"Pietreczko hat keine Eier" "MvG" wirft Giftpfeil in Richtung dieses deutschen Darts-Profis
30.12.2023, 17:13 Uhr
Michael van Gerwen musste noch etwas loswerden.
(Foto: dpa)
Als wäre die 3:4-Niederlage nach 3:1-Führung nicht schmerzhaft genug, muss sich Darts-Profi Ricardo Pietreczko jetzt auch noch Schmähungen gefallen lassen. Superstar Michael van Gerwen teilt gegen den Deutschen aus. Wohl auch, weil ein Pietreczko-Sieg "MvG" vieles leichter gemacht hätte.
Darts-Star Michael van Gerwen hat nach seinem souveränen Einzug ins WM-Viertelfinale eine Verbalattacke gegen den deutschen Profi Ricardo Pietreczko gestartet. Dieser hatte mit 3:1 gegen den englischen WM-Favoriten Luke Humphries geführt und die Partie noch mit 3:4 verloren.
Als Michael van Gerwen am Freitagabend nach seinem überzeugenden 4:0-Sieg im Achtelfinale gegen Stephen Bunting bei der Pressekonferenz saß, lief gerade das Spiel zwischen Titelverteidiger Michael Smith und Chris Dobey auf dem Fernseher im Medienraum. "MvG" schaute rüber, als Dobey gerade mit 3:0 in Führung ging. "Oh je, oh je", schnaubte van Gerwen. Kurz danach wurde der Niederländer auf die Probleme seiner Konkurrenten angesprochen. Wright? Schon seit zwei Wochen ausgeschieden. Price? Sensationell raus gegen Brendan Dolan. Smith? Chancenlos gegen Dobey. Humphries? Hatte große Probleme gegen den Deutschen Ricardo Pietreczko.
"Humphries hätte dieses Spiel verlieren müssen, um es klar zu sagen. Aber, wie heißt er gleich wieder? Pietreczko. Pietreczko hat überhaupt keine Eier. So ist es nun mal. Ich muss sichergehen, dass ich mich auf mich selbst konzentriere", sagte van Gerwen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der dreifache Weltmeister gegen die deutsche Konkurrenz ledert. Im Vorfeld der WM hatte "Mighty Mike" in einem Interview mit Sport1 bereits die anderen beiden deutschen Topspieler stark kritisiert. "Martin Schindler ist auch ein sehr guter Spieler. Aber er hat nicht die Eier, die Gabriel Clemens hat. Da fehlt etwas."
Auch wenn Deutschlands Nummer eins anders als Pietreczko und Schindler laut van Gerwen "Eier" besitzt, bekam auch er kurz vor Turnierstart sein Fett weg. Clemens, Halbfinalist bei der vergangenen WM, sei nur ein "Semi-Topspieler", sagte van Gerwen der Sportbild. "Wenn er ein Topspieler wäre, würde er in der Premier League spielen. Oder hätte Major-Turniere gewonnen."
"In jedem Interview eine Spitze"
Michael van Gerwen fällt immer wieder mit markigen Aussagen auf. Nach Niederlagen ist "MvG" oft kleinlaut und zollt seinem Gegner Respekt. Nach gewonnenen Spielen aber sendet der Niederländer häufig Giftpfeile in Richtung der anderen Akteure. "Michael van Gerwen weiß sich in Szene zu setzen. Es würde ihm aber nicht wehtun, einfach mal nur sein eigenes Spiel zu analysieren. Er bekäme auch ohne solche Aussagen genügend Aufmerksamkeit. Teils wirkt es so, als habe er sich gegenüber Management und Medien dazu verpflichtet, in jedem Interview eine Spitze zu setzen", kommentiert Kevin Barth, Experte des Fachportals dartn.de, im Gespräch mit ntv.
"Michael van Gerwen ist auch nicht der einzige Spitzenspieler, der so agiert. Peter Wright, Gerwyn Price und er liefern sich regelmäßig verbale Privatduelle. Die Medien spielen dabei auch eine Rolle, weil sie die Spieler oft gezielt auf die Aussagen ihrer Konkurrenten ansprechen und somit verbale Konter provozieren", ergänzt Barth. Der Darts-Experte sieht durchaus Parallelen zum Boxsport, wo die Kämpfe großer Stars ebenfalls nicht nur im Ring, sondern oft auch verbal stattfinden.
Duell mit Humphries um Platz 1?
Bei einer Drittrunden-Niederlage von Humphries hätte van Gerwen schon jetzt als Nummer eins ab 4. Januar festgestanden. Stattdessen könnte es im Halbfinale zu einem großen Kräftemessen der beiden Weltklasse-Akteure kommen. "MvG" hat bisher noch keinen Satz bei der WM verloren, Luke Humphries hat seinen Status als Topfavorit in seinen ersten beiden Spielen nicht bestätigen können.
Das potenzielle Aufeinandertreffen mit Humphries wäre nicht nur ein Duell um den Finaleinzug im Alexandra Palace von London, sondern auch ein Endspiel um den Nummer-Eins-Status. Der entthronte Weltmeister Michael Smith spielt nach seinem Achtelfinal-Aus gegen Landsmann Chris Dobey (0:4) keine Rolle mehr. Smith war seit seinem WM-Triumph vor knapp einem Jahr der Primus.
Der bittere Knockout kam nicht überraschend, bereits in den Turnieren zuvor und auch bei seinen ersten beiden Auftritten in London hatte Smith nicht wie der selbstbewusste Weltmeister gewirkt. Fahrig, mitunter zweifelnd trat der "Bully Boy" auf - ein Comeback gegen den furios aufspielenden Dobey schien damit schon weit vor den entscheidenden Würfen ausgeschlossen. Abschalten kann Smith trotz des frühen Ausscheidens nicht, in wenigen Tagen sitzt er bereits im Flugzeug nach Deutschland. Am kommenden Samstag ist er bei der Promi-Darts-WM in Düsseldorf zu sehen.
Quelle: ntv.de, mit dpa