Cockpit in Gefahr Ralf Schumacher unter Druck
22.05.2007, 14:58 UhrAls "Auslaufmodell" verspottet, vom Teamkollegen locker überholt und den potenziellen Nachfolger im Nacken: Ralf Schumacher scheint ungebremst in eine Sackgasse zu rasen. Von einem Karriereknick oder gar einem Karriere-Ende will der Toyota-Pilot trotz eines bislang enttäuschenden Formel-1-Jahres aber nichts wissen. "Eines ist sicher, ich werde auch in der nächsten Saison dabei sein", kündigte der Kerpener vor dem Großen Preis von Monaco an. An einen Ausstieg "denke ich keinen Moment".
Nur ein WM-Punkt
Auf einen mickrigen WM-Punkt beim Auftakt in Melbourne hat es Schumacher bislang gebracht. Danach folgten mit den Plätzen 15 und 12 sowie dem technisch bedingten Ausfall zuletzt in Barcelona drei Null-Nummern. Da gibt es auch für ihn nichts zu beschönigen. "Der Start war ja okay", urteilte Schumacher. "Dann lief es allerdings nicht mehr optimal. Mal lag's am Auto, mal war's ganz einfach Pech - und ich hab sicher auch Fehler gemacht."
"Großen Schritt nach vorne"
Beim fünften Lauf im Spielerparadies Monte Carlo hofft Schumacher darauf, dass sich das Blatt wendet und ihm das Glück wieder hold wird. "Da bin ich ganz zuversichtlich. Bei den Testfahrten letzte Woche in Le Castellet haben wir viel an der Aerodynamik und an der Reifenabstimmung für Monaco gearbeitet", wies der 31-Jährige auf die viel versprechende Grand-Prix-Vorbereitung in Südfrankreich hin.
Auf dem 3,340 Kilometer langen Stadtkurs platzierte sich Schumacher als Sechster und Achter in den vergangenen Jahren jeweils in den Punkterängen. Mit Williams-BMW hatte er in dem Fürstentum 2002 sogar Rang drei und im Folgejahr den vierten Platz nach Pole Position geholt. So gut dürfte es dieses Mal nicht laufen, aber "einen großen Schritt nach vorne" werde Toyota auf jeden Fall machen, versicherte Schumacher. "Wie weit nach vorne, das werden wir erst vor Ort sehen."
Kein Grand-Prix-Sieg in Sicht
Zu den Sieganwärtern zählt Schumacher in Monaco jedenfalls nicht. Und ob es mit dem ersten Grand-Prix-Erfolg für das in Köln ansässige japanische Team noch 2007 klappt, wie vor dem Saisonstart großspurig angekündigt, scheint angesichts der bisherigen Leistungskurve zweifelhaft. "Ein Traum bleibt es", schwächte der von der Realität unsanft eingeholte Rennfahrer ab. "Wir stehen ja erst bei Rennen 5 von 17. Da kann noch einiges passieren..."
Gar nicht der Bruder - Konkurrenz außer Reichweite
Derzeit muss der WM-13. aber eher schauen, dass er den Anschluss nicht komplett verliert. Die Konkurrenten von McLaren-Mercedes und Ferrari sind außer Reichweite. Beim deutschen Formel-1-Quartett ist Schumacher nur die Nummer 3 hinter BMW-Sauber-Mann Nick Heidfeld und Nico Rosberg vom Toyota-Motorenpartner Williams - was besonders schmerzt. Dabei strebte "Schumi II" nach dem Rücktritt seines Bruders Michael wenigstens den Nummer-1-Status in Deutschland an. Davon ist längst nicht mehr die Rede. "Im Moment kämpfe ich darum, in die Nähe des Podests zu kommen, gewiss aber nicht darum, in die Fußstapfen eines siebenmaligen Weltmeisters zu treten", korrigierte er unlängst seine Ansprüche nach unten.
Trulli vor Schumacher
Eine nennenswerte Steigerung wird dringend nötig sein, um auch 2007 im Cockpit zu sitzen. Teamkollege Jarno Trulli liegt im Qualifikationsvergleich 4:0 und bei den Punkten 4:1 vorn. Der Italiener ist bei Toyota fix, während Schumachers Vertrag nach dieser Saison ausläuft. "Mit Toyota werden wir im Sommer reden, wie es weitergeht. Da gibt's keinen Zeitdruck", versicherte der auf ein Jahresgehalt von 14 Millionen Euro taxierte Großverdiener. "Wir sind ganz entspannt", meinte Motorsport-Präsident John Howett und wies darauf hin, dass die Option beim Team liege. Angeblich steht in dem derzeit für Super Aguri fahrenden Japaner Takuma Sato schon ein heißer Kandidat als Schumacher-Nachfolger bereit.
Von Elmar Dreher, dpa
Quelle: ntv.de