Skistar von Diskussionen um Sotschi "berührt" Neureuther greift das IOC an
05.01.2014, 13:29 Uhr
Felix Neureuther wurde 2005 Mannschaftsweltmeister.
(Foto: imago sportfotodienst)
Repressionen gegen Homosexuelle, Unterdrückung der Meinungsfreiheit - all diese Probleme in Russland werden die Athleten in Sotschi belasten, meint der beste deutsche Skifahrer, Felix Neureuther. Die Schuld trägt für ihn das Internationale Olympische Komitee.
Felix Neureuther hat wenige Wochen vor den Olympischen Spielen im russischen Sotschi harsche Kritik am Internationalen Olympischen Komitee geübt. Der beste deutsche Skiläufer sagte im "Spiegel", er mache sich Gedanken um die Lage der Menschenrechte in Russland: "Ich muss sagen, dass mich die Debatte berührt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen Sportler das einfach ausblenden können." Eigentlich, so Neureuther, sollten sich die Athleten bei Großereignissen auf den Sport konzentrieren.
Die Olympischen Winterspiele sorgen quasi seit der Vergabe an Sotschi im Juli 2007 für negative Schlagzeilen. Menschenrechtler kritisieren die miserablen Bedingungen für zehntausende Arbeitsmigranten aus dem Kaukasus. Umweltschützer berichten über zerstörte Naturschutzgebiete. Oppositionspolitiker Boris Nemzow enthüllte die gigantische Korruption beim Bau der Sportstätten und der Infrastruktur - insgesamt flossen in den letzten Jahren geschätzte 50 Milliarden Euro in Bauprojekte in und um Sotschi.
In den vergangenen Monaten rückte die Lage der Homosexuellen in Russland in den Vordergrund. Ein Gesetz verbietet die "Propaganda" von "nicht traditionellen sexuellen Beziehungen". De facto gibt die schwammige Formulierung den Sicherheitsbehörden die Möglichkeit, willkürlich Aktivisten zu verfolgen. Zuletzt rang das IOC dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einige kleine Zugeständnisse in politischen Fragen ab - so sind Demonstrationen während der Spiele in einer festgelegten Zone erlaubt.
Das IOC hat mit der Vergabe der Spiele einen Fehler gemacht, meint Felix Neureuther. Im "Spiegel" kritisierte er die Hüter des olympischen Gedankens unverblümt: "Die Herren, die da entscheiden, müssen sich Gedanken machen." Dabei geht es Neureuther nicht nur um die politische Dimension. Beim Publikum entstehe mehr und mehr das Gefühl, die Olympischen Spiele würden nur dorthin vergeben, "wo am meisten bezahlt wird". Das aber sei der falsche Weg, sagte Neureuther dem "Spiegel". "Der Sport muss im Vordergrund stehen, nicht der Kommerz."
Quelle: ntv.de, cba