"Hier geht es heute nicht lang" Radprofi erwartet "Gemetzel" bei der Tour
27.08.2020, 15:08 Uhr
Maximilian Schachmann wird die Tour unter Schmerzen angehen.
(Foto: imago images/Panoramic International)
Wenn am Wochenende die Tour de France startet, fährt bei Radprofi Maximilian Schachmann nicht nur der Schmerz mit, sondern auch die Sorge vor neuerlichen Stürzen. Davon hat der Radsport in den letzten Wochen reichlich erlebt. Das sei auch die Schuld des gierigen Weltverbandes, sagt ein vierfacher Weltmeister.
Der deutsche Radprofi Maximilian Schachmann befürchtet auch bei der Tour de France wieder schlimme Stürze. "Die vorangegangen Ausgaben der Tour haben ja schon gezeigt, dass wir eher mit einem Gemetzel rechnen sollten", sagte der 26-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Er erklärte: "Manchmal schaukelt sich das im Feld auch so auf: Da fangen drei Mannschaften an, unruhig zu fahren und zu drängeln. Dann steigen die Nächsten und die Nächsten mit ein. Wie ein Schneeball, der ins Rollen kommt und eine Lawine auslöst."
Für Schachmann wird es wohl eine Tour der Leiden: Vor zwei Wochen hatte der Berliner einen Schlüsselbeinbruch erlitten, weil ein Privatauto auf die Strecke gelangt war und ihn gerammt hatte. "In Sachen Schmerz wurde mir bei vorherigen Verletzungen, beispielsweise bei meinem Handbruch bei der letztjährigen Tour, attestiert, dass ich wohl sehr schmerztolerant bin. Aber das ist ja ein subjektives, nicht messbares Gefühl."
Im Training habe er gemerkt, dass es geht. Er sei topfit und wolle unbedingt Rennen fahren, sagte Schachmann. "Es ist eine außergewöhnliche Saison. Und niemand weiß, wie lange sie bei dem aktuellen Infektionsgeschehen noch gehen wird."
"Bekenntnis zu den Fahrern" fehlt
Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat derweil im Zuge der zahlreichen Stürze im Radsport den Weltverband UCI scharf kritisiert. "Die UCI ist ein veralteter Verband, der mehr auf seine eigenen Interessen aus ist. Dem Geldverdienen wichtiger ist und das Einhalten von Regeln als eine Streckensicherung", sagte Martin. Er fühle sich "ganz klar" vom Weltverband im Stich gelassen. "Die UCI ist für unsere Gesundheit verantwortlich. Dazu gehört eine ordentliche Streckensicherung und eine entsprechende Besichtigung."
Dem sei der Verband zuletzt nicht nachgekommen, meinte Martin und verwies auf die "grottenschlechte" Straße bei der Dauphiné-Rundfahrt, als die Stars Emanuel Buchmann und Steven Kruijswijk schwer zu Fall kamen. Da brauche es mal ein Bekenntnis zu den Fahrern, wo gesagt werde: "Hier geht es heute nicht lang." Stattdessen gebe es mehr Sanktionen "wegen zu spätem Einschreiben oder dem Wegwerfen von Müll".
Quelle: ntv.de, ter/sid