Lehrstunde statt Halbfinale Petkovic scheitert in Paris
01.06.2011, 16:06 UhrBitteres Ende eines starken Turniers: Für Andrea Petkovic sind die French Open nach der Viertelfinal-Pleite gegen Maria Scharapowa vorbei. Die Russin ist nun auf dem Weg in einen erlesenen Tennis-Zirkel. Das Herren-Halbfinale komplettieren Titelverteidiger Rafael Nadal und der Schotte Andy Murray.
Im Sandsturm von Paris hat Andrea Petkovic auch bei den French Open eine zwölf Jahre lange Durststrecke der deutschen Tennis-Damen nicht beenden können. Ihr Siegeszug auf der zeitweise heftig aufwirbelnden roten Asche endete im Viertelfinale mit 0:6, 3:6 gegen die Russin Maria Scharapowa. Schon bei den Australian Open war der Darmstädterin im Januar der Sprung unter die letzten Vier bei einem der vier wichtigsten Turniere verwehrt geblieben. Zuletzt stand 1999 in Wimbledon in Steffi Graf eine Deutsche im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers, kurz zuvor hatte die "Gräfin" in Roland Garros triumphiert.
Scharapowa trifft an diesem Donnerstag auf die Chinesin Li Na, die 7:5, 6:2 gegen die Weißrussin Victoria Asarenka siegte. Die einstige Weltranglisten-Erste braucht nur noch zwei Erfolge, dann hätte sie als zehnte Spielerin der Tennis-Historie alle Grand-Slam-Turniere in Melbourne, Paris, London und New York gewonnen. Im anderen Halbfinale stehen sich Titelverteidigerin Francesca Schiavone aus Italien und Lokalmatadorin Marion Bartoli aus Frankreich gegenüber.

Mit seinem Halbfinaleinzug sorgte Andy Murray dafür, dass die Top 4 der Herren in Roland Garros nun unter sich sind.
(Foto: REUTERS)
Bei den Herren zog der Schotte Andy Murray als letzter Spieler ins Halbfinale ein und trifft dort am Freitag auf den Tennis-Weltranglistenersten Rafael Nadal. Der Weltranglisten-Vierte Murray gewann 7:6 (7:2), 7:5, 6:2 gegen den Argentinier Juan Ignacio Chela. Der spanische Titelverteidiger setzte sich parallel in der Revanche für das Vorjahres-Endspiel 6:4, 6:1, 7:6 (7:3) gegen den Schweden Robin Söderling durch. Im anderen Semifinale stehen sich der Serbe Novak Djokovic und der Schweizer Roger Federer gegenüber. Djokovic kann mit einem Sieg Nadal als Nummer eins ablösen.
Präzision und Qualität
Auf dem Court Suzanne Lenglen begann das Match für Andrea Petkovic bei strahlend blauem Himmel, aber einer böigen Brise denkbar schlecht. Die 23-Jährige machte zwar die ersten drei Punkte, gab dann aber trotz Aufschlags das erste Spiel noch ab. Die deutsche Nummer eins wirkte daraufhin verunsichert, streute viele Fehler ein und lag nach einem vergebenen Breakball nur wenig später 0:4 zurück. Auch im dritten Anlauf gab Petkovic ihren Aufschlag zum 0:5 ab, kurz darauf war nach nur 32 Minuten der erste Satz weg.

Maria Scharapowa überrollte Petkovic im ersten Satz und ließ sich den Sieg auch im zweiten Durchgang nicht mehr nehmen.
(Foto: REUTERS)
Die ganz in zartem Gelb angetretene Scharapowa zeigte von Beginn an neben präzisen Grundschlägen dicht an und auf die Linien auch ihre kämpferischen Qualitäten. Die bislang auf schnelleren Belägen stärkere 24-Jährige setzte Petkovic entweder mit ihren Returns sofort unter Druck oder brachte auch scheinbar gute Bälle noch zurück.
Der Verlauf der Partie erinnerte an das vorige Aufeinandertreffen in Miami. Dort hatte die lange an der Schulter verletzte Scharapowa, die erstmals seit vier Jahren in einem Grand-Slam-Halbfinale steht, Petkovic nach verlorenem ersten Satz total beherrscht und sich für das Achtelfinal-Aus bei den Australian Open im Januar revanchiert.
Sogar eine Toilettenpause nach dem desaströsen ersten Satz half Petkovic zunächst nicht, das Negativerlebnis abzuschütteln. Auch im zweiten Durchgang lag sie sofort 0:2 hinten, ehe ihr endlich der erste Spielgewinn und sogar das Rebreak zum 2:2 gelang. Petkovic schrie danach den Frust, aber auch die Freude heraus und klopfte sich mit der Faust gegen den Oberkörper. Die Partie war nun endlich ausgeglichener, obwohl Petkovic weiter große Mühe mit ihrem Service hatte und ständig Rückständen hinterherlief. Nachdem Scharapowa ihren Aufschlag zum 5:3 durchbrachte, versuchte die Weltranglisten-Zwölfte noch einmal alles - vergeblich.
Quelle: ntv.de, Lars Reinefeld, dpa