Dopingkampf in der Finanzkrise Nada hängt weiter in der Luft
28.02.2012, 16:58 Uhr
Dauerthema Doping. Gute Aufklärung braucht Geld, aber auch Effizienz. An beidem mangelt es derzeit erheblich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Finanzkrise der Nationalen Anti-Doping-Agentur bleibt ungelöst. Ein Runder Tisch des Bundesinnenministers bringt zwar Bekenntnisse, aber kein Geld, obwohl die Nada das dringend braucht. Vor allem die Länder sollen stärker in die Pflicht genommen werden. Sportpolitiker sind eher skeptisch.
Viele Bekenntnisse, aber kein Geld: Der Runde Tisch zur Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA hat am Dienstag noch keine konkreten Ergebnisse gebracht. "Die Nada trägt ein sehr kurzes Hemd. Wenn die Finanzlücke nicht geschlossen wird, müssen wir uns im kommenden Jahr über ein neues Modell für die Nada unterhalten", kritisierte Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, nach dem Treffen, zu dem Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich Vertreter von Sport, Ländern und Wirtschaft nach Berlin eingeladen hatte.
Der Minister forderte die Länder auf, stärker ihrer Verantwortung für den Anti-Doping-Kampf gerecht zu werden. "Ihr Anteil war unterentwickelt. Wir würden uns freuen, wenn die Bundesländer künftig eine Million zum NADA-Etat beisteuern", meinte der Minister diplomatisch. "Nur Palaver, nur Appelle. Wir hätten gedacht, dass der Minister schon mit konkreteren Dingen aufwarten kann", konterte Martin Gerster, der sportpolitische Sprecher der SPD im Bundestag.
Defizit von mehr als einer Million
Der zehn Jahre existierenden Nada droht 2013 eine handfeste Finanz-Krise, nachdem der Bund die in den vergangenen fünf Jahren gezahlte Anschubfinanzierung von einer Million Euro zum 6,5-Millionen-Etat der Agentur nicht mehr beisteuern wird. Damit beträgt das NADA-Defizit etwa 1,35 Millionen Euro. Heike Taubert, die Vorsitzende der Sportminister-Konferenz, sicherte vorsichtig zu, ihre Kollegen in den Ländern aufzufordern, sich künftig stärker an der Finanzierung der NADA zu beteiligen. Jedoch sollen erst im Herbst erste Ergebnisse auf dem Tisch liegen.
Angesichts der Prozesse, die der Nada im Zusammenhang mit der "Causa Erfurt" drohen, und den damit verbundenen höheren Kosten, die in kommenden Jahren auf die Nada zukommen, ist Dagmar Freitag skeptisch, dass die Appelle fruchten. "Ich bedauere, dass es keine konkreten Zusagen gibt. Wir dürfen nicht nur auf die aktuelle Lücke schauen, sondern müssen zukunftsorientierter handeln", argumentierte sie.
Während die Länder 2012 nur 14.000 Euro beisteuern, ist auch der Anteil der Wirtschaft am NADA-Etat weiter zurückgegangen. 2011 wurden noch 600.000 Euro aus Sponsoren-Mitteln gedeckt - der Anteil der privaten Firmen wird 2013 auf die Hälfte sinken. Zur Pressekonferenz erschien kein Gast aus der Wirtschaft, einige eingeladene Vertreter hatten gar nicht erst am Runden Tisch teilgenommen.
Kein Geld, aber klares Bekenntnis
Die Nada-Vorstands-Vorsitzende Andrea Gotzmann hofft trotzdem auf eine positive Reaktion. "Es gibt ein klares Bekenntnis zur Nada, daher bin ich Optimist", sagte sie, "doch ein Szenario gibt es immer. Wir müssten dann überlegen, wie wir die Nada anders organisieren und strukturieren, die Aufgabe anders verteilt werden." Auch Minister Friedrich hat keinen Plan B in der Schublade. "Ich bin sicher, dass wir diesen auch nicht brauchen", sagte er.
Einig waren sich alle Beteiligten unterdessen, dass es keine Reduzierungen bei den derzeit 9000 Trainingskontrollen geben darf. "Das wäre das falsche Signal", meinte Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), schon im Vorfeld. Insgesamt benötigt die in Bonn ansässige Agentur ohne die Kosten für die Anti-Doping-Labore in Köln und Kreischa rund fünf Millionen Euro jährlich.
Der Bund zahlt künftig neben den 1,87 Millionen für die Labore noch 300.000 Euro, der Sport etwa zwei Millionen Euro. "Der Ausstieg des Bundes ist ein katastrophales Signal", meinte Dagmar Freitag und führte als Beispiel an, dass der Staat in Australien die Anti-Doping-Agentur mit 14 Millionen Australischen Dollar jährlich unterstützt.
Quelle: ntv.de, dpa