In Las Vegas wächst Historisches Die alten Superstars tun der NBA gigantischen Gefallen
11.12.2023, 11:26 Uhr
Auch mit fast 39 Jahren einfach nicht aufzuhalten: LeBron James.
(Foto: AP)
Der erste "NBA Cup" überhaupt gehört den Los Angeles Lakers. Angetrieben von einem zeitlos-dominanten LeBron James und einem im Finale unaufhaltsamen Anthony Davis gewinnt die Traditions-Franchise eine weitere Trophäe. Für die Liga und Las Vegas ist das Turnier ein Erfolg.
Die furiosen Los Angeles Lakers haben im Finale des "NBA In-Season Turniers" die Indiana Pacers mit 123:109 bezwungen und sich zum ersten Sieger des neuen "NBA Cups" gekürt. LeBron James wurde zum Turnier-MVP ernannt, zum wertvollsten Spieler, nachdem er seine Lakers zu sieben Siegen in sieben Partien bei diesem zum ersten Mal ausgerichteten Wettbewerb geschossen hatte - und Fans wie Beobachter zugleich daran erinnerte, dass mit ihm und seinen Lakers auch im Meisterschaftsrennen zu rechnen sein muss.
"King James" sammelte im Endspiel 24 Punkte und 11 Rebounds, während Teamkollege Anthony Davis mit 41 Punkten, 20 Rebounds und 4 Blocks zum alles überragenden Akteur avancierte. James und Davis sind die einzigen beiden Überbleibsel der ehemaligen Meistermannschaft, die in der von Corona verseuchten NBA-Saison 2019/20 die Championship gewann. Das kongeniale Duo agierte einmal mehr in bester "Batman und Robin" Manier auf dem Weg zu einem weiteren Pokal. Zwar zählt der nicht wie ein richtiger Titel, dafür gab's aber 500.000 US-Dollar Preisgeld für jeden Spieler des frisch gekürten Cup-Siegers.
Mit durchschnittlich 26,4 Punkten, 8,0 Rebounds und 7,6 Assists pro Partie bei bärenstarken 56,8 Prozent aus dem Feld drückte der älteste Spieler der Liga dem gesamten Turnier seinen Stempel auf. Mit Siegen gegen die Phoenix Suns (106:103) und New Orleans Pelicans (133:89) hatten sich die Lakers fürs Endspiel qualifiziert, nachdem sie zuvor viermal in der Gruppenphase ohne Niederlage geblieben waren. Das Finale war die einzige Partie dieses Turniers, das nicht als reguläres Saisonspiel gewertet wird. Alle anderen Duelle zählen wie gewohnt als Teil der 82 Spiele andauernden regulären Saison, vor dem Start der "Play-Ins" und Playoffs Mitte April.
Voll eingeschlagen
Die NBA wollte händeringend ein wenig Begeisterung in die frühe Saisonphase bringen, die sich in der Vergangenheit monatelang und meist äußerst zäh vor sich hin schleppte. "Load Management" - das Schonen von Topstars zur Verletzungsprophylaxe, halbleere Hallen und oft langweiliger Basketball zwischen Oktober und Januar waren vornehmlich an der Tagesordnung. Etwas Begeisterung kam in der Regel immer erst ab Februar auf, bevor es dann im Frühjahr in die K.-o.-Runden und in Richtung Finals geht. Gegen die viel beliebtere NFL hatte die NBA beim Zuschauer bis nach dem Super Bowl nie den Hauch einer Chance.
So also nun das "In-Season"-Turnier, für dessen künftige Editionen mit diesem Sieg der Lakers natürlich perfekt die Werbetrommel gerührt werden konnte. Besser hätte sich die Liga den Start in dieses Neu-Experiment nicht ausmalen können. Einschaltquoten und Klickzahlen in den sozialen Medien schnellten in bisher ungekannte Rekordhöhen zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison, der gesamte visuelle Auftritt - komplett mit neuen, quietschbunten Parketts und Trikots, sowie der zuweilen begeisternde Basketball, bei dem Spieler alles gaben, weil es um alles ging - all das machte dieses Turnier zum einschlagenden Erfolg.
Die NBA nahm mit dem neuen Format Anleihen beim europäischen Sport. "Der Ursprung der Idee war der globale Fußball und die Erkenntnis, dass es derzeit vor allem außerhalb der USA eine Tradition gibt, bei der es neben dem Gewinn der Meisterschaft noch andere Pokale und Wettbewerbe während einer Saison gibt", erklärte Commissioner Adam Silver. Dass sich mit den neuen Erkenntnissen und vor allem mit den exzellenten Nutzer-Metriken aber auch bestens verhandeln lässt, wenn bald nach einem neuen TV-Partner für das neue Format gesucht werden muss, das wird dem Liga-Boss freilich besonders gefallen.
Gibt's nun eine neue Lakers-Dominanz?
Als die Lakers vor etwas mehr als drei Jahren die umstrittene "Bubble-Championship" abräumten, war die Handschrift jenes Teams klar: eine dominante James/Davis-Achse, flankiert von starken, aggressiven und athletischen Verteidigern. Auch im Vorjahr erreichten die an Nummer sieben gesetzten Lakers dank ähnlicher Ausrichtung die Western Conference Finals, in denen sie am späteren Champion Denver Nuggets scheiterten. Zu Beginn dieser Saison sahen die Kalifornier zwar alles andere als Furcht einflößend aus; nach den Auftritten der vergangenen Tage muss mit dem Rekordmeister allerdings wieder gerechnet werden.
