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Nowitzki & Co. vor EM-Schlüsselspiel Nach dem Sieg ist vor Italien

Die deutschen Basketballer feiern bei der EM mit einem überragenden Dirk Nowitzki einen starken Auftakt. Gewonnen ist damit noch nichts. Gegen Italien muss heute Abend der zweite Sieg in der Hammer-Vorrunde her. Für gute Laune sorgt Chris Kaman. Der Center trifft jetzt auch Dreier. Im Sitzen.

Gleich im ersten Spiel voll da: Dirk Nowitzki.

Gleich im ersten Spiel voll da: Dirk Nowitzki.

(Foto: dpa)

Bundestrainer Dirk Bauermann hatte es zwar vorausgesagt. Etwas unheimlich war es ihm trotzdem, wie exakt seine Vorhersage schon im ersten deutschen EM-Vorrundenspiel im litauischen Siauliai eintraf. Nur 27 Minuten genügten dem anderen Dirk im deutschen Team, dem Superstar Nowitzki, um gegen Israel seine durchwachsene Vorbereitung vergessen zu machen und Zweifel an seiner Motivation nach dem NBA-Titel wegzuwischen. 25 Punkte, 3 Rebounds, 3 Assists, 5 von 6 verwandelte Freiwürfe und eine herausragende Trefferquote aus dem Feld (71 Prozent, 10/14) sorgten nicht nur unter den deutschen Fans für Begeisterung. Die ganze Siauliai Arena applaudierte, als Nowitzki 3:46 Minuten vor Ende das Feld verließ. Von der Bank verfolgte er dann entspannt, wie seine Teamkollegen den 91:64 (40:26)-Kantersieg über Israel nach Hause brachten und den ersten Schritt Richtung Zwischenrunde machten, dem heute gegen Italien (20 Uhr) der zweite folgen soll.

Nowitzki legt den Schalter um

Also staunte Bauermann, wie es Nowitzki immer wieder schaffe, gleich "im ersten Spiel den Schalter einfach wieder umzulegen und mit einer solchen persönlichen Dominanz zu spielen" – obwohl er genau das prophezeit hatte. Der deutsche Anhang hatte seinen Superstar schon vor dem Spiel mit "MVP, MVP"-Sprechchören gefeiert. Nach der Partie waren sie wieder zu hören, nur inbrünstiger. Wie gut Nowitzki und damit Deutschland ins Turnier kommen würden, wie gut Nowitzki und Chris Kaman tatsächlich integriert sind, ob die Balance zwischen Stars und Youngstern stimmt, daran hatte es Zweifel gegeben. Selbst Nowitzkis unmittelbare Spielvorbereitung hätten Pessimisten negativ auslegen können. Sein Name war schon längst verlesen, da trottete er erst langsam in die Halle. Während die deutsche Nationalhymne gespielt wurde, zappelte der 33-Jährige unablässig mit den Füßen.

Erst als das Spiel begann, sahen die Zuschauer einen anderen Nowitzki: den MVP der Finals 2011. Nervenstark, mit exzellenter Wurfauswahl. Und mit seinem nicht zu verteidigenden Sprungwurf, Nowitzkis Markenzeichen. "Wenn ich der Gegner wäre, und ich würde versuchen zu verteidigen, ich glaube, ich wäre richtig angepisst", bekannte DBB-Spielmacher Heiko Schaffartzik nach dem Spiel und verneigte sich verbal: "Im Moment ist er vielleicht der beste Spieler der Welt. Er und Chris Kaman geben unserem Team eine Qualität, die wir in den vergangenen beiden Jahren nicht hatten."

"Ich glaube, ich wäre richtig angepisst": Heiko Schaffartzik.

"Ich glaube, ich wäre richtig angepisst": Heiko Schaffartzik.

