Sport

"Direkte Terrordrohungen" Rallye Dakar abgesagt

Aus Angst vor Terroristen ist die Wüstenrallye Dakar erstmals in ihrer 30-jährigen Geschichte ins Wasser gefallen. Einen Tag vor dem Start der 30. Auflage in Lissabon gab der Veranstalter ASO die Absage bekannt, nachdem es eine Reisewarnung der französischen Regierung für Mauretanien gegeben hatte. Es habe "direkte Drohungen von Terrorgruppen gegen die Rallye" gegeben, erklärte die ASO.

In dem westafrikanischen Land Mauretanien hätten in den Dünen der Sahara 8 der insgesamt 15 Etappen stattfinden sollen. "Die Dakar ist abgesagt, denn wir hatten keine Alternative. Wir sind sehr enttäuscht, dass die Arbeit eines ganzen Jahres umsonst war. Aber das ist nicht das Ende der Dakar", sagte Dakar-Chef Etienne Lavigne später auf einer Pressekonferenz und bezeichnete die Absage als einen "Sieg des internationalen Terrorismus".

Die ASO-Entscheidung war nach "zahlreichen Gesprächen mit der französischen Regierung und besonders dem Außenministerium und unter Abwägung derer eindeutigen Empfehlungen" getroffen worden.

Drei Soldaten getötet

In Mauretanien hatten am 24. Dezember Terroristen, die zu einer algerischen Gruppe der El-Kaida gehören, vier französische Touristen ermordet. Drei Tage waren im Norden des Landes drei Soldaten getötet worden. Die mauretanische Regierung, die zu Sicherung der Rallye 4000 Soldaten und Zivilkräfte einsetzen wollte, war der Meinung, dass keine Gefahr bestehe.

"Wir respektieren die Entscheidung im Sinne der Sicherheit, die auch für uns höchste Priorität hat. Für alle im Team ist die Absage eine große Enttäuschung, denn jeder hat sich darauf gefreut, hier in Lissabon in einem sportlich fairen Wettbewerb zu starten", sagte VW-Motorsportdirektor Kris Nissen. Die Wolfsburger wollten 2008 endlich den ersten Diesel-Sieg bei der Dakar erringen und hatten dafür vier Werks-Touareg aufgeboten. Insgesamt investiert VW angeblich rund 30 Millionen Euro jährlich in das Rallye-Projekt. Rekordsieger Mitsubishi, der seit 2001 ungeschlagen ist, lässt sich das Spektakel rund 20 Millionen Euro kosten.

"Ich kann die Entscheidung verstehen. Wir hatten in den letzten Tagen ständigen Kontakt mit den Veranstaltern. Unter dem Aspekt der Sicherheit gab es keine andere Möglichkeit, als die Rallye abzusagen", sagte Teamchef Sven Quandt vom hessischen X-raid-Team, der drei BMW X3 einsetzen wollte.

Finanzieller Schlag

Für viele Privatfahrer ist die Absage ein schwerer Schlag, auch finanziell. "Ich bin geschockt, dass die Rallye abgesagt wurde. Man hätte zumindest in Portugal und Marokko fahren und dann von Tag zu Tag entscheiden sollen", sagte die frühere DTM-Pilotin Ellen Lohr. Viele Sponsorenverträge beginnen erst mit dem Start der Rallye.

Auch bei den Motorradfahrern wurde die Absage mit Verständnis, aber auch Bedauern aufgenommen. "Wir stehen hundertprozentig hinter dieser Entscheidung, die Sicherheit geht vor", sagte Teamchef Heinz Kinigadner von KTM: "Für ein Unternehmen wie KTM ist das aber ein schwerer Schlag. Die Dakar ist die Basis für den Erfolg und die Philosophie von KTM." Den finanziellen Schaden für das Unternehmen schätzt "Kini" auf rund drei Millionen Euro.

In der langen Geschichte der Rallye seit 1979 ist es das erste Mal, dass die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen komplett abgesagt wird. Bislang waren lediglich einzelne Etappen ausgefallen. Zuletzt waren 2004 zwei Etappen in Mali aus Angst vor Überfällen von Rebellen abgesagt worden.

Möglicher Überfall

Die wohl spektakulärste Aktion hatte es 2000 gegeben, als die Rallye-Organisatoren wegen Terrorwarnungen vier Etappen im Niger abgesagt und alle Teilnehmer nach Libyen ausgeflogen hatten. Französische und US-Geheimdienste hatten die Rallye-Veranstalter vor einem möglichen Überfall gewarnt, das französische Verteidigungsministerium die Bedrohung als real eingestuft.

Der Einsatz von zwei riesige russische Transportflugzeugen vom Typ Antonow 124, die in 18 Flügen rund 1500 Personen, 64 LKW, 150 Autos und 144 Motorräder ausflogen, kostete damals rund 9 Millionen Mark. Im Nachhinein kamen Gerüchte auf, dass es sich bei den angeblich auf Satellitenfotos erkannten rund 300 Rebellen lediglich um Tausende von Kamelen gehandelt haben soll.

Quelle: ntv.de

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