Die Formel ist ähnlich: eine erstickende Defensive, erbaut um den alles überragenden Davis, der zu den besten Spielern der Welt zählt, wenn er nicht gerade - wie so häufig - verletzt ist. Eine Armada von vielseitigen Flügelverteidigern wie Cam Reddish, Gabe Vincent oder Jarred Vanderbilt trägt ihren Teil dazu bei. So wie gegen die Pacers, deren gefährlichster Angreifer Tyrese Haliburton geschickt unter Dauerdruck gesetzt und so aus dem Spiel genommen wurde. Das zog Indianas fulminanter Offensive den Zahn, die Underdogs trafen nur 36,8 Prozent ihrer Würfe aus dem Feld und verfehlten 31 ihrer 41 Dreierversuche.
Auf der Gegenseite nutzten die Lakers ihre physische Dominanz eiskalt aus. Sie wussten, dass die Pacers zu den schlechtesten Defensiv-Teams der Liga zählen (Rang 28 von 30), und ihre Gegner gerne in die Mitte drängen, und schlachteten diese Schwäche erbarmungslos aus. Nur zwei erfolgreichen Dreiern standen unfassbare 113 von 123 Zählern direkt in der Zone oder von der Freiwurflinie entgegen - eine im Basketball-Jahr 2023 kaum zu begreifende Diskrepanz.
James und Vegas
Das Turnier wurde auch zur großen Coming-Out-Party von Pacers-Star Haliburton. Bereits in seinem zweiten Profijahr von Sacramento nach Indiana getradet, hat sich der unorthodoxe Spielmacher zu einem der besten Offensiv-Spieler der Liga entwickelt. Seinen Namen kennen jetzt mehr als nur die Hardcore-Fans. Im Halbfinale gegen die Milwaukee Bucks brillierte er mit 27 Punkten und 15 Assists, zuvor warf er mit einem Triple Double (26 Punkte, 13 Assists, 10 Rebounds) die favorisierten Boston Celtics aus dem Turnier.
Die Bühne gehörte aber einmal mehr LeBron James. Der bald 39-Jährige sprintete schneller als Spieler, die fast halb so jung sind wie er, und wuchtete alles aus dem Weg, was ihm in die Quere kam. In den entscheidenden drei Partien gegen die Suns, Pelicans und Pacers schien James wie besessen, auf einer Mission.
Dass James ausgerechnet in Las Vegas dermaßen auftrumpfte, ist kein Zufall. Die Liga hat bereits bekannt gegeben, in ganz naher Zukunft expandieren zu wollen. Commissioner Silver sprach davon, sich bereits fürs Jahr 2025 ausgiebig damit befassen zu wollen, wenn der aktuelle TV- und Medien-Vertrag ausläuft. Dann will die Liga wieder mächtig abkassieren, so viel wie noch nie soll aus dem neuen Mega-Deal in die Kassen fließen. Die beiden Top-Favoriten für den Zuschlag neuer Klubs sind Seattle, wo einst die Supersonics spielten, und eben Las Vegas - das Entertainment-Zentrum des Landes.
James macht aus seinem Wunsch, nach Ende seiner aktiven Karriere eine NBA-Franchise zu besitzen, keinen Hehl. Las Vegas & LeBron, das wäre aus vielerlei Gründen eine himmlische Paarung. "Mein Enthusiasmus, ein Team hier herzubringen, bleibt unverändert hoch. Die Fans hier sind großartig. Sie haben hier schon alle andere Sportarten: WNBA, NFL, NHL, bald auch Baseball, die Formel 1 war hier. Sie lieben hier große Attraktionen, und die NBA wird eine weitere hochkarätige Addition in dieser Stadt sein."
Am Ende nur Gewinner
"Es tut mir leid, eine Franchise gibt's nicht automatisch dazu", flachste Silver bei der Übergabe des MVP-Pokals an James. Der erfolgreichste Spieler seiner Generation weitet also seine Trophäensammlung aus, die bereits vier NBA-Titel, vier Finals-MVPs, vier MVPs, 19 All-Star-Teilnahmen, drei All-Star-MVPs, Rookie des Jahres, Scoring-Champion und zwei Olympische Goldmedaillen umfasst. Niemand in der Geschichte dieses Sports hat mehr Punkte erzielt als James, dessen Finalausbeute zwar nicht berücksichtigt wird, der mit 39.201 Regular-Season- und 8.203 Playoff-Punkten aber schier uneinholbar an der Spitze der All-Time Scoring-Liste davongezogen ist.
Es wird den Liga-Boss gefreut haben, dass ausgerechnet sein populärster Spieler dieses Turnier vom ersten Tag an ernst nahm und mit dem Titelgewinn legitimierte. So bleiben am Ende eigentlich nur Sieger übrig nach dem finalen Schlusspfiff in der "T-Mobile Arena" in Las Vegas. Die Liga hat es nach Einführung des "Play-In"-Turniers im April einmal mehr geschafft, für extra Motivation und Begeisterung in einer für viele viel zu langen Saison zu sorgen. Playoff-Intensität im November und Dezember - das lässt niemanden kalt. Spieler spielten härter, Fans schalteten in Scharen ein, Medien berichteten endlich wieder über Basketball, und die Kritik war ausschließlich positiv.
Die Pacers machten den nächsten Schritt, von jungen Emporkömmlingen zu einem Klub, der bereits in naher Zukunft für mächtigen Wirbel in der Eastern Conference sorgen kann. Ein Trade für einen respektablen Flügelspieler, und plötzlich könnte im "Hoosier State" etwas richtig Großes entstehen. Und die Lakers? Die nutzten die Bühne, um einmal mehr allen Fans, Experten und Gegnern klarzumachen: Solange LeBron James über ein NBA-Parkett brettern kann, und er Anthony Davis neben sich hat, und die Einsätze am höchsten sind und die Lichter am grellsten scheinen, hat L.A. eine Titelchance. Auch in James' 21. Profisaison!
Quelle: ntv.de