Ski-WM in Are Neureuther verpasst Medaille
17.02.2007, 14:02 UhrDie Medaille bereits vor Augen ging Felix Neureuther beim Weltmeisterschafts-Slalom zu hohes Risiko und stand mit leeren Händen da. Der 22-jährige Partenkirchener schied am Samstag im schwedischen Are als Zweitbester des ersten Durchgangs im zweiten Lauf aus. Damit warten die deutschen Skirennfahrer seit sechs Jahren auf das erste Einzel-Edelmetall.
"Es ist sicher bitter, wenn man weiß, man hätte eine Medaille holen können. Aber wenn man um eine Medaille mitfahren will, muss man so fahren", sagte Neureuther, der mit Zwischenbestzeit scheiterte. Der Weltmeistertitel ging wie vor sechs Jahren an den Österreicher Mario Matt. Der 27-Jährige holte mit einem überlegenen Vorsprung von 1,81 Sekunden die Goldmedaille vor dem Italiener Manfred Mölgg und dem Franzosen Jean-Baptiste Grange.
"Mario Matt ist so gut in Form, das ist Wahnsinn. Er hätte auch rückwärts runterfahren können", sagte ein niedergeschlagener Neureuther. Mit gequälter Miene meinte er: "Ich wusste gar nicht, wie ich ausscheiden sollte, aber es ging doch." Am Pistenrand erlebte Herren-Cheftrainer Werner Margreiter die große Enttäuschung. "So eine günstige Gelegenheit hatten wir noch nie. Diese Medaille hätten wir mehr als dringend notwendig gehabt", sagte der Österreicher nach einem kuriosen Wettkampf.
Das Rennen war bei schlechter Sicht von zahlreichen Ausfällen überschattet. Für 36 der 74 Läufer, darunter neben vielen Medaillenkandidaten auch Alois Vogl aus Zwiesel, war schon nach dem ersten Durchgang Schluss. Im zweiten Lauf traf es neben Neureuther elf weitere Starter. Trotz der schwierigen Verhältnisse attackierte Matt in beiden Durchgängen und baute seinen großen Vorsprung von 1,14 Sekunden auf Neureuther zur Halbzeit noch weiter aus. "Bei einem Slalom muss man angreifen. Es ist die blödeste Situation, wenn ein Vorsprung so groß ist", sagte der "Adler vom Arlberg". "Der Weltmeistertitel ist wie damals ein Wahnsinnsgefühl."
Trotz allen Frusts behielt Neureuther seinen Humor. "Da gibt es mehrere Möglichkeiten damit umzugehen: Brutal zum Saufen gehen. Irgendwie abhaken. Morgen ist ja noch der Team-Wettbewerb. Ich hoffe, dass wir da noch was reißen können." Dort startet auch Monika Bergmann-Schmuderer, die beim Sieg der Tschechin Sarka Zahrobska mit Rang sechs für das beste Ergebnis der fünf deutschen Slalom-Starter gesorgt hatte.
Vogl blieb indes das Pech treu. In fünf von sieben Weltcup-Rennen in diesem Winter war der 34 Jahre alte Routinier ausgeschieden. Beim Saisonhöhepunkt kam er einmal bis zur ersten Zwischenzeit. Bei Titelkämpfen konnte der Techniker noch nie sein Können zeigen. In sechs von sieben WM-Rennen schied Vogl ebenso aus wie bei seinem Olympia-Start vor einem Jahr. Dazu warfen ihn immer wieder gesundheitliche Probleme zurück, wie vor zwei Jahren. In Bormio musste er als WM-Medaillenkandidat mit einer Augenentzündung passen. "Ich bin ewig enttäuscht von mir selber. Ich habe versucht, die richtige Einstellung zu finden, habe es nicht geschafft", sagte Vogl nach seinem Einfädler. "Ich war nicht locker genug. Darum ist es nicht so gelaufen. Es wird noch ein paar Stunden dauern, das zu verarbeiten."
Neben Vogl scheiterten auch die Schweizer WM-Medaillen-Gewinner Marc Berthod und Daniel Albrecht, der norwegische Doppel-Weltmeister Aksel Lund Svindal sowie der schwedische Favorit Jens Byggmark. "Das ist sehr enttäuschend für mich", sagte Kitzbühel-Doppelsieger Byggmark, dem tausende schwedische Fans vergeblich die Daumen gedrückt hatten. Auch US-Skistar Bode Miller erreichte das Ziel nicht. Wegen einer Meniskusverletzung sagte er auch den Teamwettbewerb am Sonntag ab.
Marc Zeilhofer und Christian Kunz, dpa
Quelle: ntv.de