(Foto: dpa)

Welche Qualität das ist, zeigte das erste Viertel. Nowitzki und Kaman gaben einem nervösen Team Sicherheit, erzielten 13 von 15 deutschen Punkten, übernahmen die Verantwortung und fast jeden Wurf.  Angst vor der eigenen Courage bei den Mitspielern, vor dem eigenen Wurf? Taktik, sagte Schaffartzik: "Es war schon so, dass wir am Anfang versucht haben, den Ball permanent zu Dirk und zu Chris zu bekommen." Auch dass erst nach sieben Minuten ein anderer deutscher Spieler einen Wurf ansetzte, wollte Schaffartzik nicht negativ ausgelegt wissen: "Ich glaube, das spricht für unsere Disziplin."

Schlüsselspiel gegen Italien

Mit zehn Zählern war Schaffartzik hinter Youngster Robin Benzing (12) viertbester Scorer im insgesamt homogenen deutschen Team, in dem nur der mit sich hadernde Jan-Hendrik Jagla abfiel. "Es war ein schöner Sieg einer gut funktionierenden Mannschaft", fand Bauermann. Avancen, die Außenseiterrolle nun abzulegen, lehnte er höflich ab – weil der Sieg gegen Israel nichts wert ist, wenn er gegen Italien nicht versilbert wird: "Die Jungs verstehen schon, dass man diesen Sieg heute nicht überbewerten darf. Das legen wir jetzt ab und dann schlagen wir die nächste Seite auf, und das ist Italien. Alle wissen, dass wir da über 40 Minuten eine Qualität bringen müssen, die wir heute vielleicht über 25 Minuten gebracht haben."

Für den hexenschussgeplagten DBB-Kapitän Steffen Hamann, der gegen die überforderten Israelis wie Nowitzki und Kaman am Ende geschont werden konnte, ist die Partie gegen Italien schon ein "kleines Schlüsselspiel". Verglichen mit den anderen namhaften Gegnern in Gruppe B, Serbien und Frankreich, haben sie zumindest den schlagbarsten Eindruck gemacht. Serbien reichte eine unaufgeregte Leistung zum 80:68-Sieg.

Italien ist eine gefährliche Mannschaft

Guter Scorer, aber kein echter Anführer: Andrea Bargnani, einer von drei italienischen NBA-Profis.

Guter Scorer, aber kein echter Anführer: Andrea Bargnani, einer von drei italienischen NBA-Profis.

(Foto: dpa)

Der angeschlagene NBA-Profi Danilo Gallinari soll gegen Deutschland laut Chefcoach Simone Piangiani auflaufen: "Wenn  er sich nichts gebrochen hat, wird er spielen." Hinter Andrea Bargnani (22 Punkte) war der 23-Jährige (15) zweitbester italienischer Scorer. Sein Ausfall würde schwer wiegen. Den Italienern fehlt trotz dreier NBA-Profis nicht nur ein echter Leader. Die Bank ist hinter dem Trio Bargnani/Gallinari/Marco Bellinelli äußerst dünn besetzt. Dass gegen Serbien 27 Punkte von Bankspielerin in der Statistik standen, war nur einem Trick des Trainers zu verdanken. Er hatte Bargnani nicht in die Starting Five gestellt, anschließend aber doch fast 34 Minuten spielen lassen – mehr als jeden anderen Italiener.

"Sie sind eine sehr gefährliche Mannschaft, wenn man ihnen Platz gibt. Sie haben auf allen Positionen sehr gefährliche Werfer. Also insofern wird das eine Mannschaft sein, die du über deine Verteidigung kontrollieren musst", sagt Bauermann. So groß das offensive Talent im deutschen Team auch sei: "Wenn wir die Italiener 90 Punkte machen lassen, dann wird es selbst für uns schwer." Die Stimmung im Abschlusstraining war konzentriert, aber gelöst. Spätestens, als der gegen Israel mit einem Double-Double (18 Punkte, 10 Rebounds) groß aufspielende Center Chris Kaman einen Dreier versenkte – im ersten Versuch, im Sitzen, von der Ersatzbank aus.

Quelle: ntv.de

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