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Ferrari-Doppelsieg in Spa Räikkönen vor Massa

Nach dem Schock-Urteil von Paris und dem verlorenen Konstrukteurs-Titel müssen die Silberpfeile jetzt auch noch um die Fahrer-Krone zittern. Durch den insgesamt 75. Ferrari-Doppelsieg der Formel-1-Geschichte durch Kimi Räikkönen und Felipe Massa beim Großen Preis von Belgien in Spa ist der Erzrivale auch auf der Rennstrecke an McLaren-Mercedes vorbeigezogen und hat, begünstigt durch den Punktabzug für die Silbernen, den Teamtitel bereits gewonnen. In der Fahrerwertung verkürzte "Iceman" Räikkönen (Finnland) durch seinen vierten Saisonerfolg den Rückstand auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton bei noch drei ausstehenden Rennen auf 13 Punkte (84:97).

Der Shooting-Star aus Großbritannien wurde in Spa nur Vierter hinter seinem Teamkollegen Fernando Alonso (Spanien/95 Punkte) und liegt nur noch zwei Zähler vor dem Titelverteidiger, der für die Bestrafung seines eigenen Teams in der Spionage-Affäre eine entscheidende Rolle gespielt hat. Auf der Strecke rang Alonso Hamilton mit einem riskanten Manöver in der ersten Runde nieder und verbesserte seine Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung - vor dem möglichen vorzeitigen Abschied von McLaren-Mercedes.

"Wir sind Rad an Rad auf die Kurve zugefahren, und ich hatte Glück, dass ich innen war", kommentierte Alonso die kritische Situation mit Hamilton. Der sah die Aktion weniger entspannt: "Fernando sagt oft etwas über unfaire Rennfahrer. Ich als junger Rennfahrer, der zu so jemandem wie ihm aufschaut, sieht ihn nach so einer Aktion nicht als Vorbild. Er hat mich da ganz schön von der Strecke gedrückt", erklärte der 22-Jährige.

Von der Überlegenheit der Ferrari war Alonso nicht überrascht. "Es werden aber wieder Strecken kommen, die unserem Auto besser liegen", sagte der Spanier. "Es wird wieder enger im WM-Kampf", meinte auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Aber Lewis und Fernando haben nach wie vor beste Chancen."

Räikkönen sieht nach seinem dritten Spa-Sieg in Folge aber wieder bessere Möglichkeiten, vielleicht doch noch den Titel zu holen. "Es ist noch immer ein weiter Weg. Aber wir haben nicht aufgegeben, und in den letzten drei Rennen kann noch alles passieren."

Bester Deutscher auf Rang 5

Bester Deutscher beim 14. von 17 WM-Läufen war vor mehr als 65.000 Zuschauern erneut der Mönchengladbacher Nick Heidfeld, der im BMW-Sauber als Fünfter den Titel "Best of the Rest" holte. Direkt dahinter landete Nico Rosberg (Wiesbaden) im Williams-Toyota, der als möglicher Alonso-Nachfolger bei McLaren-Mercedes gehandelt wird, zum dritten Mal in dieser Saison auf Rang sechs.

Ohne Punkte blieben Ralf Schumacher (Kerpen/Toyota) auf Rang 10 und Adrian Sutil (Gräfelfing/Toyota) auf Position 14. Sebastian Vettel (Heppenheim) schied nach 8 Runden wegen Problemen an der Lenkung seines Toro-Rosso-Ferrari aus.

Beim Start, der das Rennen fast schon entschied, waren sich hinter den Ferrari von Räikkönen und Massa die Silberpfeil-Piloten ganz nah gekommen. In der Spitzkehre La Source wenige Meter nach dem Start berührte der driftende Alonso seinen Teamkollegen, der einen weiteren Weg durch die Auslaufzone nehmen musste. Dennoch fuhr er vor dem Spanier auf die berüchtigte Eau-Rouge-Kurve zu, in der sich Alonso aber an ihm vorbeiquetschte und diese Position bis ins Ziel nicht wieder hergab.

Alonso Kronzeuge der Anklage

In der Spionage-Affäre hatte Alonso zuvor eine pikante Rolle gespielt. Als Kronzeuge der Anklage hat der Spanier vor dem World Motor Sport Council des Automobil-Weltverbandes FIA sein eigenes Teams schwer belastet und die Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen Dollar und die Aberkennung aller WM-Punkte in der Konstrukteurs-WM durch seine Aussagen erst ermöglicht. "Er war uns eine große Hilfe und hat gut kooperiert. Ohne ihn hätten wir das bestimmt nicht geschafft", lobte FIA-Präsident Max Mosley.

Von Konsequenzen für den Weltmeister wollen die Silberpfeile um McLaren-Chef Ron Dennis, der angeblich erst nach einer Erpressung des Spaniers per Selbstanzeige versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war, aber noch nichts wissen. Offenbar will das Team die Saison mit Anstand irgendwie über die Bühne bringen und Alonso dann vermutlich in der Winterpause den Laufpass geben - möglicherweise mit dessen dritten WM-Titel im Marschgepäck.

Details über die Auseinandersetzung zwischen Alonso und Dennis wurden nicht verraten. "Was Fernando damit erreichen wollte, ist ein Interna", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug am Samstagabend im aktuellen Sportstudio des ZDF. Ob der Titelverteidiger noch eine Zukunft im Team habe, wollte der Schwabe nicht verraten: "Ich beteilige mich nicht an dieser Diskussion."

Dagegen sieht es danach aus, dass McLaren-Mercedes auf eine Berufung gegen den Abzug aller Konstrukteurspunkte und die Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen Dollar (72 Millionen Euro) verzichtet. "Wenn ich mich entschließe, dieses Kapitel zu beenden, tue ich das im Interesse des Sports. Was nützt uns eine Schlammschlacht?", sagte Dennis.

von Thomas Straka, sid

Quelle: ntv.de

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