Potenzial: Olympiasieger Phänomen Wellbrock schwimmt in Weltspitze
06.08.2018, 12:39 Uhr
Florian Wellbrock kraulte über 1500 Meter mit deutschem Rekord zu EM-Gold.
(Foto: AP)
Einfach nur blendend sind die Schwimm-Perspektiven von Florian Wellbrock nach seinem famosen Goldrennen - nicht nur für die weiteren EM-Rennen, sondern auch für Olympia. In Glasgow zeigt sich: Deutschland hat einen neuen Schwimmstar.
Well done, Wellbrock! Mit seinem phänomenalen EM-Sieg in Glasgow hat sich Schwimmer Florian Wellbrock endgültig in der Weltspitze etabliert. Das Gold über 1500 Meter Freistil in deutscher Rekordzeit soll aber erst der Anfang sein, der 20-Jährige hat das Potenzial zum Olympiasieger. Im Becken und im Freiwasser. "Jetzt geht es erst richtig los", sagte sein Heimtrainer Bernd Berkhahn mit Blick auf die Sommerspiele 2020 in Tokio: "Er war der Jüngste im Finale und ist Erster geworden. Ich denke, er hat eine große Perspektive für die kommenden Jahre."

Mit seiner Topzeit über 1500 Meter ist Wellbrock auf den Gold-Geschmack gekommen.
(Foto: imago/Insidefoto)
Nur drei Schwimmer waren über 1500 Meter Freistil jemals schneller als Wellbrock (14:36,15 Minuten) bei seinem "galaktischen" Goldrennen, wie Bundestrainer Henning Lambertz es nannte. Der dreimalige Olympiasieger Grant Hackett hat seine Karriere längst beendet, Weltrekordler Sun Yang wird auf dieser Strecke wohl nicht mehr starten - bleibt nur noch Gregorio Paltrinieri. Der Olympiasieger und Weltmeister aus Italien war in Glasgow krank an den Start gegangen, er soll sich in der Nacht zuvor sogar mehrmals übergeben haben. Als Dritter hatte er am Ende 6,7 Sekunden Rückstand auf Wellbrock. "Er sah wirklich elend aus", sagte Berkhahn: "Jeder Deutsche hätte gesagt: Nein, bei Fieber schwimme ich nicht."
"Die haben jetzt ein bisschen Frust"
Wellbrock rechnet schon im Rennen über 800 Meter ab Dienstag mit einer Attacke des Italieners und auch des zweitplatzierten Ukrainers Michailo Romantschuk. "Die haben jetzt ein bisschen Frust im Bauch, ich ein gutes Gefühl. Da muss man sehen, was der stärkere Antrieb ist", sagte der frisch gekürte Europameister. Danach wechselt der Magdeburger ins Freiwasser und tritt dort am Samstag zusammen mit Freundin Sarah Köhler aussichtsreich in der 4x1,25-Kilometer-Staffel an.
Über die olympische 10-Kilometer-Strecke hat Wellbrock im Juni ein Weltcuprennen gewonnen und dabei unter anderem den niederländischen Olympiasieger Ferry Weertman geschlagen. In Tokio peilt er einen Doppelstart an - mit glänzenden Aussichten. Erstaunlich ist, wie der Freistilschwimmer mittlerweile mit seiner Nervosität umgeht. Wegen der war er bei Olympia in Rio mit Platz 32 noch "voll auf die Schnauze gefallen", wie er selbst zugab. Doch inzwischen hat er seine Nerven deutlich besser im Griff, auch vom enttäuschenden vierten Platz seiner Freundin Köhler über 800 m ließ er sich nicht runterziehen.
"Natürlich tat es mir für sie leid, aber ihre schlechte Form ist nicht für meine Form verantwortlich", sagte Wellbrock. Der WM-Siebte will sich durch nichts von seinen Zielen ablenken lassen. Auf seiner Brust hat er sich einen Spruch aus einem Sido-Song tätowieren lassen: "Genieße dein Leben ständig, denn du bist länger tot als lebendig."
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid