DOSB schließt Bewerbung für 2022 aus Olympia-Traum ist ausgeträumt
02.12.2011, 17:26 Uhr
Die Luft ist raus und bleibt es auch: Nach der gescheiterten Münchner Bewerbung für Olympia 2018 wird es keinen neuen Anlauf geben.
(Foto: dpa)
Keine Frage: Der deutsche Sport will ein nächstes Olympia, die Mehrheit der Bevölkerung womöglich auch, und die Politik stützt diese Pläne. Doch nach Münchens gescheitertem Anlauf für 2018 lehnt das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) eine Bewerbung für 2022 ab.
Katarina Witt hat ihre Bereitschaft zur neuen Olympiakür zwar signalisiert. Doch fünf Monate nach dem Scheitern der hochkarätigen Münchener Kandidatur für die Winterspiele 2018 erklärte das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) den Verzicht auf eine erneute Bewerbung für 2022. Mit hoher Sicherheit wird sich dem am Samstag in Berlin die DOSB-Mitgliederversammlung anschließen.
Musste München für 2018 dem zum dritten Mal angetretenen Pyeongchang/Südkorea den Vortritt lassen, so stehen mit Blick auf 2022 die Ampeln in erster Linie innenpolitisch auf Rot. Dem DOSB und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) würden 2013 bei Abgabeschluss der Bewerbung wegen eines Machtvakuums auf allen drei politischen Ebenen die entscheidenden Zusagen fehlen: München wählt einen neuen Oberbürgermeister, Bayern einen neuen Ministerpräsidenten und Deutschland den neuen Bundestag.
Zwei "deutsche Geschenke" ausgeschlossen
Darum können Bundespräsident Christian Wulff, der am Samstag eine Grundsatzrede zum Thema Sport und Gesellschaft hält, und der zur Förderung des Spitzensports sprechende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich dem DOSB wohl nur ihre grundsätzliche Rückendeckung für künftige deutsche Olympiapläne geben. Beide hatten im Juli in Durban/Südafrika die gescheiterte deutsche Bewerbung für 2018 vor Ort unterstützt.
Deutsche Pläne für 2022 könnte 2013 zusätzlich ein altes, ungeschriebenes IOC-Gesetz stören. Falls Vize Thomas Bach im gleichen Jahr in Buenos Aires als Nachfolger von IOC-Präsident Jacques Rogge kandidieren würde und gewählt werden sollte, darf es nach Auffassung etlicher IOC-Mitglieder nicht zwei Jahre später erneut "ein deutsches Geschenk" geben, wenn es um die Vergabe der Winterspiele 2022 geht.
München gesetzt - für irgendwann
Wann auch immer Deutschland wieder antritt: München ist laut Thomas Bach als Bewerber für Winterspiele auf alle Fälle "gesetzt". Ob für 2026, das bleibt abzuwarten. Ob nach den Grundstücks-Querelen erneut mit Garmisch-Partenkirchen, darf bezweifelt werden. Berchtesgaden, beim Anlauf auf die Winterspiele 1992 kläglich gescheitert, könnte Münchens neuer alpiner Partner sein. Bach plädiert zuvor jedoch für ein Bürgerbegehren.
'Diesen Schatz dürfen wir nicht vergraben. Mit diesem Konzept müssen wir auch in Zukunft wuchern. Die Frage ist, wann', sagt Bach und bedauert, dass die frische Erinnerung an Münchens starke Bewerbung nicht gleich genutzt werden kann. Auch DOSB-Generalsekretär Michael Vesper meinte am Donnerstag in Berlin: "Wir müssen die positive Grundstimmung für die olympische Idee in der Bevölkerung aufgreifen. Es kommt aber darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Es ist eine Frage der internationalen Chance, eine Frage, ob es wie im Falle 2018 ähnliche Unterstützung für München gibt, und auch die Finanzierung muss geklärt werden."
Dem Präsidiumsbeschluss vorausgegangen waren Prüfungen in vier Kernfragen:
- Wie sind die internationalen Chancen? Welche Stadt wird für die Spiele 2020 gewählt? Welche Städte bewerben sich voraussichtlich für 2022?
- Ist wieder eine so einhellige politische Unterstützung zu erwarten, wie sie die Bewerbung für 2018 auf allen politischen Ebenen erfuhr und ohne die eine aussichtsreiche Bewerbung nicht machbar ist?
- Sind auch die Bürger/innen in den beteiligten Kommunen mit klarer Mehrheit für die Ausrichtung der Spiele? Wie votieren sie in Bürgerentscheiden, die der Entscheidung über das Einreichen einer neuerlichen Bewerbung vorgeschaltet sein sollten?
- Wird es - auch angesichts der allgemeinen Finanz- und Staatsschulden-Krise - möglich sein, ein ausreichend ausgestattetes Bewerbungsbudget zu finanzieren?
Sommerspiele sind inzwischen Zukunftsmusik, auch wenn Thomas Bach nach Münchens Scheitern in Durban erklärt hatte, es sei zu prüfen, ob nicht diese bei einer nächsten Bewerbung im Vordergrund stehen sollten. Das Thema war dann sofort hochgekocht, als Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit 15 Tage vor Bewerbungsschluss für 2020 die Bereitschaft der deutschen Hauptstadt erklärt hatte. Doch nach heftiger Kritik Bachs für diesen "substanzlosen" Schnellschuss verpasste sich Wowereit dann selbst einen Maulkorb zu diesem derzeit sportpolitisch toten Thema.
Quelle: ntv.de, sid