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Vom Bisonfarmer zum Weltmeister Nobody schafft ultimative Biathlon-Sensation

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(Foto: imago/Hartenfelser)

Lowell Bailey ist ein Außenseiter im Biathlon. Nur einmal schafft es der 35-Jährige im Weltcup aufs Podest, nie nach ganz oben. Doch genau dort steht er nun bei der WM in Hochfilzen nach dem "perfektesten Tag" seiner Karriere. Dabei wollte er schon aufhören.

Niemand hätte geglaubt, dass er im Alter von 35 Jahren tatsächlich noch Weltmeister wird, am wenigsten wohl Lowell Bailey selbst. Noch dazu im schwersten aller Biathlon-Rennen über 20 Kilometer. Nie zuvor hatte der Amerikaner auch nur im Weltcup gewonnen. Nun sorgte er bei der WM für den ultimativen Coup. In Hochfilzen setzte er sich ohne Schießfehler durch, verwies Ondrej Moravec (Tschechien) und Martin Fourcade (Frankreich) auf die Plätze. Mehr Sensation geht nicht.

Baileys Ehefrau Erika und Töchterchen Ophelia sind bei der Biathlon-WM in Hochfilzen vor Ort.

Baileys Ehefrau Erika und Töchterchen Ophelia sind bei der Biathlon-WM in Hochfilzen vor Ort.

(Foto: imago/Hartenfelser)

"Ich warte auf jemanden, der mich aufweckt. Das ist der perfekteste Tag meiner Karriere. Es war ein unglaubliches Rennen mit dem fehlerfreien Schießen", sagte Bailey, der den ersten WM-Titel im Biathlon für die USA überhaupt einfuhr: "Es gibt so viele Leute, denen ich danken muss, die mich über Jahrzehnte unterstützt haben." Als Erstes fiel er im Ziel in Österreich seiner Frau Erika und der kleinen Tochter Ophelia in die Arme. Sie haben ihm besonders Kraft gegeben. "Ich werde diesen Tag niemals vergessen, und ich bin einfach froh, dass ich nicht aufgehört habe. Ich bin so dankbar", sagte Bailey.

Ein einziger Podestplatz

Im vorigen Jahr hatte er schon über das Ende seiner langen Laufbahn nachgedacht, entschied sich aber doch dagegen. "Ich danke meiner Frau dafür. Wir mussten ein bisschen kreativ werden, denn für mich ist es wichtig, Teil der Familie zu sein und Ophelia aufwachsen zu sehen", sagte Bailey: "Es gibt mir viel, dass meine Familie jeden Tag hier ist und mich unterstützt. Nach einem schlechten Tag kann man nach Hause kommen, und trotzdem ist alles in Ordnung."

Der Amerikaner, der einst auf der familieneigenen Bisonfarm arbeitete und diese mal übernehmen wollte, fällt vor allem dadurch auf, dass er im Feld einer der wenigen Linksschützen ist. Bislang war ein zweiter Platz im Sprint von Kontiolahti im Winter 2013/14 sein einziger Podestplatz - nun folgte die späte Krönung für den Mann, der sich als Athletensprecher für die Belange der Skijäger aus allen Nationen einsetzt.

Keiner neidet ihm den Triumph

Dementsprechend wurde Bailey von seinen Kontrahenten im Ziel gefeiert, keiner neidete ihm diesen Triumph. "Ich gönne es ihm total, weil er eigentlich schon mal aufgehört hatte. Er ist ein super Kerl", sagte Erik Lesser, der Vierter wurde. Doppel-Olympiasieger Fourcade sagte: "Ich kenne Lowell und die Dinge, für die er steht. Er ist sehr gut für den Sport und es ist toll, dass auch jemand gewinnt, der nicht aus Europa kommt. Das macht Biathlon größer."

Bailey hatte das Podest in Hochfilzen zuvor als Vierter im Sprint und Sechster der Verfolgung knapp verpasst - jetzt will er auch bei Olympia 2018 in Pyeongchang glänzen. "Wir haben ein großartiges Team in den USA und wollen gerne noch mehr solche Erfolge feiern", sagte Bailey.

Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer und Nicolas Reimer, sid

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