierten Matchball nutzte und das Vereinigte Königreich in einen kollektiven Freudentaumel versetzte.
"Ich habe so gezittert, als ich die Matchbälle vergeben habe", sagte Murray mit dem Siegerpokal in der Hand. "Ich habe einfach nur versucht, es irgendwie zu spielen. Ich habe es irgendwie geschafft."
Einen Tag nach der Finalniederlage von Sabine Lisicki gegen Marion Bartoli zeigte sich der nationale Hoffnungsträger im Gegensatz zur Berlinerin nervenstark und hochkonzentriert. Die Last, die angesichts der historischen Bedeutung dieses Augenblicks auf seinen Schultern lag, schien Murray zu beflügeln. "Let's make history" war auf mehreren Plakaten zu lesen. Bei den drei vergegeben Matchbällen sprang sogar Premierminister David Cameron auf.
"Ich träume davon, Wimbledon zu gewinnen"

Der britische Premier David Cameron zählte zu den zahllosen Murray-Fans auf dem Centre Court.
(Foto: REUTERS)
Vor den Augen des britischen Regierungschefs und IOC-Präsident Jacques Rogge wirkte Djokovic dagegen nach dem längsten Halbfinale der Wimbledon-Geschichte müde. Zwei Tage nach seinem kräftezehrenden Fünf-Satz-Halbfinale gegen den Argentinier Juan Martin del Potro fand der Serbe nicht ins Spiel, gab im zweiten Satz eine 4:1-Führung und im dritten Durchgang einen 4:2-Vorsprung noch aus der Hand.
"Ich denke darüber nach, wie es wäre, Wimbledon zu gewinnen. Ich träume davon, Wimbledon zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob es jemals passieren wird", hatte Murray vor dem Turnier dem Magazin "GQ" gesagt. "Glaube ich, dass ich gewinnen kann? Die Antwort ist: Ja!"
Vor einem Jahr stand er schon einmal in diesem Endspiel und musste sich dem Schweizer Roger Federer geschlagen geben. Der 7. Juli 2013 aber sollte der Tag für die britischen Tennis-Geschichtsbücher werden. Am heißesten Tag der zwei wundersamen Wimbledon-Wochen blieb Murray auf dem kochenden Centre Court cool.
Breakbälle ohne Ende
Gleich im ersten Spiel des ersten Satzes erarbeitete er sich drei Breakbälle, konnte aber keinen nutzen. Aber schon zu diesem Zeitpunkt strahlte der schlaksige Schotte das absolute Verlangen nach dem Titel aus. Zum 2:1 nahm er Djokovic dann das Aufschlagsspiel ab, kassierte aber prompt das Re-Break zum 2:2.
Murray gelang das Break zum 4:3 und er entschied Durchgang eins nach 59 Minuten für sich. Im zweiten Satz ging Djokovic mit 4:1 in Führung, doch angetrieben von permanenten "Come on, Andy"-Rufen der euphorisierten Zuschauer schaffte Murray erst den Ausgleich zum 4:4 und nach 69 Minuten den Satzgewinn zum 7:5.
"Nach all den Merkwürdigkeiten und Verrücktheiten bei diesem Wimbledon wird das Herren-Finale doch so sein, wie es die meisten erwartet haben: die Nummer 1 Novak Djokovic gegen die Nummer 2 Andy Murray", hatte die "New York Times" geschrieben. Die Branchenbesten lieferten sich erst ganz am Ende ein hochklassiges Match.
Das Spiel lebte von der bislang ungestillten Sehnsucht der Briten nach einem der Ihren auf dem Wimbledon-Thron. Die Erben von Fred Perry waren bis zu diesem Nachmittag alle gescheitert, Tim Henman viermal im Halbfinale. 2013 schlug die Stunde von Andy Murray.
Quelle: ntv.de, dpa