"Schade und enttäuschend" Prothesen-Springer Rehm darf nicht zur EM
30.07.2014, 14:47 Uhr
Markus Rehm sprang mit einer Beinprothese zum deutschen Meistertitel. Den Sprung zur EM verwehrt ihm der DLV.
(Foto: dpa)
Die Debatte um den behinderten Weitspringer Markus Rehm ist vorerst entschieden, beendet ist sie noch nicht. Nach seiner "enttäuschenden" Nicht-Nominierung für die Leichtathletik-EM behält sich der deutsche Meister rechtliche Schritte vor.
Paralympics-Sieger Markus Rehm ist nicht für den Weitsprung bei den Europameisterschaften in Zürich nominiert worden. Diese Entscheidung gab der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in Frankfurt/Main bekannt. "Wir leben Inklusion. Es besteht aber der deutliche Zweifel, dass Sprünge mit Beinprothese und mit einem natürlichen Sprunggelenk vergleichbar sind", erklärte DLV-Präsident Clemens Prokop.
"Ich finde es schade und enttäuschend", kommentierte der 25-jährige Weitspringer aus Leverkusen die Entscheidung. Rehm hatte bei den nationalen Meisterschaften am Samstag in Ulm nicht nur den Titel gewonnen, sondern mit 8,24 Metern auch die Norm für die EM vom 12. bis 17. August erfüllt. Daraufhin war eine Debatte ausgebrochen, ob die Beinprothese dem unterschenkelamputierten Leverkusener einen Vorteil verschafft.
Der ehemalige Europameister Christian Reif reagierte mit tröstenden Worten auf die Nichtnominierung seines unterschenkelamputierten Konkurrenten. "An der Weitsprunggrube konnte Dich niemand schlagen und trotzdem wirst Du nicht für die EM nominiert; weil eilig - aber viel zu spät - ausgewertete Analysen zu dem Ergebnis kommen, dass Du einen Vorteil haben sollst", schrieb Reif bei Twitter: "Vorteil hin oder her. Für mich bist Du dennoch ein Gewinner, denn du hast allen gezeigt, wozu Sportler mit Behinderung fähig sind."
Reifs EM-Nominierung war wie die von Sebastian Bayer unstrittig. Den dritten deutschen Startplatz erhält nun Julian Howard aus Karlsruhe.
Grundlage für die DLV-Entscheidung waren biomechanische Messungen bei den nationalen Titelkämpfen. Die Analyse hatte ergeben, dass Rehm durch die Beinprothese einen Vorteil im Wettstreit mit gesunden Sportlern haben könnte. "Wenn die Entscheidung darauf basiert, dann halte ich das für schwierig und unseriös", sagte Rehm.
Rehm behält sich Maßnahmen vor
Anders als zunächst angekündigt will er sich weitere Schritte gegen die Nichtnominierung vorbehalten. "Wenn es eine kluge Entscheidung ist, ist das keine Option. Wenn ich Zweifel an der Begründung habe, werde ich mich beraten", sagte Rehm.
Der Vizepräsident des Deutschen Behinderten-Verbandes, Karl Quade, bedauerte die Entscheidung. "Es ist schade, ich hätte dem DLV gewünscht, mutiger zu sein", sagte er. Wie Rehm äußerte er Zweifel an der Qualität der Analyse, die Entscheidungsgrundlage für den DLV war. "Aus meiner Sicht ist die Untersuchung in Ulm keine solide Basis. Dass man daraus valide ableiten kann, Markus Rehm hätte einen Vorteil, weiß ich nicht", meinte Quade.
Ein Vorgehen gegen den DLV-Beschluss hält er nicht für sinnvoll. "Das würde ich Markus Rehm nicht empfehlen. So etwas hat er nicht nötig", sagte Quade. "Er wird nicht von der Bildfläche verschwinden." Nun solle er sich auf die Behinderten-EM der Leichtathleten vom 14. bis 24. August in Swansea konzentrieren.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa