Vettel macht Punkte auf Button gut Räikkönen ist der König von Spa
30.08.2009, 15:59 Uhr
Endlich darf Ferrari-Pilot Räikkönen auch mal wieder zur Pulle greifen.
(Foto: REUTERS)
Auf der Ardennen-Achterbahn von Spa hat Sebastian Vettel bei seiner Titeljagd wieder richtig Fahrt aufgenommen. Zum Formel-1-König von Belgien krönte sich aber schon zum vierten Mal Kimi Räikkönen.
Der Finne Räikkönen beendete mit seinem Erfolg die Ferrari-Durststrecke in dieser Saison und verhinderte einen Sensationssieg des Force-India-Piloten Giancarlo Fisichella. Vettel raste nach zuletzt zwei Nullnummern auf Rang drei und schlug damit Kapital aus Pech und Patzern seiner WM-Rivalen. Spitzenreiter Jenson Button schied nach einem Unfall kurz nach dem Start zum ersten Mal in diesem Jahr aus. Sein Vorsprung auf Vettel schmolz auf 19 Punkte Vorsprung vor den letzten fünf Rennen der Saison.
"Sebastian ist ein fantastisches Rennen gefahren, hat keinen Fehler gemacht. Mehr als Platz drei war nicht drin", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. In der Gesamtwertung zog der Heppenheimer mit nun 53 Punkten wieder an seinem Teamgefährten Mark Webber (51,5) vorbei auf Rang drei. Der Australier Webber wurde nach einer Durchfahrtstrafe nur Neunter. Gesamtzweiter mit 56 Punkten bleibt der Brasilianer Rubens Barrichello, der sich nach verpatztem Start mit rauchendem Motor als Siebter ins Ziel rettete. Restlos bedient war sein BrawnGP-Kollege Button. "Das ist frustrierend, aber im nächsten Rennen bin ich wieder stark", sagte der Brite.
Erste WM-Punkte für Force India
Riesenjubel herrschte dagegen bei Ferrari und vor allem beim Sensationsteam Force India. Während die traditionsreiche Scuderia zum ersten Mal seit dem Saisonfinale 2008 wieder einen Siegerpokal einfuhr und sich damit rechtzeitig vor dem Heimrennen in Monza in zwei Wochen zurückmeldete, bescherte Fisichella dem indischen Außenseiter-Rennstall die ersten Formel-1-Punkte überhaupt. Völlig überraschend war der Routinier aus Italien schon am Samstag auf die Pole Position gerast. Im Rennen musste er sich nach starker Leistung nur Spa-Spezialist Räikkönen geschlagen geben.
Eine Serie von Enttäuschungen beendete auch BMW-Sauber. Der Pole Robert Kubica als Vierter und der Mönchengladbacher Nick Heidfeld als Fünfter sorgten nach der Ankündigung des BMW-Ausstiegs endlich wieder für positive Nachrichten. Nico Rosberg (Wiesbaden) wurde im Williams Achter. Timo Glock aus Wersau steuerte seinen Toyota auf Rang zehn vor dem Gräfelfinger Adrian Sutil (Force India).
Safety-Car über vier Runden
Für die beiden WM-Führenden Button und Barrichello wurden schon die ersten Meter zum Desaster. Barrichello kam von Startplatz vier nicht vom Fleck und fiel weit zurück. Für Button war das Rennen Sekunden später in der Kurve Les Combs beendet, als er mit dem französischen Renault-Piloten Romain Grosjean kollidierte. "Grosjean ist schuld. Er hat sich verbremst und mein Hinterrad getroffen", klagte Button. Auch Weltmeister Lewis Hamilton und Toro-Rosso-Youngster Jaime Alguersuari rauschten von der Strecke. Vier Runden lang kontrollierte das Safety-Car das Feld, ehe die Trümmer beseitigt waren.
Danach riss Räikkönen das Rennen endgültig an sich. Schon in der ersten Runde hatte er sich von Rang sechs auf Platz zwei hinter Fisichella verbessert, nach dem Neustart zog er dank des Zusatzschubs des Hybridsystems KERS mühelos am Italiener vorbei. Stark begann auch Toyota-Fahrer Glock, der von Startplatz sieben auf Position vier vorfuhr. Dagegen fiel Heidfeld um drei Ränge auf Platz sechs zurück. Der als Achter gestartete Vettel konnte vom anfänglichen Chaos nicht profitieren, überholte aber nach der Safety-Car-Phase zumindest Landsmann Rosberg und drehte fortan als Siebter seine Runden auf dem 7,004 Kilometer langen Traditionskurs.
Nach 14 Runden übernahm der Hesse sogar kurz die Führung, nachdem seine Konkurrenten allesamt an die Box abgebogen waren. Vettels Strategie ging zu diesem Zeitpunkt auf. Dagegen verdarb sich Teamkollege und WM-Rivale Webber nach dem Tanken sein Rennen, als er in der Boxengasse fast in Heidfelds BMW-Sauber fuhr und dafür mit einer Durchfahrtstrafe belegt wurde.
Kein ernsthafter Angriff
Für Vettel aber lief alles nach Plan, zumal er vom Pech einiger Kollegen profitieren konnte. So verlor das Toyota-Duo Jarno Trulli und Glock viel Zeit wegen einer defekten Tankanlage. Der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso musste seinen Renault wegen einer kaputten Aerodynamik-Abdeckung am linken Vorderreifen abstellen. So kämpfte sich Vettel Platz um Platz nach vorn und kassierte nach seinem zweiten Boxenstopp auch den Polen Robert Kubica im BMW-Sauber.
An der Spitze konnte Fisichella völlig überraschend das Tempo von Räikkönens Ferrari lange mitgehen. Für einen ernsthaften Angriff aber reichte es nicht. Einträchtig fuhren beide nach 30 Runden zum zweiten Mal an die Box, direkt hintereinander kamen sie wieder zurück auf die Strecke. Am Ende ließ Räikkönen keinen Zweifel an seinem 18. Sieg im 151. Grand Prix und fuhr nach 44 Runden in 1:23:50,995 Stunden als Erster die Ziellinie.
Vorläufiges Endergebnis:
Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps (44 Runden à 7,004 km/308,052 km):
1. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1:23:50,995 Std. (Schnitt: 220,431 km/h); 2. Giancarlo Fisichella (Italien) Force India + 0,939 Sek.; 3. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull + 3,875; 4. Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber + 9,966; 5. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) BMW-Sauber + 11,276; 6. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes + 32,763; 7. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn GP + 35,461; 8. Nico Rosberg (Wiesbaden) Williams + 36,208; 9. Mark Webber (Australien) Red Bull + 36,959; 10. Timo Glock (Wersau) Toyota + 41,490; 11. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India + 42,636; 12. Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso + 46,106; 13. Kazuki Nakajima (Japan) Williams + 54,241; 14. Luca Badoer (Italien) Ferrari + 1:42,177 Min.
Ausfälle:
Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes (1. Runde/Kollision); Romain Grosjean (Frankreich) Renault (1. Runde/Kollision); Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso (1. Runde/Kollision); Jenson Button (Großbritannien) Brawn GP (1. Runde/Kollision); Jarno Trulli (Italien) Toyota (22. Runde/Defekt); Fernando Alonso (Spanien) Renault (27. Runde/Defekt) Schnellste Rennrunde: Sebastian Vettel (Red Bull) 1:47,263 Min. Pole Position: Giancarlo Fisichella (Force India) 1:46,308 Min.
Fahrerwertung:
Nach 12 von 17 Läufen
1. Jenson Button (Großbritannien) Brawn-Mercedes 72 Punkte
2. Rubens Barrichello (Brasilien) Brawn-Mercedes 56
3. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 53
4. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 51,5
5. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 34
6. Nico Rosberg (Wiesbaden) Williams-Toyota 30,5
7. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 27
8. Jarno Trulli (Italien) Toyota 22,5
9. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 22
10. Heikki Kovalainen (Finnland) McLaren-Mercedes 17
11. Timo Glock (Wersau) Toyota 16
12. Fernando Alonso (Spanien) Renault 16
13. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) BMW-Sauber 10
14. Giancarlo Fisichella (Italien) Force-India-Mercedes 8
15. Robert Kubica (Polen) BMW-Sauber 8
16. Sebastien Buemi (Schweiz) Toro-Rosso-Ferrari 3
17. Sebastien Bourdais (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrarri 2
Bei Punktgleichheit werden für die Ermittlung der Platzierungen die besten Einzelresultate hinzugezogen.
Beim Rennen in Malaysia gab es wegen des vorzeitigen Abbruchs nur die halbe Punktzahl.
Teamwertung:
Nach 12 von 17 Läufen
1. Brawn-Mercedes 128,0 Punkte
2. Red-Bull-Renault 104,5
3. Ferrari 56,0
4. McLaren-Mercedes 44,0
5. Toyota 38,5
6. Williams-Toyota 30,5
7. BMW-Sauber 18,0
8. Renault 16,0
9. Force-India-Mercedes 8,0
10. Toro-Rosso-Ferrari 5,0
Nächster WM-Lauf: Großer Preis von Italien am 13. September in Monza
Quelle: ntv.de, Von Jens Marx, dpa