Fans verursachen Stürze Politt jubelt bei van der Poels Rekord auf dem Podium
31.03.2024, 17:32 Uhr
Politt überquerte die Ziellinie eigentlich als Vierter.
(Foto: picture alliance/dpa/Belga)
Als Vierter über die Ziellinie und doch auf dem Siegerpodest: Nils Politt kann sich bei der Flandern-Rundfahrt feiern lassen. Der Kölner ist der erste Deutsche seit 2009 unter den Top Drei in Belgien. Favorit Mathieu van der Poel trägt sich in die Rekordbücher ein.
Für Nils Politt verwandelt sich etwas Frust in ganz viel Freude: Der Kölner Radprofi ist bei der Flandern-Rundfahrt Dritter geworden. Der Mann vom UAE Team Emirates verpasste im Zielsprint der Verfolger als Vierter zunächst haarscharf den Sprung aufs Podium. Dann profitierte er aber von der Zurückstufung von Michael Matthews, der Australier hatte im Sprint die Fahrlinie verlassen. Es ist Politts bestes Ergebnis in Flandern.
"Was den Sprint betrifft, so kann ich sagen, dass ich mit viel Tempo unterwegs war und ein wenig bremsen musste. Die Kommissare haben diese Entscheidung getroffen, es tut mir auch für Matthews leid", sagte Politt. Es nach seinem zweiten Platz bei Paris-Roubaix 2019 zum zweiten Mal aufs Treppchen eines Monuments geschafft zu haben, sei "etwas Besonderes".
"Ging ums Überleben"
Favorit Mathieu van der Poel hat die Rundfahrt derweil zum dritten Mal gewonnen und ist in den Kreis der Rekordsieger aufgestiegen. Der Straßenrad-Weltmeister erreichte das Ziel in Oudenaarde nach 270,8 Kilometern überlegen als Solist und siegte wie schon 2020 und 2022. Neben dem 29-Jährigen haben es erst sechs andere Fahrer geschafft, "De Ronde" dreimal zu gewinnen.
"Es ging heute nur ums Überleben. Es war durch das Wetter die härteste Ronde, die ich je gefahren bin", sagte van der Poel. "Flandern im Weltmeister-Trikot zu gewinnen - da ist ein Traum wahr gewonnen. Ich bin völlig im Eimer." Nach dem verletzungsbedingten Aus seines großen Rivalen Wout van Aert und dem Verzicht von Titelverteidiger Tadej Pogacar war der Niederländer als kaum zu besiegender Favorit in das in Antwerpen gestartete Rennen gegangen.
Den zweiten Platz holte sich am Ostersonntag der Italiener Luca Mozzato. Es war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,5 Kilometern pro Stunde die schnellste Flandern-Rundfahrt der Geschichte. Lediglich zwei deutsche Erfolge hat es bei der Ronde seit der Premiere 1913 gegeben: Rudi Altig gewann 1964, Steffen Wesemann 2004. Seit Heinrich Haussler 2009 hat es bis zu diesem Sonntag kein Deutscher unter die besten Drei geschafft. Der Höhepunkt von Politts Klassikersaison soll am kommenden Sonntag Paris-Roubaix sein.
Giro-Etappensieger Denz stürzt
Hunderttausende Fans standen am inoffiziellen belgischen Nationalfeiertag an den Straßen Flanderns - bisweilen zu nah an den Fahrern. Zwei Stürze wurden augenscheinlich ausgelöst, weil Fahrer mit Zuschauenden kollidierten. In einem Fall war Giro-Etappensieger Nico Denz involviert. "Die Belgier lieben dieses Rennen abgöttisch", sagte John Degenkolb. Vor allem an den neuralgischen 17 Anstiegen, den berühmten Hellingen wie dem Paterberg und dem Oude Kwaremont, sowie den sieben flachen Kopfsteinpflaster-Passagen herrschte großer Trubel.
Die Kontrahenten von van der Poel hatten dem großen Favoriten vor allem Team-Stärke entgegenzusetzen. Am Molenberg begannen etwa 100 Kilometer vor dem Ziel die Attacken auf den Niederländer. Vor allem die Team Visma-Lease a bike und Lidl-Trek versuchten, van der Poel zu stressen. Zunächst ohne Wirkung.
45 Kilometer vor dem Ziel schlug van der Poel am gefürchteten Koppenberg zurück. Das Kopfsteinpflaster war an dem bis zu 22 Prozent steilen Anstieg durch den Regen nahezu unfahrbar geworden, nur der Niederländer, Matteo Jorgensen und Mads Pedersen blieben auf dem Rad. Der Rest der Verfolger musste absteigen und schieben.
Es sollte sich als entscheidende Attacke herausstellen. Van der Poel zog durch, vergrößerte seinen Vorsprung an der Mariaborrestraat bereits auf über eine halbe Minute. Die letzte Fahrt über die Doppel-Herausforderung Oude Kwaremont und Paterberg konnte der Cross-Weltmeister fast schon im Genussmodus meistern. Bei nun sechs Teilnahmen in Flandern war van der Poel nie schlechter als Vierter.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid