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Staufalle und explodierter Motor Radprofis hoffen auf Hölle des Nordens

Unfreiwilliger Stillstand: Weil Athleten vor ihm den Weg blockieren, muss Tony Martin sein Rad schieben.

Unfreiwilliger Stillstand: Weil Athleten vor ihm den Weg blockieren, muss Tony Martin sein Rad schieben.

(Foto: imago/Panoramic International)

Die Flandern-Rundfahrt endet ohne Top-Ergebnis für die deutschen Radprofis. Während John Degenkolb seinen "Motor überhitzt", wird Tony Martin ausgerechnet am steilsten Berg der Weg versperrt. Jetzt hoffen sie auf Besserung beim Klassiker Paris-Roubaix.

John Degenkolb "explodierte" der Motor, Tony Martin geriet in eine Staufalle - nur der junge Nils Politt landete einen Achtungserfolg: Für die deutschen Radprofis erfüllte die 102. Flandern-Rundfahrt beim Triumph des Niederländers Niki Terpstra längst nicht alle Wünsche. Die Hoffnung richtet sich nun auf Paris-Roubaix. "Dort rechne ich mir mehr Chancen aus. Ich kann da mehr zeigen", sagte Degenkolb, der 2015 in der "Hölle des Nordens" gewann.

Zeitfahr-Spezialist Martin ist mit seiner körperlichen Verfassung zufrieden und zuversichtlich, ohnehin hat der 32-Jährige sein Frühjahr auf die Königin der Klassiker am 8. April ausgerichtet. "Unabhängig vom unglücklichen Ergebnis waren die Beine ziemlich gut, es war ein guter Test für Roubaix", sagte Martin, der bei der "Ronde" von den unvermeidlichen Tücken des größten Radrennens in Belgien gestoppt wurde. Am Nadelöhr Koppenberg, auf den ein schmaler und bis zu 22 Prozent steiler Kopfsteinpflasterweg führt, musste der Profi aus dem Team Katusha-Alpecin anhalten. Die Fahrer vor ihm blockierten die Straße. "Es war so steil und nass, dass ich erstmal eine Minute hochlaufen musste", berichtete Martin. An der Spitze ging derweil die Post ab, das Rennen war für ihn gelaufen. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister rollte als 63. mit über acht Minuten Rückstand ins Ziel.

"Den Motor überhitzt"

Degenkolb musste an der gleichen Stelle einsehen, dass ein Spitzenergebnis unmöglich ist. "Ich bin am Koppenberg explodiert", sagte der Wahl-Hesse. Weil er sich für sein Team Trek-Segafredo aufopferte, das am Ende mit dem Dänen Mads Pedersen Platz zwei holte, hatte Degenkolb bereits kurz zuvor bei der zweiten Überfahrt des Oude Kwaremont "den Motor überhitzt", wie er sagte. Rang 32 mit 3:40 Minuten Rückstand stand letztlich zu Buche. Auf Nachwirkungen seiner hartnäckigen Bronchitis von Anfang März wollte der 29-Jährige das Ergebnis nicht schieben. "Gesundheitlich bin ich auf der Höhe, ich fühle mich gut", sagte Degenkolb. Doch gut ist nicht super. Womöglich sind das die Nuancen, die im Moment den Unterschied ausmachen, denn auch in Flandern hat Degenkolb schon Top-Resultate erreicht. "Ich habe einen guten Plan für Roubaix und mache mir keine Sorgen", sagte Degenkolb dennoch.

Den besten Eindruck hinterließ am Ostersonntag aus deutscher Sicht der Kölner Nils Politt (Katusha-Alpecin) auf dem starken 17. Rang. Der 24-Jährige blieb lange an der Seite der Ausnahmekönner wie Weltmeister Peter Sagan oder Terpstra, erst im Finale bei der entscheidenden Doppelpassage über Oude Kwaremont und Paterberg musste Politt abreißen lassen. Als enorm tempofester Fahrer ist aber auch er in der Lage, über die mittelalterliche Rüttelpiste in Nordfrankreich ein gutes Ergebnis herauszuholen. "Ich bin letztes Jahr gut gefahren, die Form stimmt, ich bin gespannt. Die Kraft und den Motor hab ich für Roubaix", sagte Politt.

Auch Ronde-Gewinner Terpstra aus der famosen Quick-Step-Mannschaft, der in Roubaix 2014 triumphierte, wird wieder zu beachten sein. Seine Attacke am Kruisberg war unwiderstehlich und nicht zu parieren. Selbst der spätere Sechste Sagan kapitulierte und winkte neun Kilometer vor dem Ziel kopfschüttelnd ab. "Terpstra war in einer anderen Liga", sagte Sanremo-Gewinner Vincenzo Nibali.

Quelle: ntv.de, Ruben Stark, sid

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